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Die Intrige

Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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in der Luft.«
    *
    In Kalifornien hatte Ethan es immer ein wenig unheimlich gefunden, wenn er aus dem Schachclub kam, der nach Schulschluss stattfand, und die leeren Gänge entlangging. In dem verlassenen Internat am Rand von Kanye hatte er das gleiche Gefühl, nur hundertmal stärker.
    Das Haupttor war mit Vorhängeschlössern gesichert und ein Schild verbot den Eintritt und verwies auf die neue Adresse und Telefonnummer der Schule. So war zwar das Tor zu, aber Plünderer hatten ganze Teile des Zauns herausgeschnitten und als Schrott verkauft. Ethan gelangte über eine kniehohe Mauer hinein, von der er einen unglaublich schmerzhaften Sprung in das wild wachsende Gras dahinter tat.
    Die Schulgebäude waren in modernem Stil in Beton gehalten, doch sie waren bereits verwittert, und langsam eroberte die Natur sich ihren Raum zurück. Durch hüfthohes Gras watete Ethan zu einer breiten Rampe, die einmal den Haupteingang der Schule dargestellt hatte. Jetzt wuchs Unkraut in den Ritzen und eine armlange Eidechse aalte sich in der Morgensonne.
    Die Türen hingen in den Angeln und Ethan war nicht überrascht, als er im Inneren Graffiti und Glasscherben vorfand. Die Einschusslöcher und Patronenhülsen waren schon beunruhigender. Vielleicht war ein rachsüchtiger Schüler zurückgekommen und hatte Löcher in seine alte Schule geschossen, vielleicht hatte es aber auch eine Schießerei unter den Schmugglern gegeben, die hier landeten.
    Innen sah es weniger unsicher aus als in den wuchernden Büschen um das Schulgebäude herum, daher ging Ethan über das knirschende Glas hinweg durch die Haupthalle der Schule. Er kam an verblichenen Schildern mit englischer Beschriftung vorbei, während er auf das Licht am anderen Ende des Gebäudes zuging. Vier Treppen höher stand er schließlich in einem Raum mit Panoramaaussicht auf den Schulhof und die Spielfelder.
    Offenbar war dies ein Lehrerzimmer gewesen. Alles von Wert war zwar verschwunden, aber es hingen noch Stunden- und Dienstpläne an einer Tafel und auf der Tür eines Schranks stand »Asthma-Mittel für Schüler«.
    Als Irena gesagt hatte, dass die Spielfelder als Landebahn genutzt wurden, hatte Ethan sich vorgestellt, wie die Flugzeuge auf den überwucherten Feldern landeten. Doch eine Landung im hohen Gras ist gefährlich, daher hatte man die Spielfelder mit Pestiziden besprüht. Durch eine ehemalige Feuertür gelangte er ins Freie und rüttelte an dem rostigen Geländer, bevor er es wagte, sich der Metalltreppe anzuvertrauen. Ein Schild am Ende der Treppe wies zu den Umkleideräumen und einem Naturwissenschaftsbau, und da er keine Lust hatte, weiter zu laufen als nötig, entschloss er sich, zu den Umkleideräumen zu gehen und dort zu warten, bis er das Flugzeug hörte.
    Nach drei Schritten hörte er einen Schrei vom Dach über dem Lehrerzimmer.
    Â»Ethan Kitsell?«, rief ein Mann.
    Dunkel hob sich seine Silhouette vor der Sonne ab. Er trug zerlumpte Shorts und ein ebensolches Hemd, war vielleicht dreißig Jahre alt und hatte eine Kalaschnikow und ein paar Seile über die Schulter geworfen.
    Ethan erinnerte sich an eine Sendung auf dem Discovery Channel darüber, dass Kalaschnikows nicht sehr genau waren, und überlegte, ob er davonlaufen sollte, aber er war auch neugierig, denn von Kessies Männern kannte keiner seinen amerikanischen Namen.
    Â»Ich bin Brian«, stellte sich der Mann vor und kam zum Rand des Daches. »Ich habe versucht, dir eine SMS zu schicken.«
    Ethan konnte sehen, dass er ein Satellitentelefon in der Hand hatte.
    Â»Hier gibt es keine gute Funkverbindung«, erklärte Ethan.
    Â»Ich habe Kontakt zu deinem Piloten«, klärte Brian ihn auf. »Ich hatte gehofft, du seist größer, weil wir die Landebahn aufräumen müssen.«
    Â»Das verstehe ich nicht«, gab Ethan zu, der sich immer noch nicht sicher war, ob er dem Fremden vertrauen sollte.
    Brian machte einen sportlichen Satz vom Dach über dem Lehrerzimmer, dessen Eleganz durch den Verlust eines Flipflops in der Luft ein wenig beeinträchtigt wurde.
    Â»Das siehst du schon, wenn wir näher dran sind«, meinte Brian. »Dein Knöchel ist arg geschwollen.«
    Â»Tut tierisch weh«, bestätigte Ethan.
    Â»Aber ich brauche trotzdem deine Hilfe«, beharrte Brian. »Wenn ich gewusst hätte, dass du verletzt bist, hätte ich einen Freund mitgebracht.«
    Er

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