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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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mußte Suzi enttäuscht feststellen. Sondern ein Mädchen, ein zartes Geschöpf mit einer riesigen Brille. Die beiden waren offensichtlich alte Freundinnen.
    »Ich muß dazusagen, daß noch nichts feststeht, Fiona, gar nichts. Aber vielleicht übernachte ich in den nächsten Wochen ab und zu mal bei dir, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich verstehe nur zu gut«, nickte Fiona. »Obwohl es Ewigkeiten her ist, seit eine von euch sich auf mich berufen hat.«
    »Na ja, es ist eben so, daß dieser Mann … nun, das ist eine lange Geschichte. Ich mag ihn wirklich, sehr sogar, aber es gibt Probleme.«
    »Zum Beispiel, daß er fast hundert ist, oder?« fragte Fiona.
    »Ach, Fiona, wenn du wüßtest … das ist noch das geringste Problem. Eigentlich ist sein Alter überhaupt kein Problem.«
    »Ihr seid schon merkwürdige Leute, ihr Dunnes«, meinte Fiona kopfschüttelnd. »Du gehst mit einem Rentner, aber sein Alter scheint dir völlig egal zu sein. Und Brigid grämt sich zu Tode wegen der Dicke ihrer Oberschenkel, die in meinen Augen absolut normal sind.«
    »Das ist nur wegen diesem Urlaub, sie war da an einem Nacktbadestrand«, erklärte Grania. »Und da hat einer von diesen Idioten gesagt, wenn du einen Bleistift unter deinen Busen klemmen kannst, ohne daß er runterfällt, bist du zu mollig und solltest nicht oben ohne gehen.«
    »Na und …?«
    »Brigid hat dann wohl gesagt, sie könne ein Telefonbuch drunterklemmen, und es würde nicht runterfallen.«
    Bei der Vorstellung mußten sie beide kichern.
    »Na, wenn sie es selbst so gesagt hat«, meinte das Mädchen mit der riesigen Brille.
    »Tja, das Schlimme daran war wohl, daß niemand ihr widersprochen hat. Und jetzt hat sie einen Wahnsinnskomplex wegen ihrer Figur.« Suzi bemühte sich, nicht laut herauszulachen, und fragte, ob sie noch mehr Kaffee wollten.
    »Mann, was für ein toller Ring«, staunte Grania.
    »Ich habe mich gerade verlobt«, erzählte Suzi stolz.
    Die jungen Frauen gratulierten ihr und steckten sich probehalber den Ring an den Finger.
    »Ist das ein echter Smaragd?« fragte Fiona.
    »Na, wohl kaum. Der arme Lou arbeitet als Packer in dem großen Elektrogeschäft. Nein, aber prima geschliffenes Glas, oder?«
    »Einfach traumhaft. Wo stammt der her?«
    Suzi nannte den Namen des Juweliers.
    Als sie außer Hörweite war, flüsterte Grania ihrer Freundin Fiona zu: »Komisch. Dort verkaufen sie nur sündteure Steine. Ich weiß das, weil sie ein Geschäftskonto bei uns haben. Und deshalb könnte ich darauf schwören, daß das kein Glasring ist. Nein, der ist echt.«
     
    Weihnachten rückte immer näher. Da die Teilnehmer des Italienischkurses sich zwei Wochen lang nicht sehen würden, hatte die Signora vorgeschlagen, daß jeder zur letzten Stunde vor den Ferien etwas mitbringen sollte, so daß sie eine richtige Weihnachtsparty feiern konnten. Große Spruchbänder mit der Aufschrift »
Buon Natale«
hingen an den Wänden, ebenso Glückwünsche für das neue Jahr. Und alle hatten sich entsprechend in Schale geworfen. Selbst Bill, der ernste junge Bankangestellte, den hier alle Guglielmo nannten, konnte sich der fröhlichen Stimmung nicht entziehen und brachte Papierhüte mit.
    Connie, die Frau mit dem teuren Schmuck und dem dicken Wagen, steuerte sechs Flaschen Frascati bei, die sie angeblich im Kofferraum ihres Mannes gefunden hatte. Da er sie vermutlich aus dem Haus schaffen und seiner Sekretärin hatte mitbringen wollen, fand Conny, daß sie besser von den Kursteilnehmern geleert würden. Niemand wußte, ob sie im Ernst sprach oder nicht, und außerdem hatte bisher Alkoholverbot im Unterricht geherrscht. Aber die Signora meinte, daß sie schon mit dem Direktor, Tony O’Brien, gesprochen habe, und heute wäre nichts dagegen einzuwenden.
    Was die Signora nicht wiederholte, war Tony O’Briens Bemerkung, da es in der Schule von harten Drogen nur so wimmele und die Jugendlichen hemmungslos Crack konsumierten, sei es nun wirklich kein Verbrechen, wenn Erwachsene bei einer Weihnachtsfeier ein Glas Wein miteinander trinken wollten.
    »Wie haben Sie letzte Weihnachten verbracht?« erkundigte sich Luigi bei der Signora, einfach, weil er gerade neben ihr saß, als das ganze
salute
und
molto grazie
und
va bene
um sie herum losging.
    »Letztes Jahr ging ich um Mitternacht zur Christmette und habe von ganz hinten in der Kirche meinen Mann Mario und seine Kinder beobachtet.«
    »Warum haben Sie denn nicht mit ihnen zusammengesessen?« fragte er weiter.
    Sie

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