Die Intrige
Spencer Rajan.«
»Spencer Rajan hat dich gefragt, ob du mit ihmgehen willst?«, staunte Jonas. »Das wusste ich gar nicht.«
Katherine ignorierte ihn.
»Aber weißt du was, Chip?«, sagte sie und lehnte sich noch dichter an ihn. »Wenn
du
mich gefragt hättest, ob ich mit dir gehen will, hätte ich Ja gesagt. Das hätte mir was bedeutet.«
Sie schwankte ein bisschen auf den Zehenspitzen, weil ihre schlammverkrustete Rüstung so schwer war, dann beugte sie sich vor und gab ihm einen klitzekleinen Kuss auf die Wange.
Zuerst geschah gar nichts. Doch dann flammte um Chips Gesicht ein schwaches Licht auf; es war sein Marker, der kaum von ihm zu unterscheiden war. Der Marker starrte weiter geradeaus aufs Schlachtfeld, aber Chip wandte den Kopf und sah Katherine an.
»Wirklich?«, fragte er leise, und sein fast unsichtbarer Mund bewegte sich, während der seines Markers weiter geschlossen blieb. »Magst du mich wirklich?«
Dreiunddreißig
»Was denkst du denn?«, erwiderte Katherine. »Immerhin bin ich für dich ins fünfzehnte Jahrhundert gekommen, oder etwa nicht?« Sie trat einen Schritt zurück, als staune sie selbst darüber, dass Chip sie gehört hatte. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Und das nicht nur, weil ich jetzt weiß, dass du mit fünfzehn wirklich scharf aussehen wirst.«
»Ja?«, fragte Chip. »Scharf? Meinst du wirklich?«
»Hallo, könnt ihr das romantische Geschäker mal abstellen?«, mischte sich Jonas dazwischen. Beide, Chip und Katherine, drehten sich verärgert zu ihm um. »Oder es für später aufheben?«, lenkte Jonas ein. »Im Moment haben wir wirklich andere Sorgen.«
»Fürwahr, die Schlacht«, sagte Chip. Sein Gesicht begann sich wieder in die ältere, mittelalterliche Ausgabe seiner selbst zurückzuziehen, in seinen Marker.
»Nein, Chip, warte«, sagte Jonas schnell. »Katherine und ich wollen dich und Alex hier rausholen. Damit ihr in der Schlacht nicht umkommt.«
Chips Gesicht verharrte nur eine Winzigkeit von seinem Marker entfernt.
»Ich sterbe nicht in der Schlacht«, sagte er zuversichtlich. »Ich weiß das Schwert trefflich zu führen. Das sagen alle.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Jonas. »Sämtliche Zeitexperten sagen, dass du und Alex sterben werdet, wenn wir euch nicht hier rausholen.«
Jonas sah ein Licht aufblitzen. Es war Chips Arm, der sich von seinem Marker löste, als er Alex an der Schulter packte.
» Er
wird sterben?«, fragte Chip. »Mein Bruder?«
Da kam Jonas eine Idee.
»Hol ihn von seinem Marker weg«, sagte er. »Er soll erfahren, was passieren wird.« Es hatte schon einmal funktioniert, erinnerte er sich. Chip hatte Alex von seinem Marker trennen können, als Jonas und Katherine es nicht geschafft hatten.
Chip sah sich um, wobei sich sein Kopf noch deutlicher von seinem Marker löste. Keiner der Soldaten um sie herum achtete auf die beiden Prinzen. Alle starrten wie gebahnt auf das Schlachtgeschehen. Chip zog seinen Bruder an der Schulter.
Alex streckte den Kopf vor, während sein Markergesicht zurückblieb. Benommen sah er sich um und richtete den Blick dann langsam auf Jonas und Katherine.
»Zwei Jahre«, murmelte er. »Seit zwei Jahren habeich mit diesem Hirn nicht mehr richtig denken können.«
»Wir sind kurz davor, euch mit zurückzunehmen«, sagte Jonas. »Danach hast du alle Zeit der Welt, um mit diesem Hirn zu denken.«
Alex blinzelte.
»Ich –«, sagte er.
Urplötzlich übertönte donnernder Hufschlag das, was Alex hatte sagen wollen. Ein Mann auf einem weißen Pferd sprengte auf sie zu, er hatte sich im Sattel vorgebeugt, den Blick fest auf sein Ziel gerichtet.
Es war König Richard III.
Jonas erstarrte. Das ist unser Zeichen! Am liebsten hätte er Katherine zugerufen: »Weißt du noch? Wir können sie rausholen, nachdem Richard sie gesehen hat!«
Dann mussten er und Katherine Richard ausweichen, der geradewegs auf Chip und Alex zusprengte. Beide waren wieder voll und ganz mit ihren Markern verschmolzen und starrten zu ihrem Onkel hinauf. Rings um sie herum hatten die Soldaten die Schwerter gezückt, doch Jonas war nicht klar, ob sie bereit waren, Richard anzugreifen oder ihn zu verteidigen.
Richard glitt vom Pferd. Seine Augen huschten zwischen Chip und Alex hin und her.
»Meine Neffen«, sagte er voller Staunen, als könneer nicht glauben, was er da vor sich sah. »Dann ist es also wahr … ihr lebt?«
»In der Tat«, sagte Chip in herausforderndem Ton. »Entgegen Euren Wünschen.«
Mutig und stark stand er da,
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