Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
wir mit ihm reden?“
„Oh, nein, das geht leider nicht“, antwortete die Sekretärin entschuldigend. „Er hat sich heute jegliche Störung verbeten. Wir haben furchtbar viel zu tun. Er will morgen mit Ihnen reden. Wenn er ein wichtiges Projekt abgeschlossen hat.“ Sie zwinkerte den Männern verschwörerisch zu. „Es ist wirklich sehr, sehr wichtig. Es geht um eine Menge Geld.“
Raggi wurde ganz Ohr. Das war wahrscheinlich das Projekt, mit dem Dr. Guðgeir und der Börsenmakler beschäftigt waren. Und es sollte heute abgeschlossen werden! Dann hatte er nicht mehr viel Zeit, ihnen auf die Schliche zu kommen. Raggi spähte aus dem Augenwinkel auf den großen Umschlag auf dem Empfangstresen. Er lag da sehr verlockend. Raggi schaute zu den anderen, die immer noch ins Gespräch vertieft waren und ihn nicht bemerkten. Jetzt oder nie! Raggi fischte den Cheerios-Umschlag aus seiner Tasche und vertauschte die beiden Briefe. Dr. Guðgeirs Umschlag war so groß, dass er gar nicht zu versuchen brauchte, ihn in seine Tasche zu stecken. Stattdessen schob er ihn unter seinen Pullover. Hoffentlich wunderte die Sekretärin sich nicht, dass Dr. Guðgeir einen Brief an Cheerios in die Eilpost geben wollte.
Raggi ging geradewegs zur Tür. „Kann ich dir helfen, mein Freund?“, hörte er die Sekretärin hinter sich rufen. Raggi drehte sich um. Alle schauten ihn forschend an, zumindest kam es ihm so vor. Er schluckte und hoffte, dass keiner die Ausbeulung an seinem Bauch bemerkte.
„Äh.“ Raggi versuchte, das Zittern in seiner Stimme in den Griff zu bekommen. „Ich soll Ihnen von den Bauarbeitern da draußen …“ Er zeigte in irgendeine Richtung. „… ausrichten, dass sie die Firma angreifen, wenn sie ihren Stahlwinkel nicht zurückkriegen.“
„O Gott!“, rief die Sekretärin. „Das sind dieselben Bauarbeiter, die den Eingang zerstört haben. Was kommt wohl als Nächstes?“
Die Polizisten tauschten einen Blick, und der Ältere sagte. „So ist das also, die Bauarbeiter. Ich glaube, wir müssen die Schuldigen nicht länger suchen.“ Der Jüngere klappte seinen Block umständlich zu. „Also dann“, sagte der Ältere zu der Sekretärin und den Wachmännern. „Wir informieren Sie über den Verlauf der Ermittlungen. Jetzt müssen wir erst mal diese Gauner verhören. Auf Wiedersehen.“
Sie gingen, und Raggi folgte ihnen. Dabei sah er, wie die Sekretärin den Umschlag hochhob, die Aufschrift las und murmelte: „Cheerios? Sehr seltsam.“ Er legte die Hand auf seinen Bauch, damit der Umschlag nicht unter dem Pulli herausrutschte, und beeilte sich wegzukommen.
Die Videokassette
Bevor Raggi zurück ins Klassenzimmer ging, machte er einen Abstecher zur Toilette, um sich den Umschlag genauer anzuschauen. Er ging in eine Kabine und schloss sich ein. Dann zog er den Umschlag unter dem Pulli hervor und inspizierte ihn von außen. Er war an eine Firma in Kalifornien adressiert, die adoption.com hieß. Raggi schlug sich die Hand vor die Stirn. Auf dem Zettel hatte gar nicht option.com gestanden. Das a und das d waren abgerissen worden. Er musste sich so schnell wie möglich diese Internetseite anschauen. Raggi riss den Umschlag auf und kippte den Inhalt aus: ein Brief, eine Videokassette und mehrere superschicke Fotos von Magga. Raggi schnappte nach Luft. Er hatte es gewusst!
Hastig faltete er den Brief auseinander. Er war an einen Mr Brown gerichtet und an drei Stellen mit einem roten Stempel versehen: private . Raggi versuchte, sich durch den englischen Text zu buchstabieren. In dem Brief stand grob geschätzt, dass dies die Fotos seien, um die Mr Brown gebeten hätte, um sie seinen zukünftigen Kunden zu zeigen. Raggis Augen wurden so groß wie Unterteller. Was war hier eigentlich los? Er las weiter. Dem Brief sei ein Video beigelegt, das Dr. Guðgeirs Know-how zeige und was man von ihm erwarten könne. Raggi schüttelte den Kopf und versuchte, logisch zu denken. Was war auf dem Video? Er musste es unbedingt anschauen, das war klar. Schnell stopfte er alles wieder zurück in den Umschlag und den Umschlag unter seinen Pulli. Wie kam er an einen Videorekorder?
Auf dem Weg zum Klassenraum hatte Raggi die Idee, so zu tun, als sei er krank. Zu Hause gab es einen Videorekorder und einen Computer. Dann könnte er im Internet auf adoption.com gehen und rausfinden, was auf dem Video war. Das Blöde war nur, dass ihr Viedorekorder vor kurzem kaputtgegangen war und sich sein Vater weigerte, einen neuen zu kaufen. Er
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