Die Invasion - 5
seine handverlesenen Schueleriten umgehend das Kommando über die Truppenabteilungen übernommen haben, denen man sie zugeordnet hatte. Graivyr lässt sich auch darüber aus, dass diese Schueleriten befohlen haben - befohlen, Zhaspahr! -, charisianische Frauen und Kinder abzuschlachten! In Gottes Namen, Mann! Dieser Idiot hat sich damit gerühmt, und das wussten Sie ganz genau - und Sie haben uns nicht einmal vorgewarnt!«
»Er hat sich nicht damit gerühmt!«, gab Clyntahn fauchend zurück.
»Oh doch, genau das hat er getan!«, erwiderte Trynair. »Ich habe diese Berichte mittlerweile selbst gelesen, Zhaspahr. Er war stolz auf das, was er getan hat!«
»Natürlich war er stolz darauf!« Verachtung blitzte in Clyntahns Augen auf. »Das waren Ketzer, Zahmsyn! Ketzer, verstehen Sie? Das waren die Feinde Gottes, und sie haben genau das verdient, was sie bekommen haben!«
»Einige von denen waren gerade einmal acht Jahre alt, Zhaspahr!« Zum ersten Mal, soweit Clyntahn sich zurückerinnern konnte, stützte sich jemand über seinen Schreibtisch und schrie ihn an. »Wie in Shan-weis Namen wollen Sie denn jemanden, dessen Gehirn auch nur halbwegs funktioniert, davon überzeugen, ein achtjähriges Kind sei ein Ketzer? Reden Sie doch keinen Unfug!«
»Das waren die Kinder von Ketzern«, krächzte Clyntahn. »Deren Eltern sind doch dafür verantwortlich, dass die sich in dieser Lage wiedergefunden haben, und nicht ich! Wenn Sie jemandem die Schuld dafür geben wollen, dass Kinderblut vergossen wurde, dann halten Sie sich an Cayleb und Staynair!«
»Die Charisianer werden diese Berichte veröffentlichen, Zhaspahr. Verstehen Sie, was das bedeutet? Die werden diese Dokumente veröffentlichen - all das, was Graivyr und seine ... seine Komplizen aufgezeichnet haben, Wort für Wort! Dort finden sie, in deren eigenen Worten, genau das, was getan zu haben die Charisianer die Schueleriten bezichtigen!« Zornig blickte Trynair seinen Kollegen an. »Ich könnte mir wirklich nicht vorstellen, dass wir denen besseres Propagandamaterial hätten zukommen lassen können, selbst wenn wir es darauf angelegt hätten!«
»Und ich sage: Dann sollen die das doch veröffentlichen!«, schoss Clyntahn zurück. »Ich habe doch schon die Geständnisse von einigen dieser Dreckskerle!«
»Ach ja?« Plötzlich wirkten Trynairs Augen wieder deutlich kälter. »Sind das vielleicht zufälligerweise diese Geständnisse, die Rayno den charisianischen Gefangenen unter Folter abgerungen hat - den charisianischen Gefangenen, die Sie heimlich nach Zion haben schaffen lassen, ohne das uns gegenüber auch nur zu erwähnen?«
Sichtlich zuckte Clyntahn zusammen, und der Kanzler schüttelte mit angewiderter Miene den Kopf.
»Ich weiß, dass Sie der Großinquisitor sind, Zhaspahr. Ich weiß, dass Sie Ihre Agenten überall haben, mehr Agenten, als ich jemals haben könnte. Aber machen Sie nicht den Fehler, mich für dumm zu halten oder zu glauben, ich hätte nicht auch den einen oder anderen Agenten. Natürlich weiß ich, welche Anweisungen Sie Rayno gegeben haben!«
»Wenn Sie nicht mit dem einverstanden waren, was ich getan habe, dann hätten Sie sofort etwas sagen sollen!« Selbst Clyntahn schien zu bemerken, dass seine Erwiderung bemerkenswert schwächlich klang, und Trynair stieß ein Schnauben aus.
»Ich bin nicht der Großinquisitor«, betonte er. »Was mich betrifft, so muss ich sagen: Wenn es Ihnen gelungen ist, dem einen oder anderen von denen tatsächlich ein Geständnis abzuringen, dann hätte das vielleicht die Katastrophe zu lindern vermocht, die Ferayd nach meinen Begriffen schon damals zu werden drohte. Natürlich hatte nicht einmal ich Anlass, das ganze Ausmaß der Katastrophe auch nur zu erahnen, die Graivyr und Sie da für uns herbeigeführt haben, nicht wahr?«
Clyntahn nahm wieder Platz, lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte den Kanzler mürrisch an.
»Wie Sie schon sagten: Sie sind nicht der Großinquisitor - der bin ich. Und letztendlich, Zahmsyn, bedeutet das, dass ich alles tun werde, was Gott von mir in meiner Funktion als Großinquisitor verlangt. Wenn das bedeutet, dass ein paar unschuldige Kinder in ein Blutbad hineingezogen werden, das deren Eltern provoziert haben, dann passiert das eben. Und bevor Sie mir noch mehr über Graivyr oder die anderen Inquisitoren in Ferayd erzählen, gestatten Sie mir noch etwas anzumerken: Ohne die Blasphemie, ohne dieses Schisma, das die gottverfluchten Charisianer immer weiter
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