Die irische Signora
werfe dies einen dunklen Schatten auf ihrer aller Leben.
»Und die meisten Leute ahnen nichts von diesem Hin und Her mit der Sporttasche?«
»Ich glaub nicht, daß irgend jemand davon weiß.«
»Und der Fahrer?«
»Nein, der sicher nicht.«
»Wie könnte es laufen?«
»Wenn einer zufällig vor dem Bus wenden müßte, würde er ihn damit vielleicht fünf Minuten lang aufhalten.« Lou nickte. »Einer mit ’nem Wagen und ’nem Führerschein. Am besten ein Stammkunde.«
»Gute Idee.«
»Hast du ’nen Wagen?«
»Tut mir leid, Robin. Einen Führerschein ja, und ich komm auch oft hierher. Aber ich hab leider kein Auto.«
»Schon mal dran gedacht, dir eins zuzulegen?«
»Ja schon, ’n gebrauchtes … hätte mich schon sehr gereizt. Aber es war einfach nicht drin.«
»Bis jetzt«, Robin prostete ihm zu.
»Bis jetzt«, nickte Lou. Er wußte, daß er von Robin hören würde. Irgendwie machte es ihn stolz, daß Robin gesagt hatte, er gefiele ihm. Also zog er die Augenbrauen finster zusammen und nahm ein Mädchen ins Visier. Prompt fragte sie ihn, ob er mit ihr tanzen wolle. Schon lange hatte Lou sich nicht mehr so gut gefühlt.
Am nächsten Tag erzählte ihm sein Vater, daß etwas Unglaubliches geschehen wäre. Die Polizei hätte doch tatsächlich das ganze Diebesgut gefunden, das diese jungen Rowdys aus dem Laden gestohlen hatten. Wenn das kein Wunder sei! Drei Tage später kam ein Brief von einer Werkstatt, eine Vereinbarung zur Ratenzahlung. Mr. Lou Lynch habe eine Anzahlung von zweitausend Pfund geleistet und erkläre sich bereit, den Rest in monatlichen Raten zu begleichen. Der Wagen könne nach Unterzeichnung des Vertrags innerhalb der nächsten drei Tage abgeholt werden.
»Ich denke daran, mir ein Auto zuzulegen«, erzählte Lou seinen Eltern.
»Prima«, meinte seine Mutter.
»Was für ein verdammt luxuriöses Leben diese Arbeitslosen heutzutage doch führen«, lautete der Kommentar seines Vaters.
»Ich bin nicht arbeitslos.« Lou war gekränkt.
Denn er arbeitete in einem großen Geschäft für Elektrogeräte, wo er den Käufern die Kühlschränke und Mikrowellengeräte zum Auto schleppte. Er hatte immer gehofft, daß Robin sich mal an so einem Ort blicken ließ. Wie hätte er auch damit rechnen sollen, daß er ihn ausgerechnet in einer Discothek treffen würde?
Stolz machte er mit dem Auto ein paar Spritztouren. So kutschierte er eines Sonntags seine Mutter hinaus nach Glendalough. Sie erzählte ihm, daß sie in ihrer Jugend immer davon geträumt habe, mal einen jungen Burschen mit Auto kennenzulernen, doch leider sei das nie passiert.
»Nun, jetzt ist es soweit, Mam«, tröstete er sie.
»Dein Vater denkt, daß die Sache nicht koscher ist. Er sagt, von dem, was du verdienst, könntest du dir nie und nimmer einen solchen Wagen leisten.«
»Und was denkst du, Ma?«
»Ich denke gar nicht, mein Sohn.«
»Siehst du, Ma, ich auch nicht.«
Erst sechs Wochen später stolperte er wieder über Robin, der in dem großen Elektrogeschäft einen Fernsehapparat kaufte. Lou trug ihm das Gerät zum Wagen.
»Noch oft in dieser Disco?« fragte er.
»So zwei-, dreimal die Woche. Man kennt mich dort jetzt mit Namen«, antwortete Lou.
»Eigentlich ’ne ziemliche Kaschemme, was?«
»Na ja. Irgendwo muß man ja hin, wenn man mal tanzen oder was trinken will.« Lou wußte, daß Robin es gern sah, wenn man locker blieb.
»Guter Standpunkt. Bist du heute abend dort?«
»Klar doch.«
»Besser, man trinkt nichts. Vielleicht muß man ins Röhrchen pusten.«
»Einen Abend lang Mineralwasser hat noch keinem geschadet.«
»Vielleicht sollte ich dir mal erklären, wo man dort am besten parkt.«
»Klasse.« Lou erkundigte sich nicht nach weiteren Einzelheiten, und diese Zurückhaltung war offenbar sein großer Pluspunkt. Robin schätzte Leute, die nicht neugierig waren.
Gegen zehn Uhr abends parkte er den Wagen an der Stelle, die Robin ihm beschrieben hatte. Er erkannte sofort, daß er das Sträßchen auf ganzer Breite blockieren würde, wenn er dort herausfuhr. Kein Wagen würde an ihm vorbei und auf die Hauptstraße kommen. Allerdings würde ihn jeder in dem Kleinbus deutlich sehen können. Er mußte den Motor absaufen lassen. So daß er ihn trotz aller Anstrengungen nicht mehr starten konnte. Aber bis dahin waren es noch fünf Stunden.
Also ging er in die Disco, wo er gleich in der ersten Viertelstunde ein Mädchen kennenlernte, das erste Mädchen, in das er sich ernsthaft verliebte, ja, mit dem er den Rest
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