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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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die Hand fest am Knauf seines Schwerts.
    Ob er versuchen wird, Richard umzubringen?, überlegte Jonas. Hier und jetzt? Was können wir dagegen tun?
    »Und doch wurdet ihr hintergangen«, erwiderte Richard spöttisch. »Spione haben mir berichtet, dass ihr hier seid.«
    »Spione haben uns berichtet, dass nicht alle Eure Untertanen treu ergeben sind«, erwiderte Alex und trat neben Chip. »Einige Eurer Edlen haben sich geweigert, für Euch zu kämpfen.«
    Jonas dachte an Lord Stanley, der sich weigerte, für Richard zu kämpfen, selbst wenn es den Tod seines eigenen Sohnes bedeutete. Richard verzog gequält das Gesicht, als habe Alex ihm einen Schwerthieb versetzt. Jonas rechnete damit, dass er die Beleidigung erwidern, vielleicht sogar zum Schwert greifen würde. Schützend legte er Alex von hinten den Arm um die Schulter, bereit, ihn beim ersten Schwertstreich fortzuziehen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Katherine bei Chip das Gleiche tat.
    Aber Richard griff nicht zum Schwert. Er fiel auf die Knie und verneigte sich vor Chip.
    »Mein Neffe«, murmelte er. »Ich habe vor Gott und den Menschen gesündigt, aber mir wurde eine zweite Chance zuteil. Wenn diese Schlacht vorüber ist … wenn wir Heinrich Tudor bezwungen haben …« Er hob den Kopf und seine Augen bohrten sich tief in Chips. »Sobald diese Schlacht vorüber ist, werde ich dir deine Krone zurückgeben.«

Vierunddreißig
    Jonas war sprachlos. Mit dieser Komplikation hatte er nicht gerechnet, nicht in seinen wildesten Träumen hätte er das für möglich gehalten.
    Warum hat uns HK davor nicht gewarnt?, fragte er sich. Vielleicht sah er es zu eng, aber es wäre doch wesentlich sinnvoller gewesen, HK hätte zu ihm und Katherine gesagt, dass sie Chip und Alex aus der Zeit holen durften, »nachdem Richard Chip die Krone angeboten hat«, statt »nachdem er sie gesehen hat.«
    Ehe Chip etwas erwidern konnte, erhob sich aus der Menge eine Woge überschwänglicher Jubelrufe, Schreie und Schreckenslaute, in der alles andere unterging. Wie können so viele Leute gehört haben, was Richard gerade gesagt hat?, wunderte sich Jonas. Doch die Aufregung galt nicht Richards Bekundung. Die Männer reagierten auf etwas, was sich draußen auf dem Schlachtfeld ereignet hatte.
    »Das ist Norfolk.«
    »Norfolk liegt am Boden.«
    »Norfolk ist tot!«
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht in der Menge, eine Neuigkeit löste die nächste ab.
    Jonas erinnerte sich, dass Richard gesagt hatte, auf Norfolks Männer könne er sich verlassen, und Chip hatte gemeint, dass Norfolks Männer am verbissensten kämpften.
    Richard war wie vom Donner gerührt.
    Er erhob sich mühsam von den Knien und bestieg sein Pferd. So hoch über der Menge konnte er vermutlich direkt aufs Schlachtfeld sehen.
    »Mein Freund Norfolk ist gefallen«, murmelte er mit bebender Stimme. »Doch jetzt wird sein Sohn das Heft in die Hand nehmen.«
    Selbst Jonas, der von mittelalterlicher Schlachttaktik nicht das Geringste verstand, konnte sehen, dass »Norfolks Mannen« in wilder Unordnung auseinandertrieben, unfähig, ohne ihren eigentlichen Anführer weiter vorzustoßen. Ein Trupp Soldaten hinter gelben Bannern rückte gegen sie vor und drängte Norfolks Armee immer weiter zurück.
    Richard sah zu Chip herab.
    »Ich muss die Krone verteidigen, die ich dir übergeben will«, sagte er. »Das wird meine letzte Tat als König sein«. Er wendete sein Pferd und galoppierte davon.
    Jonas verlor ihn in dem Chaos eine ganze Weile aus den Augen. Dann tauchte der König im Herzen der Schlacht wieder auf. Er ritt an der Spitze eines Sturms über das Feld, mitten durch das Kampfgetümmel. Eswar nicht schwer, sein Vorankommen zu verfolgen, denn er hatte sich die Krone auf den Helm gestülpt und sie glitzerte im Sonnenlicht. Er war der Einzige auf dem Schlachtfeld, der eine Krone trug.
    Richard passierte die Heerscharen unter dem gelben Banner, die Norfolks Männer hinweggefegt hatten; er ritt mitten in die Truppen von Heinrich Tudor hinein. Es war ein gewaltiger Vorstoß, niemand schien ihm etwas anhaben zu können.
    Dann erreichte Richard den Mann, der Heinrich Tudors Drachenbanner trug. Das Banner fiel zu Boden.
    »Hat er etwa Heinrichs Standartenträger getötet?«, murmelte Chip verblüfft. »Ist er wirklich drauf und dran, Heinrich zu töten?«
    Doch kurz darauf war es Richard, der zu Boden stürzte. Nein, warte, dachte Jonas. Es ist gar nicht Richard, der verletzt ist, sondern sein Pferd. Das weiße Fell des

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