Die Intrige
Ablaufrinne an der Wand hingen immer noch verkrustete Dungreste.
In der Zelle befanden sich ein groÃer Eimer, der entweder als Toilette dienen konnte oder umgedreht auch als Sitz, eine vergilbte Matratze und ein paar Kissen.
»Ich heiÃe Michael«, sagte der Junge. »Ich will kein fieser Kerl sein, aber der Boss hat gesagt, wenn du Ãrger machst, soll ich dich schlagen. Ich hole dir einen Becher und eine Zahnbürste. Eines der Küchenmädchen bringt dir dein Essen, Okay?«
»Fantastisch«, bemerkte Ethan säuerlich, als er sich umsah und feststellte, dass das einzige Licht durch die Risse im Blechdach und einen winzigen Fensterschlitz etwas über Augenhöhe fiel. »Was ist das hier eigentlich für ein Ort? Ich meine, diese Tiere da drauÃen sind doch keine Haustiere?«
Michael schüttelte den Kopf und zog sich aus dem Käfig zurück.
»Ich darf nicht mit dir sprechen«, erklärte er. »Der Boss zieht mir die Haut ab, wenn ich es tue.«
*
Ning hatte ein komisches Gefühl, als sie frühstücken ging. Es war ein Sonntag und das Schuljahr bei DESA fing erst morgen an. Die meisten Schüler würden erst am Abend anreisen, während sich Ning bereits Gedanken über ihre Abreise machte.
Es war sinnlos, weiter an der DESA zu bleiben, wenn Ethan nicht kam, aber CHERUB würde sie ein oder zwei Wochen lang bleiben lassen, damit die Schule nicht misstrauisch wurde, wenn gleich drei neue Schüler entweder nicht kamen oder sofort wieder verschwanden.
Während sie gummiartiges Rührei aà und versuchte zu entscheiden, ob sie den Halal-Schinken mochte oder nicht, hoffte sie, dass Amy dafür sorgen würde, dass sie hinausgeworfen wurde, und dass sie dabei kreativ sein durfte. Sie könnte Feueralarm auslösen, die Badezimmer überschwemmen oder einem Lehrer einen Basketball an den Kopf schieÃen.
»Was denkst du?«, fragte Alfie, als er sich in Jeans und einem Polohemd ihr gegenüber niederlieÃ. Er hatte die Haare glatt zurückgestrichen und trug eine eng anliegende Sonnenbrille auf dem Kopf.
»Ich habe daran gedacht, dass wir beide hinausgeworfen werden könnten, wenn wir da drauÃen auf den groÃen Baum klettern und den Direktor mit Eiern bewerfen«, antwortete Ning.
»Nett«, fand Alfie. »Warum trägst du Uniform?«
Ning zuckte mit den Achseln. »Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich dachte, wir müssten sie immer tragen.«
»Hast du mit Amy gesprochen?«, wollte Alfie wissen und steckte sich einen ganzen Kartoffelpuffer in den Mund.
Ning schüttelte den Kopf.
»HeiÃ!«, schrie Alfie und spuckte einen Mund voll Kartoffelstückchen auf den Teller. »Auuutsch!«
»Igitt«, machte Ning und wandte sich ab, als Alfie den Orangensaft in groÃen Schlucken hinunterstürzte, um seinen Mund zu kühlen. »Mit dem schicken Hemd und der Sonnenbrille hast du eigentlich ganz cool ausgesehen, aber deine Essmanieren haben den Eindruck ein wenig ruiniert.«
»Ich bin zum Golfen gekleidet«, erklärte Alfie. »Gestern Abend habe ich ein paar Jungen kennengelernt, die mich um elf auf eine Runde eingeladen haben.«
»Von Golf an einer Schule habe ich noch nie etwas gehört«, wunderte sich Ning lächelnd. »Kannst du denn spielen?«
»Ganz schlecht«, bekannte Alfie. »Aber da Ethan sowieso nicht hier ist, was soll ich da schon den ganzen Tag machen?«
»Wenn du aufgehört hast, dich einzusauen, könnten wir auf mein Zimmer gehen â¦Â«
»Und wilde, leidenschaftliche Liebe machen«, unterbrach sie Alfie mit seinem heftigsten französischen Akzent.
»Noch mehr igitt«, fand Ning. »Und halt die Klappe, ich versuche, ernsthaft zu sein.«
Sie sah sich um, um zu sehen, ob jemand in Hörweite war, bevor sie fortfuhr: »Wir müssen Amy anrufen und herausbekommen, was los ist.«
Zu Nings Zimmer brauchte man ein paar Minuten zu FuÃ. Die Gebäude der DESA -Schule waren zwar den traditionellen englischen Internatsgebäuden nachempfunden und hatten schwere Eichentüren und Spitzbogenfenster, doch sie waren erst drei Jahre alt. Die Gänge wirkten steril und eine summende Klimaanlage versuchte gegen die drauÃen herrschende Hitze anzukämpfen.
»Meines geht auf die Spielfelder hinaus«, erzählte Alfie, als er eintrat und Nings Zimmer betrachtete. Ihre halb ausgepackten Sachen waren über das Bett und
Weitere Kostenlose Bücher