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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Italienisch-Vokabeln ab, die Körperteile, die Wochentage. Wenn er dabei angestrengt überlegte, sah er aus wie ein kleiner Junge. Wie ein lieber kleiner Junge.
     
    Gerade als Lou daran dachte, Suzi einen Verlobungsring zu schenken, hörte er wieder von Robin.
    »Wie wär’s allmählich mit einem Ring für dein rothaariges Mädchen, Lou?« fragte er.
    »Na ja, Robin, eigentlich wollte ich ihn ihr gern selbst kaufen, du weißt schon, mit ihr zusammen in den Laden gehen und sie einen aussuchen lassen …« Lou wußte nicht, ob er noch einen Lohn für die Sache mit der Schule erwarten durfte. In gewisser Weise war seine Aufgabe so kinderleicht, daß er eigentlich gar nicht mehr dafür haben wollte. Andererseits aber war die Sache so brandheiß, daß er wirklich ordentlich dafür bezahlt werden sollte, damit es das Risiko lohnte.
    »Ich wollte gerade vorschlagen, daß du mit ihr in den großen Laden da an der Grafton Street gehst und sie was aussuchen läßt. Du brauchst das Ding nur anzuzahlen, der Rest wird dann erledigt.«
    »Das geht nicht, Robin. Sie würde was merken, und ich hab ihr nichts gesagt.«
    Robin lächelte ihn an. »Ich wußte, daß du die Klappe hältst, Lou. Aber nein, sie wird nichts merken. Der Typ dort bringt dir ein Tablett mit wirklich gutem Zeug, ohne Preisschild dran. Dann hat sie immer ’nen richtig dicken Klunker am Finger. Der außerdem rechtmäßig erworben wurde, denn der offene Betrag wird in bar beglichen.«
    »Trotzdem, Robin. Ich weiß ja, daß du es gut meinst, aber …«
    »Wenn du erst ’nen Haufen Kinder hast und die Zeiten schwer sind, wirst du froh sein, daß du mal ’nen Burschen namens Robin kennengelernt hast, denn dann hast du nicht nur die Anzahlung für ’n Häuschen auf der hohen Kante, deine Frau trägt auch noch ’nen Stein, der zehn Riesen wert ist.«
    Hatte Robin da eben wirklich etwas von zehntausend Pfund gesagt? Lou wurde ganz schwindelig. Und von einer Anzahlung für ein Haus war auch noch die Rede gewesen. Man mußte schon total bekloppt sein, um so ein Angebot in den Wind zu schlagen.
    Sie gingen zum Juwelier und fragten nach George.
    George brachte ihnen ein Tablett. »Alles in der gewünschten Preislage«, sagte er zu Lou.
    »Aber die sind ja riesig«, flüsterte Suzi. »Lou, so was kannst du dir nicht leisten.«
    »Bitte gönn mir doch die Freude. Ich will dir eben einen wirklich hübschen Ring schenken«, bat er sie mit großen, traurigen Augen.
    »Nein, Lou, kommt nicht in Frage. Wir sparen zusammen fünfundzwanzig Pfund die Woche, und das fällt uns schon nicht leicht. Jeder Ring hier kostet mindestens zweihundertfünfzig Pfund, das sind die Ersparnisse von zehn Wochen. Ernsthaft, laß uns was Billigeres ansehen.« Das Mädchen war so lieb, sie war einfach zu gut für ihn. Und dabei hatte sie keine Ahnung, daß hier echte Werte vor ihr lagen.
    »Welcher tät dir denn am besten gefallen?«
    »Das ist doch wohl kein echter Smaragd, Lou?«
    »Er ist smaragdähnlich geschliffen«, erwiderte George ernst.
    Suzi bewegte ihre Hand hin und her; der Stein fing das Licht ein und warf es tausendfach zurück. Und Suzi lachte vor Freude. »Himmel, man würde wetten, daß der echt ist«, sagte sie an George gewandt.
    Lou ging mit George in eine Ecke und überreichte ihm zweihundertfünfzig Pfund. Dabei erfuhr er, daß bereits neuneinhalbtausend Pfund hinterlegt worden waren – für einen Ring, den ein gewisser Mr. Lou Lynch heute aussuchen würde.
    »Ich wünsche Ihnen viel Freude damit«, sagte George, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Wieviel wußte dieser George? War er auch einer, der einmal dabeigewesen und deshalb auf immer dabei war? Und hatte Robin tatsächlich an einem ehrenwerten Ort wie diesem neuneinhalbtausend Pfund in bar hingeblättert? Lou war ganz benommen zumute.
     
    Die Signora bewunderte Suzis Ring. »Er ist wirklich wunderschön«, lobte sie.
    »Nur Glas, Signora, aber sieht er nicht aus wie ein echter Smaragd?«
    Doch die Signora, die Schmuck schon immer geliebt, wenn auch nie welchen besessen hatte, wußte, daß dieser Stein echt war. Und teuer gefaßt dazu. Sie begann sich wegen Luigi Sorgen zu machen.
     
    Als Suzi sah, wie die hübsche blonde Grania das Café betrat, hätte sie sie am liebsten gefragt, wie denn das Abendessen mit dem älteren Herrn verlaufen war. Doch das war ja wohl völlig ausgeschlossen.
    »Ein Tisch für zwei?« fragte sie statt dessen höflich.
    »Ja, ich erwarte noch jemanden.«
    Leider nicht den älteren Herrn,

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