Die Intrige

wollte Ryan wissen.
    Â»Wir haben ungefähr zweihundert davon von der Festplatte gezogen, und sie gehen bis zu dem Zeitpunkt vor fünf Jahren zurück, als der Rechner installiert wurde«, erzählte Amy. »Die Leute vom Informationsmanagement arbeiten sich noch durch die ganzen Daten. Es gibt immerhin ein paar Informationen über die geheimen Bankkonten des Aramov-Clans und die Namen von einigen bislang unbekannten Verbündeten der Aramovs, bei denen man weiter nachforschen kann.«
    Â»Soll ich Ethan etwas sagen, wenn ich das nächste Mal mit ihm rede?«, erkundigte sich Ryan.
    Â»Im Moment kannst du ihn nur hinhalten«, erwiderte Amy. »Sag ihm, du konntest dir die Informationen bislang nur flüchtig ansehen, weil du so viele Hausaufgaben hast. Ethan fängt an einer neuen Schule an, daher wird er in den nächsten Tagen hoffentlich mit anderen Dingen beschäftigt sein.«
    Die Erwähnung von Ethan ließ Ning und Alfie sich nervös ansehen und unsicher lächeln.
    Â»Dann stehen die Pläne für heute also fest?«, fragte Alfie.
    Â»Sieht so aus«, antwortete Amy. »Die zivile Luftfahrt muss ihre Flugpläne mindestens drei Stunden vor Abflug bekannt geben. Ein in Kirgistan registriertes Flugzeug, das unter dem Banner von Clanair fliegt, der Fluglinie der Aramovs, hat einen Plan für einen Flug vom Kreml ins Emirat Sharjah eingereicht.«
    Â»Fliegt Ethan nicht nach Dubai?«, wunderte sich Alfie.
    Amy schüttelte den Kopf.
    Â»Dubai hat einen erstklassigen internationalen Flughafen mit allen dazugehörigen Kosten und Sicherheitsbestimmungen. Der Flughafen von Sharjah liegt nur zwanzig Kilometer weiter. Hauptsächlich ist es ein Frachtflughafen, aber dort landen auch viele der Billigflieger aus weniger glamourösen Orten, so wie Kongo, Afghanistan oder Zentralasien. Die Aramovs stehen auf sehr gutem Fuß mit den Behörden in Sharjah und ihre Flugzeuge starten und landen dort regelmäßig mit minimalen Abfertigungsformalitäten.
    Sobald der Flugplan der Aramovs bekannt war, habe ich meinen eigenen für ein kleines Flugzeug aus Ägypten eingereicht. Ich habe der DESA -Schule erzählt, dass Alfie mit diesem Flug eintrifft, und sie schicken einen Bus, der dich abholt. Da die Flugzeuge nur wenige Minuten nacheinander landen, ist es ziemlich sicher, dass Alfie mit Ethan zusammen im Bus zur Schule fährt.«
    Zwischen Alfie und Ning bestand eine friedliche Konkurrenz darum, wer sich zuerst mit Ethan anfreunden würde, und Alfie konnte nicht widerstehen, Ning die Zunge herauszustrecken.
    Â»Ich sorge dafür, dass mein Schachspiel aus dem Rucksack rausguckt«, verkündete Alfie. »Wenn wir an der Schule ankommen, werden wir schon die besten Freunde sein.«
    Ryan lachte.
    Â»Versuch nur nicht, tatsächlich im Schach gegen Ethan anzutreten. Du bist immer noch so schlecht, dass er dich in weniger als zehn Zügen vom Brett fegt.«
    Â»So ist die Lage im Augenblick«, meinte Amy, sah Ning an und rieb sich die Hände. »Deine erste Mission, nicht wahr? Ich wette, du bist ganz schön aufgeregt.«
    Ning nickte. »Ja schon, ich freue mich, aber ich habe auch Angst, alles falsch zu machen.«
    *
    Alex und Boris hatten so viele Drohungen ausgestoßen, dass Ethan hoffte, sie würden diese vergessen haben, wenn er aus Dubai zurückkam, doch als er kurz duschte und sich saubere Sachen anzog, zitterte er immer noch ein wenig.
    Während er sich die Schuhe zuband, kam Andre herein. Er rollte Ethans größten Koffer zum Aufzug und Ethan ergriff zwei kleinere Taschen und seinen neuen Laptop und schleppte sich damit ab.
    Â»Du erzählst mir doch, wie es ist, oder?«, fragte Andre eifrig, während sie mit dem klapprigen Aufzug nach unten fuhren. »Ich glaube, ich würde auch gerne ins Internat gehen, aber ich muss meinen Vater fragen …«
    Â»Das könnte hart für dich werden«, warnte Ethan. »Ich will nicht sagen, dass du zu blöd bist oder so, aber dein Englisch ist nicht so toll, und du wärst wahrscheinlich immer hinter den anderen her, denn die OS 11 ist ja nicht gerade eine Eliteschule.«
    Â»Mein Vater würde es wahrscheinlich sowieso nicht erlauben«, meinte Andre traurig. »Ich wünschte nur, dass mein Leben nicht so langweilig wäre.«
    In der Lobby wartete ein Gepäckträger vom Flughafen. Er sah auf die Uhr, um anzudeuten, dass Ethan spät dran war,