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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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verletzt und enttäuscht er war. Aber die Signora hatte es bereits gesehen.
     
    »Wir müssen nicht zu diesem Vortrag gehen«, sagte Lou und zog Suzi zurück ins Bett.
    »Ich möchte aber hin«, entgegnete sie und rappelte sich wieder auf.
    »Latein, römische Götter und alte Tempel … das kann doch nicht dein Ernst sein?«
    »Mr. Dunne bereitet sich seit Wochen darauf vor, und außerdem möchte die Signora, daß wir dabei sind.«
    »Die geht doch selber nicht hin«, verriet Lou.
    »Woher, um alles in der Welt, weißt du das?«
    »Ich habe mitgekriegt, wie sie es ihm gestern abend gesagt hat«, erzählte Lou. »Er hat ein Gesicht gezogen, als hätte er in eine Zitrone gebissen.«
    »Das sieht ihr gar nicht ähnlich.«
    »Na, jedenfalls müssen wir nicht hin.« Lou kuschelte sich wieder unter die Decke.
    »O doch. Dann ist es um so wichtiger, schon um ihm den Rücken zu stärken.« Bevor Lou noch widersprechen konnte, war Suzi schon aus dem Bett und im Morgenmantel. Erst draußen auf dem Korridor, auf dem halben Weg zum Badezimmer, holte Lou sie ein.
     
    Lizzie und Bill strichen sorgfältig ihre Brote. »Ist das nicht eine prima Idee«, sagte Bill begeistert und hoffte, Lizzy könne sich mit dieser Gewohnheit auch zu Hause anfreunden. Er betete, daß die Einsicht, wie man Geld sparen konnte, letztlich auch in Lizzies Gedankenwelt Einzug hielt. Bisher war Lizzie auf dieser Reise noch vor keinem einzigen Schuhgeschäft stehengeblieben. Und nachdem sie den Preis von einem italienischen Eis in Pfund umgerechnet hatte, hatte sie gesagt, sie fände das keine gute Idee.
    »O Bill, stell dich doch nicht so dumm. Wenn wir Schinken und Eier und Brot kaufen müssen, um uns belegte Brote zu machen, kommt uns das teurer als die Suppe im Pub, die wir mittags immer essen.«
    »Mmh, vielleicht.«
    »Aber wenn du hier erst einmal ins internationale Bankgeschäft eingestiegen bist, können wir es uns noch mal überlegen. Werden wir in einem Hotel wohnen oder in einer eigenen Villa, was meinst du?«
    »Wahrscheinlich in einer Villa«, meinte Bill bedrückt. In seinen Ohren klang das alles ziemlich unrealistisch.
    »Hast du dich schon mal informiert?«
    »Über Villen?« fragte Bill entsetzt.
    »Nein, über die beruflichen Möglichkeiten im hiesigen Bankwesen. Du weißt doch, deshalb lernen wir überhaupt Italienisch«, meinte Lizzie spitz.
    »Ja,
zuerst
war das der Grund«, räumte Bill ein. »Aber jetzt lerne ich es, weil es mir Spaß macht.«
    »Willst du damit etwa sagen, daß wir nie reich sein werden?« In Lizzies großen schönen Augen spiegelte sich Sorge.
    »Nein, nein, das will ich nicht damit sagen. Wir
werden
reich sein. Noch heute werde ich mich in Banken kundig machen. Glaub mir, das tue ich.«
    »Ich glaube dir. Na, und nachdem ich jetzt alles belegt und eingewickelt habe, können wir nach dem Vortrag auf dem Forum einen Imbiß machen und vielleicht auch unsere Ansichtskarten schreiben.«
    »Diesmal kannst du sogar deinem Vater eine schicken«, meinte Bill.
    »Du bist gut mit ihm ausgekommen, nicht wahr?«
    Sie hatten einen Kurzbesuch in Galway gemacht, und ihr Versuch, Lizzies Eltern wieder zusammenzubringen, war recht erfolgreich gewesen. Zumindest sprachen die beiden jetzt wieder miteinander und besuchten sich gegenseitig.
    »Ja, er gefällt mir, man hat viel Spaß mit ihm.« Das war doch eine sehr diplomatische Art, einen Mann zu beschreiben, der ihm bei der Begrüßung fast die Hand zermalmt und sich nur wenige Minuten später zehn Pfund von ihm geborgt hatte, fand Bill.
    »Wie schön, daß dir meine Familie gefällt, das macht es viel leichter«, meinte Lizzie.
    »Und dir meine«, nickte Bill.
    Inzwischen hatten auch seine Eltern mehr für Lizzie übrig, nun, da sie längere Röcke und weniger tiefe Ausschnitte trug. Sie hatte seinen Vater gefragt, wie man Speck aufschnitt und was der Unterschied zwischen gekochtem und geräuchertem Schinken war. Und mit Olive hatte sie stundenlang Käsekästchen gespielt und sie mindestens jedes zweite Mal gewinnen lassen, wodurch Olive das Spiel sehr viel Spaß gemacht hatte. Ihre Hochzeit würde also nicht halb so schrecklich werden, wie Bill einst befürchten mußte.
    »Also dann auf zu den Vestalinnen«, meinte er und grinste übers ganze Gesicht.
    »Was?«
    »Lizzie! Hast du denn die Tourenbeschreibung nicht gelesen? Mr. Dunne hat das Wichtigste für uns auf einer Seite zusammengefaßt. Er hat gemeint, soviel sollten wir uns schon merken können.«
    »Gib sie mir bitte

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