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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Schließlich wäre ein gewöhnliches Fernglas für Merlins ›natürliche‹ Augen lediglich ein Hindernis. Aber zumindest hatte Cayleb so eine Ausrede, dem Seijin eine Frage zu stellen.
    »Ich nehme an, dieses Boot mit der ganzen Goldfarbe gehört unserem Freund, dem Großherzog?«
    »Höchstwahrscheinlich, Euer Majestät«, erwiderte Merlin ernsthaft, ohne das Fernglas abzusetzen. »Auf jeden Fall sitzt im Heck ein Bursche, der unmittelbar vor einem Hitzschlag stehen muss, mit dem ganzen Gold und den Stickereien, die er am Leib trägt.«
    »Ja, das klingt nach Zebediah«, pflichtete Nahrmahn dem Seijin bei. Er stand ebenfalls neben Athrawes, nur auf dessen anderen Seite als der Kaiser. »Er hat schon immer sehr darauf geachtet, stets geziemend aufzutreten.«
    Der Emeraldianer selbst hatte geschmackvoll bestickte, gut geschnittene Gewänder angelegt. Doch ebenso wie die Caylebs waren auch diese Gewänder so praktisch wie elegant, und der Stoff aus Baumwollseide und Stahldistel war so leicht und kühl, wie das nur machbar war. Trotz seines unverkennbaren Übergewichts schien sich Nahrmahn doch deutlich wohler zu fühlen, als dies für den Großherzog zu gelten schien, dessen Schaluppe sich der Kaiserin von Chans immer weiter näherte.
    »Dann sollten wir für die Unterredung mit ihm vielleicht hier an Deck bleiben?«, schlug Cayleb mit einem geradezu boshaften Grinsen vor. »Wenn er zu einem Fettfleck zusammenzuschmelzen droht, wird er wohl kaum maximale Verschlagenheit an den Tag legen können.«
    »Ein äußerst verführerischer Gedanke, Euer Majestät«, bestätigte Nahrmahn eifrig und lächelte ebenfalls. »Aber es wird wohl kaum praktikabel sein. Ich bin mir sicher, dass Zebediah alles, was er zu sagen beabsichtigt, bereits Wort für Wort auswendig gelernt hat. Es sollte mich zutiefst überraschen, wenn etwas derart Schlichtes wie ›Vernunft‹ oder ›Diskussion‹ daran auch nur einen Buchstaben zu ändern vermöchte. Und da dem so ist, denke ich, der Vorteil, den es für Eure Denkprozesse hätte, den Schatten aufzusuchen, wiegt die entfernte Möglichkeit auf, dass der Großherzog sich tatsächlich Merlins Hitzschlag holt.«
    »Das ist mitnichten mein Hitzschlag, Euer Hoheit«, gab der Seijin milde zurück und ließ nun endlich doch das Fernglas sinken. »Ich hatte mir lediglich erlaubt, eine Mutmaßung angesichts einer Analyse zu äußern, nicht etwa einen persönlichen Wunsch.«
    »Nein, wo kämen wir denn dann hin!«, meinte Nahrmahn.
    »Ach, Schluss damit«, schalt Cayleb die beiden halb im Ernst.
    Es ist bemerkenswert, wie gut Merlin und Nahrmahn miteinander zurechtkommen, ging es ihm durch den Kopf. Es war sogar offensichtlich, dass die beiden einander wirklich mochten. Im Vorhinein hätte Cayleb darauf gewiss nicht gewettet. Und er musste zugeben, dass er es als bemerkenswert beruhigend empfand, dass Merlin Nahrmahn mochte.
    »Schluss womit, Euer Majestät?«, erkundigte sich Merlin mit Unschuldsmiene. »Ich habe doch lediglich bemerkt ...«
    »Ich habe genau gehört, was Ihr gesagt habt«, fiel ihm Cayleb ernst ins Wort. »Und gestattet mir, darauf hinzuweisen, dass es äußerst unziemlich für ein Mitglied der Imperial Charisian Guard ist zu denken, es sei eine gute Idee, wenn ein zu Besuch kommender Edelmann einen tödlichen Hitzschlag erlitte. Zumindest, bevor er die Kapitulationsbedingungen unterzeichnet hat.«
    »Kapitulationsbedingungen, Euer Majestät?« Nahrmahn hob die Augenbrauen. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dass dieser Ausdruck in der Korrespondenz aufgetaucht wäre, die Ihr mit Großherzog Zebediah ausgetauscht habt. Zumindest in keinem der Schreiben, die Ihr Euren Ratgebern vorlegt habt.«
    »Weil dieser Ausdruck darin auch nicht aufgetaucht ist«, gab Cayleb zurück und lächelte erneut mit geradezu erschreckend schmalen Lippen. »Aber glauben Sie mir, Hoheit, bevor der Großherzog heute Nachmittag wieder in seine goldene Schaluppe steigt, wird er nicht einmal mehr die Spur eines Zweifels hegen, was genau er da unterzeichnet hat. Er mag es ja nennen, wie er möchte. Aber ich glaube nicht, dass er sich im Unklaren darüber sein wird, um was es hier wirklich geht ... oder was ihm widerfahren wird, sollte er es darauf anlegen, gegen meine Bedingungen zu verstoßen.«
    »Das erscheint mir nicht gerade sonderlich diplomatisch, Euer Majestät«, merkte Merlin an. Der Kaiser blickte zu ihm hinüber, und der Seijin zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass ich ein Problem mit dem

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