Die Intrige
sich hastig die Decke über den Bauch zog.
»Warum riecht es denn hier nach Pferdemist?«, wollte sie wissen.
»Geh weg«, verlangte Ethan. »Da kannst du doch nichts machen.«
Doch Natalka ignorierte die Bitte und setzte sich neben ihn aufs Bett.
»Hat Leonid dich geschlagen?«, fragte sie.
»Mit einem fetten Gummiriemen auf den Hintern«, bestätigte Ethan. »Ich hab fette blaue Flecken und durfte den ganzen Tag in den Ställen arbeiten. Sie geben mir die miesesten Aufgaben und ich darf erst nächsten Monat wieder in die Schule.«
»Hört sich fies an«, meinte Natalka. »Warum ist er denn so sauer auf dich?«
»Sie haben herausgefunden, dass ich im Internet war.«
»Was? Wo wir doch ins Internetcafé im Basar gehen?«
»Nein, hier. An Irenas Computer. Ich darf nicht online gehen, falls die Amerikaner mich überwachen oder so. Und jetzt darf ich vielleicht nicht nach Dubai zur Schule.«
»Mist«, fand Natalka. »Hast du versucht, mit Irena zu sprechen?«
»Leonid war zuerst bei ihr. Sie ist wirklich wütend. Ich musste zu ihr kommen und mich von ihr anschreien lassen. Sie hat gesagt, ich könne von Glück sagen, dass es nur drei Schläge waren, und dass es an der Zeit sei, dass ich mich wie ein Mann benehme und nicht wie ein verwöhntes Kind.«
»Kann ich irgendetwas für dich tun?«, fragte Natalka. »Wundsalbe oder so?«
»Ich hasse es hier so!«, beschwerte sich Ethan. »Ich wünschte, ich wäre tot!«
»Also jetzt klingst du wirklich wie ein verwöhntes Blag«, fand Natalka in ernstem Tonfall.
Ethan schluchzte laut auf. »Geh einfach weg!«
»Zwing mich doch«, entgegnete Natalka.
Ethan sah sie stirnrunzelnd an. »Was? Willst du mich jetzt auch noch ärgern, wie alle anderen?«
»Mann, Ethan!«, fuhr Natalka auf. »Deine Mutter ist tot, deine GroÃmutter liegt im Sterben und Leonid ist ein ScheiÃkerl. Du hast allen Grund, angenervt zu sein. Aber du musst kämpfen. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn du dich hier einigelst und jammerst.«
»Wenn ich noch mal Mist baue, knipsen mich Leonid und seine Jungs aus wie eine Laus«, schnaubte Ethan.
Natalka erhob sich. »Ich bin hergekommen, um zu sehen, ob es dir gut geht und ob ich dir vielleicht helfen kann. Aber jemandem, der aufgegeben hat, kann ich nicht helfen, also kann ich genauso gut runter an die Bar gehen. Wenn ich Glück habe, versucht Vlad, mich betrunken zu machen.«
Ethan brachte ein Lächeln zustanden. »Wie hältst du diesen Kerl nur aus? Das ist doch so ein Hohlkopf.«
»Er ist mein groÃer blonder Bimbo«, erklärte Natalka.
Ethan schien ein wenig munterer, griff in die Nachttischschublade und nahm sechs Tausend-Som-Scheine heraus.
»Wie wäre es, wenn du die Schule schwänzt und mit deinem Bimbo zum Basar gehst?«, fragte Ethan. »Du musst mir einen USB -Stick kaufen. Das hier sollte für einen mit sechzehn oder zweiunddreiÃig Gigabyte reichen. Nimm den mit der gröÃten Kapazität und den kleinsten MaÃen, den du kriegen kannst. Und dann musst du in eines der Web-Cafés gehen und eine Datei für mich herunterladen.«
Natalka wirkte unsicher. »Warum brauchst du denn einen Speicherstick? Du hast doch nicht mal einen Computer?«
»Je weniger du weiÃt, desto besser«, behauptete Ethan. »Aber du hast gesagt, du wolltest mir helfen. Und das Wechselgeld kannst du behalten. Damit kannst du dich zu Tode rauchen oder Kondome kaufen, um diesen Bimbo zu poppen. Nimm aber die supersicheren, du willst bei diesem Affen schlieÃlich keine Unfälle riskieren.«
Natalka war froh, zu sehen, dass es Ethan wieder besser ging, doch das gab ihm noch lange nicht das Recht, frech zu werden.
»Du bist auf dem besten Weg, dir eine zu fangen«, warnte sie ihn. »Aber ich werde sehen, was ich tun kann.«
9
Jedes neue Grauhemd hat eine Woche Zeit, sich von den Strapazen zu erholen. Für Ning bestanden die ersten beiden Tage hauptsächlich aus Essen, Schaumbädern und viel Schlaf, doch als ihre Energie im Laufe der Woche wiederkehrte, wurde ihr langweilig.
Abgesehen von Leon und Daniel waren die anderen den ganzen Tag über entweder im Training oder in der Schule und mit den Zwillingen hatte sie in der Grundausbildung erst einmal mehr als genug Zeit verbracht.
Doch am Freitagabend brachte eine Party im sechsten
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