Die Intrige

Sprache, das das Mädchen zischen ließ.
    Â»Ist das der Kerl, der dich geschlagen hat?«, flüsterte Ethan.
    Â»Wow, du bist wohl ein Detektiv, was?«, fragte sie, griff an ihm vorbei und nahm die dreizinkige Heugabel auf. »Ja, ich bin Amina.«
    Sie sah immer noch hoffnungslos betrunken aus, als sie aufstand. Der Mann, der auf sie zu kam, war nicht größer als Ethan, aber mit einer Tonne Muskeln bepackt. Er hatte sich schick gemacht und trug ein violettes Hemd mit Rüschen und eine blitzende Sonnenbrille mit Goldrahmen und verspiegelten Gläsern.
    Er streckte die tätowierten Arme aus, als wolle er sich entschuldigen, und Amina stürzte sich hinein.
    Â»Baby«, sagte sie liebevoll.
    Der Mann wollte sie umarmen, doch kurz bevor sie sich berührten, zog Amina die Heugabel hinter ihrem Rücken hervor und stieß sie ihm seitlich in die Rippen. Dann begann sie zu spucken und zu fluchen, während der Mann zusammenbrach. Er hielt sich die Eingeweide, doch Amina holte aus und trat ihm mit ihrem spitzen Schuh in den Oberschenkel.
    Der Mann heulte auf. Amina drohte ihm mit der Heugabel, nahm ihm eine Brieftasche aus der hinteren Hosentasche und ein Päckchen Zigaretten und ein Mobiltelefon aus dem Hemd. Dann stieß sie noch eine weitere Drohung aus und ging dann zurück zu Ethan, dem sie mit einer Handvoll Scheinen zuwedelte.
    Â»Ich muss zurück in die Stadt«, sagte sie auf Englisch. »Aber du könntest mir ein wenig bei meinem Gleichgewicht helfen, weißer Junge.«
    Ethan dachte nur eine halbe Sekunde nach, dann ging er auf sie zu. Sie war schwerer als er, und er brach fast zusammen, als sie ihm den Arm um die Schulter legte, die von seinen Peitschenschlägen mit dem Schlauch sowieso schon angeschlagen war.
    Arm in Arm gingen Ethan und Amina unbeholfen auf die Rikschas zu, die ein paar Hundert Meter entfernt standen.
    Â»Die wird dir stehen«, lächelte Amina ihn an und stach ihm mit der verspiegelten Sonnenbrille des Mannes fast ein Auge aus.
    Â»War das dein Freund?«, fragte Ethan mit der Brille auf der Nase.
    Â»Mein Cousin«, sagte Amina. »Hat mich aus einem Club in der Stadt geschleift und verprügelt, weil ich mit einem Kerl getanzt habe, mit dem er Streit hat.«
    Amina klammerte sich an ihn und Ethan wurde nervös, als sie der Reihe von Motor-Rikschas näher kamen. Es waren zwar keine Farmarbeiter in einem Umkreis von fünfzig Metern zu sehen, aber wenn einer von Kessies Männern von der Straße her abbog, war er verloren.
    Der Fahrer der vordersten Rikscha sah die Kombination aus betrunkenem Mädchen und magerem weißen Jungen neugierig an, aber solange es zahlende Fahrgäste waren, würde er keine Fragen stellen.
    Â»Wohin in die Stadt?«, fragte Amina Ethan.
    Â»Nur weg von hier«, sagte Ethan und half ihr auf den engen Sitz der Rikscha.
    Amina schrie eine Adresse und der Fahrer ließ den Motor aufheulen und löste die Handbremse, woraufhin das leichte Gefährt mit Zweitaktmotorgeknatter und einer öligen Rauchwolke einen Satz nach vorne machte.

22
    Nachdem Boris Aramov den bewaffneten Wächter weggeschickt hatte, packte er Ryan am Hemd und schleifte ihn in Richtung Kreml.
    Â»Bleib ruhig, Ryan«, drängte ihn Ted durch den verborgenen Kopfhörer. »Bleib bei deiner Geschichte, du hast nichts zu befürchten.«
    Â»Wir werden dich ordentlich durchprügeln«, versprach Boris und hieb Ryan von hinten den Riemen über die Oberschenkel.
    Der dicke Stoff seiner Jeans nahm dem Schlag etwas von seiner Kraft, dennoch ließ er Ryan stolpern.
    Â»Ich kann mit dir machen, was ich will«, neckte ihn Boris. »Ich kann dir die Nase brechen oder deine Eier mit einem Lötkolben brutzeln.«
    Ryan hatte die Unterlagen über alle Aramovs gelesen, aber Boris’ kalter Sadismus ließ ihn schaudern. Er nahm an, dass er ihn zum Kreml bringen würde, doch stattdessen wurde er durch einen kaputten Zaun auf den Trainingshof geschubst und zum Gewichtestand in der Mitte gestoßen.
    Es regnete und es war nach Mitternacht, trotzdem trainierte ein gut gebauter blonder junger Mann mit Dreißig-Kilo-Hanteln seinen Bizeps.
    Â»He, Vlad«, begrüßte ihn Boris. »Was machst du denn noch so spät hier?«
    Â»Ich kann nicht schlafen«, erklärte Vlad.
    Â»Hast du schon mein neues Spielzeug gesehen?«, fragte Boris und riss Ryan scharf zurück. »Ich werde ein bisschen