Die Intrige
zeigen, verlor aber das Gleichgewicht und schlug sich den Kopf am Geländer an.
»Gott hat dich gestraft!«, schrie der alte Mann zufrieden, als sie fluchte. »Du dreckige Schlampe!«
Ethan hatte Mühe, Amina die letzten drei Stufen hinaufzukriegen, und als sie endlich ihre Tür aufbekam, fiel sie gleich dahinter zu Boden. Die Wohnung war ärmlich, aber sauber. Auf dem Doppelbett lagen jede Menge Kissen und an den Wänden mit der abblätternden türkisen Farbe hingen Familienfotos. Ethan war überrascht, einen Kleiderständer mit ordentlich gebügelten Blusen und grauen Röcken zu sehen. An der Wand hing ein Diplom von Amina Malhaspa â Botswana Institut für Statik .
»Möchtest du etwas Wasser?«, fragte Ethan.
Aber Amina blieb still, und als Ethan ihren Arm anhob, stellte er fest, dass sie weggetreten war. Er legte ihr ein Kissen unter den Kopf, machte den Kühlschrank auf und nahm sich eine Pepsi.
Die sprudelnde Flüssigkeit war wie Nektar für seine ausgedörrte Kehle, aber immer noch hatte er Aminas Erbrochenes hinten auf dem T-Shirt, und seine Schulter schmerzte heftiger denn je. Er lieà sich zwei Minuten Zeit, um die Dose leer zu trinken und wieder zu Atem zu kommen, dann trat er über Amina hinweg und nahm ihr die Handtasche aus der Hand.
Er hätte sich auch über ein altes Handy gefreut, aber er war geradezu begeistert, ein schickes Smartphone in ihrer Tasche zu finden. Das Telefon zeigte mehrere verpasste Anrufe an. Ethan ignorierte sie und rief die App für die Karte auf, um seinen Standort festzustellen.
Der Empfang wurde nur mit zwei Balken angezeigt, daher dauerte es fast zwei Minuten, bis die erste Karte geladen war, und noch länger, als er herauszoomte, um festzustellen, dass er sich nahe der Stadtmitte von Kanye in Botswana befand, etwa fünfzig Kilometer von der südafrikanischen Grenze entfernt und kaum dreihundert von Johannesburg.
Mit dieser Information bewaffnet entschied sich Ethan, im Kreml anzurufen, doch auch wenn er die Telefonnummer der Zentrale kannte und auch die Durchwahl zu den meisten seiner Familienmitglieder, kam er nicht weiter, weil er die Landesvorwahl für Kirgistan nicht kannte.
Er versuchte, den Webbrowser auf Aminas Telefon zu öffnen, schaffte es jedoch nicht einmal, Google zu laden. Bei der dritten Meldung Kein Netz verfügbar schrak er zusammen, weil das Telefon zu klingeln begann.
Ohne nachzudenken, ging er ans Telefon und vernahm am anderen Ende der Leitung eine Stimme, die etwas in der Landessprache brüllte. Die einzigen Worte, die Ethan verstand, bevor er auflegte, waren weiÃer Junge und ein paar ausgesuchte englische Schimpfwörter.
Da er im Internet keinen Erfolg hatte, entschloss sich Ethan, die Auskunft anzurufen, und weil er deren Telefonnummer nicht hatte, begann er die Wohnung nach einem Telefonbuch oder Informationsbroschüren zu durchsuchen.
In einer Schublade am Bett fand er Haushaltsrechnungen, darunter obenauf auch ein paar Telefonrechnungen von Orange Botswana. Nach etwas Wühlen entdeckte er ein Heft mit dem Titel: Machen Sie das Beste aus Ihrem neuen Telefon.
In dem zweisprachigen Text stand auch die Nummer der Auskunft und nach ein paar Minuten in der Warteschleife wurde er zu einem Auskunftsdienst weitergeleitet. Der Inder am anderen Ende erklärte, dass er nur bestimmte Nummern heraussuchen und keine Anfragen nach Ländervorwahlen beantworten könne. Ethan begann zu verzweifeln.
Er dachte einen Augenblick nach und fragte dann nach der Nummer seiner alten Schule in Bischkek. Dadurch erhielt er die Vorwahl, mit der er auch im Kreml anrufen konnte. Das schrille Geräusch, mit dem in der kirgisischen Leitung das Klingeln des Telefons angezeigt wurde, erinnerte Ethan immer an das Trompeten eines Elefanten. Er hätte nie geglaubt, dass er einmal so froh sein würde, dieses Geräusch zu hören. Nach drei Klingelzeichen wurde er zur automatischen russischen Ansage der Zentrale weitergeleitet.
»Bitte wählen Sie die korrekte Durchwahl oder drücken Sie 00, um eine Nachricht zu hinterlassen.«
Ethan wählte die 519, um mit Irena direkt zu sprechen, aber nach etlichen Klingelzeichen wurde er wieder zur Zentrale zurückgeschaltet.
»Bitte wählen Sie die korrekte Durchwahl oder drücken Sie 00, um eine Nachricht zu hinterlassen.«
Ethan überlegte schnell. Natalka hatte die Durchwahl 315, aber es war unwahrscheinlich,
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