Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
man nur noch die rosa Haut.
Anna Lísa und Raggi schnappten nach Luft, als plötzlich ein Messer ins Bild kam. Sie verzogen die Gesichter und kniffen die Augen zusammen, als das Messer einen langen Schnitt in die frisch rasierte Brust machte. Was nun folgte, konnten sie nicht anschauen, aber sie hatten genug gesehen, um sich darüber klar zu sein, dass dem Kaninchen ein Stück Fleisch aus der Brust geschnitten wurde. Als sie die Augen wieder aufmachten, wurde der Schnitt gerade zugenäht. „Oh Mann, war das eklig“, sagte Raggi, froh, dass es vorbei war. Nun folgten Aufnahmen von einem Versuchslabor, in dem Mitarbeiter an einem riesigen Vergrößerungsglas arbeiteten. Sie trugen keine weißen Kittel, sondern weiße Raumfahreranzüge. Es wurde gezeigt, wie eine lange, dünne Nadel etwas aus einem runden Plättchen sog, das in einer Flüssigkeit schwamm. Dann kam irgendein Wissenschaftskram, den sie nicht verstanden, wobei Anna Lísa meinte, es ginge um Klonen, DNA und Veränderungen. Als der Wissenschaftskram zu Ende war, sah man als Nächstes ein winziges Kaninchenjunges, weiß mit einem schwarzen Ohr. Dann wurde es in verschiedenen Stadien gezeigt und war bei jeder Aufnahme ein bisschen älter.
„Das ist bestimmt Hüpfer“, sagte Raggi aufgeregt. „Er ist also doch geklont!“
„Sieh mal!“ Anna Lísa zeigte auf den Bildschirm. „Ein Labyrinth!“ Man konnte sehen, wie zwei Kaninchen durch ein sehr kompliziertes Labyrinth laufen mussten. Das eine Kaninchen kam mit Leichtigkeit durch, während das andere hin- und herhoppelte und völlig die Orientierung verlor. „Das ist bestimmt Purzler“, sagte Anna Lísa, als jemand das verwirrte Kaninchen aus dem Labyrinth hob.
„Lass uns mal zuhören“, schlug Raggi vor, und sie versuchten zu verstehen, was gesagt wurde. Der Sprecher redete unaufhörlich, während verschiedene Zahlen und ein Vergleich gezeigt wurden. Dann war das Video zu Ende. „Hat er nicht eindeutig gesagt, dass Dr. Guðgeir klonen und den Klon verbessern kann? Ihn intelligenter machen kann?“
„Ja, ich glaube schon“, sagte Anna Lísa. „Wow, unglaublich! Ob Dr. Guðgeir tatsächlich Magga klonen will?“
„Sieht ganz so aus. Aber wir wissen noch nicht, warum. Hast du einen Computer hier? Wir sollten uns diese adoption.com-Seite mal anschauen, vielleicht klärt sich dann was.“
Anna Lísa zeigte Raggi, wo der Computer stand. Sie schaltete ihn ein und ging ins Internet. Raggis Gedanken fuhren Achterbahn. „Ob Dr. Guðgeir Maggas Klon adoptieren lassen will?“
„Wahrscheinlich“, sagte Anna Lísa. „He, guck mal!“ Sie zeigte auf den Bildschirm. Auf der Nachrichtenseite des Morgenblatts stand eine Meldung, in der es darum ging, dass Bauarbeiter, die in Garðabær mit Straßenbauarbeiten beschäftigt gewesen waren, nach einem Einbruch und Sabotage in der Firma Biokids festgenommen worden waren.
„Das ist ja ein Ding“, sagte Anna Lísa, aber sie nahmen sich keine Zeit, die Meldung genauer zu lesen, sondern gingen direkt auf adoption.com. Dort gab es Informationen auf Englisch über Adoptionen und Bilder von supersüßen Kindern. Die Seite hatte viele Unterseiten, und Anna Lisa klickte ein paar an, ohne auf etwas Nützliches zu stoßen. Unter „Children“ sahen sie Fotos und Namen von Kindern jeden Alters und unter „Babys“ Fotos von Kleinkindern ohne Namen. Dann gab es noch eine Seite für Leute, die ihre Kinder zur Adoption freigeben wollten, was Anna Lísa furchtbar traurig fand. Erst auf der Seite über künstliche Befruchtung wurde es für sie interessant.
Ganz unten klickte Anna Lísa ein Feld mit der Aufschrift „Cloning“ an, und ein schwerverständlicher Artikel erschien auf dem Bildschirm. Es ging darum, dass es in Zukunft möglich wäre, Menschen zu klonen. Dort stand auch eine E-Mail-Adresse, und sie probierten sie aus. Plötzlich erschien ein E-Mail-Formular, das anscheinend dazu da war, eine Anfrage zu stellen. Raggi und Anna Lísa tauschten einen Blick, zuckten die Achseln, und Anna Lísa tippte: „I want smart clone baby.“ Darunter schrieb sie einen Phantasienamen. Sie schickten die Mail ab und warteten. In der Zwischenzeit surften sie weiter auf der Seite herum.
Plötzlich poppte in der rechten, unteren Ecke des Bildschirms ein kleines Umschlagsymbol auf. Anna Lísa schaute Raggi gespannt an. Dann klickte sie auf den Umschlag, und der Antwortbrief von der Adoptionsfirma erschien. Darin stand: „Very expensive. Costs around one million
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