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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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MILITÄRISCHES PERSONAL DER KLASSE A! Das kümmerte ihn freilich wenig. Einer seiner Toms hatte die Karte in den Ruinen des Oak-RidgeKernkraftwerks gefunden, und jetzt konnte er damit anfangen, was er wollte.
     »Ja, das ist die Stelle«, sagte er und spähte in das große Loch, das von Minute zu Minute tiefer wurde. Er hatte keine automatische Bohrausrüstung, aber das machte nichts; dafür besaß er eine Menge Toms, die auch schwerste Arbeit zu leisten vermochten, und einen Hohlkernbohrer. Und viel Zeit.
     »Nun komm schon raus damit, Gus«, schrie sein Vormann, Jack Haller, über den Lärm des Bohrers hinweg. »Wir wissen, daß du nicht nach irgendeiner Bibliothek bohrst. Ich meine, damit kannst du ohnehin niemand täuschen, also laß es lieber.« Er sah seinen Brötchengeber bedeutungsvoll an.
    »Auf dieser Karte steht ›Bibliothek‹.« Gus wedelte mit dem abgewetzten und zerknitterten Dokument herum. Jack hatte dennoch recht; Gus glaubte nicht wirklich, daß die UN-Militärs vor dem Krieg so etwas wie eine Bibliothek auf dem Gebiet seiner Ansiedlung vergraben hatten. Das war vielmehr ein Codename für – etwas anderes.
     Es schien so nahe zu sein, daß er es fast schon spüren konnte; sein Körper verlangte danach.
     »Das ist eine Armeekarte, nicht?« fragte Haller. »Und es ist gegen das Okkupationsgesetz, irgend etwas Militärisches auszubuddeln. Also mußtest du die Sache mit den Bibliotheken aufbringen.«
     »Da unten stecken fünfzigtausend UN-Soldaten«, sagte Gus grinsend, »alle mit Schnellfeuerwaffen mit C-Köpfen bewaffnet. Und sie warten nur darauf, daß man sie herausläßt, um den ganzen verdammten Planeten zurückzuerobern.«
     »Und du willst sie heraufholen?« Jack Haller starrte ihn an. »Und alles verraten, was wir hier in Tennessee aufgebaut haben?« Sein Blick wurde starr vor Wut. »Wo bleibt dein Patriotismus?«
    »Ich habe nur einen Witz gemacht.«
    »Was ist es dann?«
    »Mädchen. Fünfzigtausend Jungfrauen.« Gus blinzelte.
     Sein Vormann stapfte verärgert zurück, um die Toms und den Verlauf der Bohrarbeiten weiter zu überwachen.
     Gus murmelte zu sich selbst, so daß es weder Haller noch ein anderer hören konnte: »Ich habe es dir gesagt, und du wolltest mir nicht glauben. Gut, dann glaubst du es eben nicht.« Denn was er gesagt hatte, war absolut wahr.
    Die UN hatten in den letzten Tagen des Krieges durch Computer eine gewisse Menge der besten Weiblichkeit – im genetischen Sinne – aller Rassen des Planeten aussuchen lassen und sie in eine homeostatische, unterirdische, völlig abgeschlossene Kammer gesteckt… und dann hatten sie alle Mühe aufgewandt, um jegliche Aufzeichnungen über die Existenz und die Lage des von äußerer Unterstützung unabhängigen unterirdischen Schutzraumes zu vernichten – und das alles für den Fall, daß die Invasoren die Absicht hatten, die menschliche Rasse insgesamt in die schleimigen, sich windenden Würmer zu verwandeln, die sie selbst waren. Die Ganymedianer, inzwischen die Eroberer, hatten jedoch offenbar keine solchen Pläne; tatsächlich waren sie gekommen, um die Erde in äußerst geschickter, humaner und umsichtiger Weise zu besetzen – das mußte man jedenfalls zugeben, wenn man von ihrer bisherigen Politik ausging. Daher, so überlegte Gus, diente diese Untergrund-Kolonie von erstklassigen Frauen keinem vernünftigen Zweck mehr, und da das Leben dort unten bestimmt nicht angenehm war, würde er ihnen einen großen Gefallen tun, indem er sie befreite. Sie würden ihm sehr dankbar sein. Sie würden ihn verehren. Das waren alles in allem die besten Aussichten.
     Und er hatte bereits Pläne. Für ihre Freilassung – er wußte nicht, wie viele Frauen er finden würde, vielleicht hundert, vielleicht zweihundert – würde er eine Gegenleistung verlangen. Wie sein Anwalt, Ike Blitzen, es ausdrücken würde.
     Einige der wirklich großen Burger wie zum Beispiel Chuck Pepitone und Jesus Flores hatten ganze Kolonien von Frauen, sowohl farbige wie weiße – obwohl die farbigen strenggenommen nach den Gesetzen von Tennessee, nur »Begleiterinnen« darstellten, nicht Ehefrauen. Tatsächlich machte das das Wesen der Bürgerschaft aus, und ein jeder wußte das. Weil die Frauen so teuer geworden waren. In den Zonen des Südens kosteten sie weit mehr als die Toms; einen kräftigen Tom konnte man für vielleicht fünfzig UN-Dollar bekommen, aber eine Frau… nun, die brachte etwa den sechsfachen Preis, sofern sie nicht irgendwie

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