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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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zweiten Tag ihrer Reise sechs Stunden unterwegs gewesen waren, hatte ihre gute Laune weitgehend nachgelassen, und sie waren übermüdet. Durch ihre konsequente Rübendiät wurde das auch nicht gerade besser, und angesichts ihres langsamen Vorankommens, durch das die Reise endlos wirkte, wurde Bridget Gunnings reizbare Laune noch weiter strapaziert.
    Elizabeth tat das Maultier, das eine so große Last schleppen musste, so Leid, dass sie sich weigerte, auf dem Wagen mitzufahren. Stattdessen hielt sie die Zügel und wanderte neben dem Tier her, wobei sie ihm mit einem gelegentlichen Lied oder leise gesprochenen Worten gut zuredete. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass §ie den größten Teil der Strecke zu Fuß zurücklegen würde, deswegen hatte sie schon am ersten Morgen ihre Lederstiefel angezogen. Am Nachmittag war dann alles noch schlimmer geworden, denn es hatte angefangen zu regnen. Und wenn ein irischer Regen erst einmal anfing, dann fiel er in tagelangem Nieseln. Mit unbeirrt stoischer Haltung zog sich Beth ihr wollenes Umschlagtuch über den Kopf und zog das Maultier geduldig weiter auf dem Weg nach Dublin.
     
    Viele Stunden im Sattel machten John Campbell oder seinem Bruder wenig aus, denn sie waren beide Soldaten. Am späten Nachmittag jedoch, als das Licht am bleiernen Himmel verblasste, setzten sie sich ganz gern mit ihren Gefährten in die Reisewagen, denn der irische Regen ließ einem die Kälte bis auf die Knochen dringen.
    Schon kurz darauf stellte die Reisegesellschaft fest, dass ihr Fortkommen durch einen Maultierwagen behindert wurde, der vor ihnen herzockelte. Der Kutscher machte mehrere Versuche, den Wagen zu überholen, indem er über den Pferden mit der Peitsche knallte, aber die Straße war einfach nicht breit genug. Schließlich öffnete William Cavendish das Fenster und gab dem Kutscher die Anweisung: »Bagshot, bringt den verdammten Kerl dazu, Platz zu machen, damit wir vorbeikönnen. Wir wollen nicht die ganze Nacht hinter ihm herfahren.«
    »Jawohl, Mylord.« Bagshot hielt die Kutsche an und sicherte die Bremse.
    Dann ging er durch den Regen zum Wagen hinüber. »Guter Mann, Euer Rübenwagen versperrt die Straße. Ihre Lordschaften werden beim Wirtshaus Schwarzer Stier erwartet, und bei diesem Tempo wird das sicher nicht vor Mitternacht sein«, erklärte er dem Bauern in dem schäbigen Mantel und der aufgeweichten Kappe.
    »Da tun sie mir aber aufrichtig Leid«, erwiderte Jack Gunning fröhlich.
    »Nein, Ihr versteht nicht. Ihr sollt von der Straße herunter und unsere Kutschen vorüberlassen.«
    Jack sah hinüber zu seiner Tochter, die geduldig dastand, das Maultier am Halfter hielt und ihm das Maul streichelte. »Nein, Ihr versteht nicht. Wir dürfen hier fahren, so lange wir wollen.«
    Beth zog sich das Umschlagtuch fester um den Kopf und bemühte sich, nicht zu lachen. Ihr Vater amüsierte sich auf Kosten des Kutschers.
    »Diese Reisewagen gehören seiner Exzellenz dem Vizekönig von Irland. Ihr werdet ihm doch wohl den Gefallen tun, oder?«
    »Ich habe gehört, der Vizekönig soll ein großzügiger Mann sein, er würde sicher nichts dagegen haben, einen so großen Gefallen angemessen zu belohnen.«
    Der Kutscher griff widerstrebend in seine Manteltasche und holte eine Münze heraus. »Was sagt Ihr zu einem Schilling?«
    Jack nahm die Münze und biss darauf. »Ein Schilling klingt genau richtig für mich. Und was könnt Ihr dem Maultier hier anbieten?«
    Mit lila Gesichtsfarbe gab ihm der Kutscher einen Sovereign und marschierte zu seiner Kutsche zurück. Sowohl die Leute im Maultierwagen als auch die jungen Edelmänner aus der Kutsche lachten über ihn. Er fluchte tonlos. »Das hat mich einen verdammten Sovereign gekostet.«
    »Deswegen lachen wir ja, Bagshot. Und Ihr wart nicht einmal geistesgegenwärtig genug, uns eine Rübe dafür zu besorgen!«
    Noch bevor eine Stunde vergangen war saßen die vier Herren an einem prasselnden Feuer und tranken warmes Bier, während sich ein ordentliches Stück von ihrem eigenen Wild in der riesigen Küche des Wirtshauses an einem Spieß drehte. Das Dutzend Kutschpferde war ausgespannt und mit trockenem Stroh in die Scheune gebracht worden. Ihre Vollblüter hatte man im Stall versorgt, gestriegelt, gefüttert und mit Pferdedecken versehen. Die Jagdhunde waren in Hütten untergebracht, und die Dienerschaft saß in der großen Wirtsstube und erfreute sich dampfender Schüsseln voll Lammeintopf.
     
    Erst zwei Stunden später trottete das erschöpfte

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