Die irische Heilerin
einzelne Gelenk, um die Beweglichkeit zu testen. „Tut das weh?“, fragte sie.
„Sie sind steif.“
Sie ballte seine Hand zu einer Faust. Ihr Gesicht strahlte, als sie sah, dass die Finger parallel zueinander standen, genau wie es sein sollte.
Die rechte Hand sah dagegen schlimm aus. Die Finger hatten nicht die richtige Länge, und sie wusste, dass das eine Folge von den massiv zertrümmerten Knochen war.
Connor versuchte, seine Handgelenke zu drehen. Das linke konnte er frei bewegen, während das rechte nur wenig nachgab. „Das wird mit der Zeit besser werden“, versicherte sie ihm.
Unter seinem scheinbar ruhigen Gesichtsausdruck erkannte sie eine grimmige Wut. „Wie lange?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht. Das hängt von vielen Dingen ab.“
Er bewegte seine Finger und versuchte, sie zu ihrer früheren Gewandtheit zu zwingen. Die rechte Hand widersetzte sich seinen Bemühungen, und sein Zorn wurde größer.
„So kann ich nicht kämpfen.“ Er griff nach einem hölzernen Becher, aber seine Finger weigerten sich, sich um diesen zu schließen. „Ich werde nicht in der Lage sein, ein Schwert zu halten, geschweige denn es zu führen.“
„Wie ich schon sagte: Es wird seine Zeit brauchen.“
„Ich habe keine Zeit, Eileen. Ich habe fast zwei Monate meines Lebens verschwendet, während Flann Ó Banníon fett und zufrieden wird.“
„Du kannst kaum vorhaben, gegen ihn zu kämpfen.“
„Für das, was er getan hat, habe ich nur ein Ziel, nämlich mein Schwert in sein Herz zu senken.“
„Und glaubst du, du kannst gewinnen, wenn du das tust? Du hast nicht die Kraft für eine solche Auseinandersetzung.“
„Dann ist das deine Schuld.“
„Meine?“ Sie konnte nicht glauben, dass er es wagte, sie so zu beschuldigen. „Ich bin nicht diejenige, die dir Schaden zugefügt hat. Ich habe deine Hände gerettet.“
„Wenn du mehr Erfahrung als Heilerin hättest, könnte ich jetzt vielleicht wieder ein Schwert halten.“
„Mehr Erfahrung?“ Seine Überheblichkeit machte sie wütend. Kyna hatte sie in den Heilkünsten unterrichtet, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie hatte Vertrauen in ihr Können, egal, was die Dorfbewohner sagten. Und dieser Krieger traute es sich, das in Frage zu stellen! „Jeder andere Heiler hätte die Hände einfach abgenommen. Du wärst verblutet.“
„Es wäre besser, tot zu sein, als so leben zu müssen.“ Er ging mit langen Schritten nach draußen, stieß die Tür heftig auf. Das Holz krachte hinter ihm gegen die Wand, der Türrahmen bebte.
Eileen zitterte vor Wut. Sie hob den hölzernen Trinkbecher auf und warf ihn gegen die Wand. Das befriedigende Geräusch des Aufpralls ließ sie wünschen, sie hätte seinen Kopf treffen können. Connor hatte keine Vorstellung, wie schwer seine Verletzungen gewesen waren.
Ihr Zorn nahm nur noch zu, während sie die Bandagen und Schienen aufhob und ins Feuer warf. Während die Flammen griffen und alles verbrannten, zerriss sie ein Stück Stoff in Streifen für neue Verbände. Dieser einfache Akt der Zerstörung gab ihr die Möglichkeit, ihren Ärger irgendwie loszuwerden.
Connor war ein ungeduldiger Mann. Er konnte nicht begreifen, was ihm geschenkt worden war. Alles, was er sehen konnte, war sein Verlust.
Die verformten Finger seiner rechten Hand würden ihn immer an seine Behinderung erinnern. Er konnte nicht darüber hinwegschauen. Seine Eitelkeit würde es nicht erlauben.
Tränen brannten in ihren Augen. Sie hatte geglaubt, dass Connor MacEgan mehr war als nur ein attraktiver Krieger. Aber es schien, dass sie sich da getäuscht hatte.
8. KAPITEL
Connor kehrte in das Wäldchen zurück. Die Nachmittagssonne schien warm auf sein Gesicht. Nach einer Weile hob er mit seiner linken Hand einen dicken, auf dem Boden liegenden Ast auf. Wenn es auch wehtat, so gelang es ihm doch mit einiger Mühe, ihn festzuhalten. Er versuchte, den Ast mit langsamen Bewegungen hin und her zu drehen, und biss jedes Mal die Zähne zusammen, wenn die Schmerzen zu heftig wurden.
Mit einem Ausfallschritt nach vorne versuchte er, den Gegenstand in seiner Hand wie ein Behelfsschwert zu benutzen. Seine Muskeln waren nicht daran gewöhnt, solche Bewegungen auszuführen. Qualen durchfuhren seinen Körper, aber er zwang sich weiterzumachen.
Er hatte die Idee gehabt, Traherns Schwert mitzubringen, aber ihm fehlte die Kraft, es aus der Krankenhütte den ganzen Weg hierherzubringen. Also hatte er es lieber zurückgelassen, als zu riskieren,
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