Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
würden sich erinnern«, entgegnete Jonas.
    »Aber er hat auch gesagt, dass sie sich dafür entscheiden müssen, mitzukommen«, sagte Katherine. »Dass wir sie nicht zwingen können. Was ist, wenn sie sich nicht überzeugen lassen?«
    »Wenn wir dort sind, können wir uns immer noch Gedanken über die richtigen Worte machen«, sagte Jonas ungeduldig.
    Er ging einen Schritt und musste richtig Kraft aufwenden, so anstrengend war es, den Fuß aus dem Morast zu ziehen. In diesem Teil des Sumpfs war es sogar noch feuchter und der Morast noch tiefer.
    Und wenn es in Wirklichkeit Treibsand ist?, fragte ersich. Wenn wir hier stecken bleiben und sterben und unsere Gebeine hundert Jahre lang nicht gefunden werden?
    Er wusste nicht genau, warum ihm das so viel ausmachte, nicht nur das Sterben, sondern auch das Nicht-Gefundenwerden. Was war so wichtig daran, ob es hundert Jahre dauern würde, ehe irgendjemand erfuhr, dass er überhaupt gelebt hatte?
    Ich würde wollen, dass Mom und Dad wissen, was mit uns passiert ist, dachte er. Sie sollen wissen, dass wir versucht haben, mutig zu sein und etwas Gutes zu tun.
    Wieder fühlte er sich schwummrig und durcheinander. Vielleicht war das einer der Sümpfe, von denen er bei den Pfadfindern gehört hatte. In ihnen gab es Sumpfgase, von denen man ohnmächtig wurde. Vielleicht waren sie so oder so verloren.
    »Jonas?«, fragte Katherine neben ihm. »Sind das die richtigen Truppen?«
    Sie deutete auf eine Ansammlung silberner Helme auf der Lichtung vor ihnen.
    Jonas versuchte sich an die Karte zu erinnern, die HK für sie gezeichnet hatte.
    »Ich glaube schon«, sagte er.
    Die Ansammlung von Helmen, das helle Sonnenlicht, die Schreie vom Schlachtfeld – alles war so viel lebendiger als auf HKs grober Bleistiftzeichnung. Es war schwer, sich zu orientieren.
    »Ich klettere auf den Baum hier und sehe mich um«, erklärte Katherine und setzte den Fuß an den Stamm einer Eiche mit tief herabhängenden Zweigen.
    Jonas dachte an die Pfeile, die ganz in der Nähe durch die Luft schwirrten.
    »Nein! Nein, ich mache das!«, sagte er und schob sie aus dem Weg.
    Er schob ein wenig zu fest und Katherine landete mit dem Hintern im Morast.
    »Idiot!«, rief sie zu ihm hinauf.
    Jonas machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten oder ihr wieder auf die Füße zu helfen. Er arbeitete sich den Baum hinauf. Bäume zu besteigen war noch etwas, was mit einer Rüstung ungleich schwieriger wurde. Schließlich klammerte er sich an den dicken Hauptast und spähte durch die Blätter.
    Vor sich sah er Hunderte von Silberhelmen auf den Köpfen Hunderter Soldaten, die sich an den seitlichen Ausläufern der Schlacht tummelten.
    »Und?«, rief Katherine von unten. »Kannst du Chip und Alex sehen?«
    »Ich … ich weiß nicht«, stammelte Jonas. Er hatte es sich nicht so schwer vorgestellt, die Freunde zu finden. Warum hatte er HK nicht gefragt, welche Art von Rüstung Chip und Alex tragen und wo sie sich genau aufhalten würden?
    Und wo er schon dabei war, warum hatte er keine Standortbestimmung per GPS verlangt?
    »Lass mich mal sehen«, forderte Katherine.
    »Nein, nein, bleib da, wo es sicher ist …«, begann Jonas.
    Aber Katherine hatte den Fuß bereits auf den untersten Ast gesetzt. Im nächsten Moment stand sie neben ihm auf der anderen Seite des Hauptasts. Schweigend überblickte sie die zahllosen Reihen der Helme.
    »Siehst du?«, sagte Jonas. »Es hat keinen Zweck, hier oben zu stehen, wir bringen uns nur selbst in Gefahr.«
    Katherine machte den Mund auf – um mich zu rüffeln, dachte Jonas. Oder um mit mir zu streiten. Doch dann überraschte sie ihn damit, dass sie den Kopf in den Nacken legte und aus Leibeskräften brüllte: »Chip Winston! Wo bist du?«
    Das ist ja wohl das Letzte, schäumte Jonas innerlich. Bei dem Schlachtengetöse kann sie sowieso keiner hören. Und wenn, sind es die falschen Leute. Soldaten, die uns für Spione halten womöglich. Wahrscheinlich suchen sie gar nicht erst nach uns, sondern setzen gleich den Baum in Brand.
    Zuerst geschah gar nichts. Dann drehte sich einer der Silberhelme ganz langsam um.

Zweiunddreißig
    »Dritte Reihe von hinten, der Vierte«, sagte Katherine und sprang vom Baum.
    Sie kam hart auf, fiel nach vorn und überschlug sich fast in ihrer Rüstung. Ein Teil ihrer Haare schleifte über den Boden, sodass sich zum Schlamm auf der Vorder- und Rückseite ihrer Rüstung noch ein wenig mehr hinzugesellte. Sie rannte los.
    »Warte auf mich!«, rief Jonas.
    Auch

Weitere Kostenlose Bücher