Die Intrige
aufgebaut und Leonids Flieger besorgen den Transport.«
»Und was ist das hier?«, wollte Ethan wissen. »Das sind doch keine Nutztiere da drauÃen.«
»Wenn du ein Tier willst â Kessie kann es dir besorgen. Tot, lebend, ausgestopft oder gehäutet. Elfenbein, Leder, sogar gemahlenes Rhinozeroshorn für geile Chinesen. Und dann die Wildreservate. Reiche Männer sind zu faul, um in den Busch zu gehen und vier Tage nach einem Tier zu jagen, also züchten wir sie in Gefangenschaft und verkaufen sie an die Wildparks. Die stecken so viele Tiere in ihre Parks, dass selbst der fetteste Ami mit einer Trophäe für seine Wand nach Hause ziehen kann.«
»Hört sich nach einem guten Geschäft an«, fand Ethan. »Und ich nehme an, der Verkauf von Tieren an die Wildparks lässt die Schmuggelei ein wenig legaler aussehen.«
Kessie grinste.
»Du bist ein schlaues Kerlchen, Ethan.«
»Leonid ist nicht so clever«, stellte Ethan fest. »Die Leute fürchten ihn, aber meine GroÃmutter hat in der kleinen Zehe mehr Gehirn als er im Kopf. Und auch wenn sie eine alte kranke Frau ist â wenn sie das hier herausfindet, sind Sie erledigt.«
»Das ist seit Monaten sorgfältig geplant«, sagte Kessie und wedelte abwehrend mit dem Arm.
»Geben Sie mir ein Telefon«, verlangte Ethan kühn. »Ich spreche mit meiner GroÃmutter. Wir geben Ihnen das Doppelte von dem, was Leonid Ihnen zahlt, um mich hier zu behalten. Und das weià meine GroÃmutter mittlerweile bestimmt schon, weil ich nicht in der Schule aufgetaucht bin.«
Kessie schien das äuÃerst lustig zu finden.
»Leonid hat den Bildungsberater in der Tasche. Der Schule erzählt man, dass du krank bist und erst in zwei oder drei Wochen kommst. Und deiner GroÃmutter sagt man, dass neue Schüler in der ersten Zeit, wenn sie sich an der neuen Schule eingewöhnen, möglichst keinen Kontakt zur Familie haben sollen. Also wird dich dummerweise im Kreml niemand vermissen, bevor es zu spät ist.«
Ethan war entmutigt, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Sie sollten sich überlegen, was Sie tun. Noch haben Sie eine Chance, sich zu retten.«
Kessie schien das so lustig zu finden, dass er sich vor Lachen den Bauch hielt.
»Ich werde mich quälen vor Sorge«, lachte er. »Ich werde Albträume haben! Hier, du kannst den Rest von meinem Bier haben. Hast du dir verdient, weil du mich zum Lachen gebracht hast.«
Kessie musste die Flasche zusammenquetschen, um sie zwischen den Gitterstäben hindurchzureichen. Als er sie in den Käfig warf, schlug sie auf dem Betonboden auf und das Bier schäumte über den Boden.
»Träum schön, Ethan Aramov!«, rief er, als er aus dem Schuppen stolzierte. »Träum schön!«
*
Nach dieser Unterhaltung mit dem betrunkenen Kessie in der ersten Nacht verbrachte Ethan die nächsten vier Tage hauptsächlich mit Langeweile und einem verdorbenen Magen. Sein einziger Besucher war das Mädchen, das ihm Essen und Wasser brachte, und als am Nachmittag des vierten Tages Michael in den Käfig kam, wich Ethan zurück, weil er glaubte, dass Leonid endlich den Befehl gegeben hatte, ihn zu töten.
Merkwürdigerweise konnte ihn diese Aussicht nicht einmal erschrecken, denn nach den Tagen der Hoffnungslosigkeit schien ihm das Sterben wie eine Erlösung.
»Deine Freundin aus der Küche hat recht«, sagte Michael und hielt sich das T-Shirt vor die Nase. Hinter ihm machte ein kleiner Junge nur einen Schritt in den Stall und rannte dann schnell davon.
Ethan sah ihn verwundert an.
»Was ist los?«
»Hier stinkt es total«, warf ihm Michael vor. »Das Mädchen aus der Küche weigert sich, dir dein Essen zu bringen. Tonnenschwere Nilpferde machen weniger Gestank als du!«
Wütend erwiderte Ethan: »Was hast du denn erwartet? Keine saubere Kleidung, keine Möglichkeit, mich zu waschen oder meinen Eimer zu leeren, und das Essen bekommt mir nicht.«
»Geh zurück«, verlangte Michael und schloss die Zelle auf. »Du nimmst den Eimer, ich will deinen Dreck nicht anfassen.«
Schnell schob Ethan die dreckigen Socken in die Turnschuhe und nahm seinen vollgekackten und vollgekotzten Eimer, als Michael das Gitter aufmachte. In den letzten Tagen hatte er nur wenig Nahrung bei sich behalten und fühlte sich wackelig, als er aus dem Käfig trat.
Als er hinauskam,
Weitere Kostenlose Bücher