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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Maultier in den Hof des Schwarzen Stiers. An der Küchentür tauschte Jack Gunning zwei Dutzend Rüben dafür ein, dass sie eine Nacht in der Scheune verbringen durften, während sich seine Frau nur ungern von einem Groschen trennte, um ein paar heiße, gebackene Kartoffeln zu erwerben. Jack spannte das Maultier aus und brachte es herein, dann setzten sie sich alle vier ins Stroh, um zu Abend zu essen.
    Im Gegensatz zu den andern verschlang Elizabeth ihre Kartoffel nicht einfach. Sie hielt sie in den Händen und ließ ihre Wärme tief in ihre Finger dringen. Dann hob sie sie zur Nase und atmete ihren köstlichen Duft ein. Als ihr der Magen zu knurren und das Wasser im Munde zusammenzulaufen begann, erlaubte sie sich einen kleinen Bissen. Sie genoss den erdigen Geschmack, den das weiche, weiße Innere der Kartoffel hatte. Die Schale hob sie sich bis zuletzt auf. Sie kaute langsam und fand das dicke, gebackene Äußere der Kartoffel köstlich. Schließlich seufzte sie mit tiefem Genuss, als sie den letzten Bissen hinunterschluckte.
    »Na also, ist doch alles in Ordnung, meine Schönen, fast wie bei der Made im Speck«, erklärte Jack großspurig.
    »Eher wie bei ertrunkenen Ratten!«, gab Bridget zurück. Während ihre Mutter verärgert die durchgeweichten Umschlagtücher der Mädchen zum Trocknen ausbreitete, zog Maria die Steppdecke aus ihrer Reisetasche und verkroch sich darunter. Beth, die Angst vor der schlechten Laune ihrer Mutter hatte, ging hinüber zur anderen Seite der Scheune, um sich die Kutschpferde anzusehen. Obwohl sie sich neben ihnen als winzig empfand, fühlte sie sich doch in Sicherheit, streichelte ihre Hälse und flüsterte ihnen leise zu. Sie hatte eine Neigung zu allen Tieren, ob wild oder zahm, und diese wussten ihr Wohlwollen zu schätzen.
    Als sie zu ihrer Familie zurückkehrte, zog sie einen ledernen Futtersack hinter sich her, voller Freude über den Schatz, den sie entdeckt hatte. »Richtiger Hafer! Könnt ihr euch vorstellen, dass sie die Kutschpferde tatsächlich mit richtigem Hafer füttern?« Sie zog mit großer Mühe ihrem Maultier den Futtersack über den Kopf.
    »Hafer? Dann lass doch nicht das Maultier alles fressen, du gedankenloses Mädchen!«, protestierte Bridget ärgerlich. »Daraus könnten wir doch morgen Haferbrei machen.«
    »Oh, bitte, nimm doch nicht dem Maultier sein Futter weg«, flehte Elizabeth sie an. »Da drüben ist doch noch viel mehr Hafer. Ich hole welchen.«
    Jack stand auf und wischte sich das Stroh vom Hinterteil.
    »Also gut, meine Schönen. Wenn ihr alle drei jetzt gut versorgt seid, dann werde ich mal mein Glück in der Schankstube versuchen.«
    »Gib den Sovereign her, bevor du Spielen gehst, Jack Gunning!«
    Bridget nahm die Goldmünze entgegen und gab ihm stattdessen einen Schilling.
    Er zwinkerte seiner Frau zu. »Bei der Menge Geldes werden sie sich fühlen, als würden sie einem Kleinkind die Marmelade vom Brot nehmen.«
    »Wenn der Kutscher auch da drin ist, wirst du dich vielleicht eher fühlen, als wenn er aus einer Rübe Blut zu quetschen versuchte«, konterte sie schlagfertig und bissig.
    Elizabeth schauderte. Mutter hat wirklich immer das letzte Wort. Sie zog ihre Stiefel aus und schlüpfte neben Maria unter die Steppdecke. Schon nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen. In dieser Nacht war sie viel zu erschöpft zum Träumen.

3
     
    Die vier befreundeten Edelmänner bekamen Zimmer im Schloss Dublin neben der stattlichen "Wohnung des Vizekönigs. Obwohl das Schloss weder besonders pittoresk war noch irgendwelche architektonischen Besonderheiten aufwies, hatten sie doch zumindest einen guten Blick auf den Liffey und die irische See. Das Schloss war bis unters Dach voll bewohnt, doch sie fanden ein Ankleidezimmer, in dem ihre Burschen schlafen konnten, während die anderen Bediensteten sich mit dem Anbau zufrieden geben mussten, der sich um den unteren Hof des Schlosses erhob.
    Sie wurden vom Vizekönig, dem Herzog von Devonshire und Wills Vater persönlich willkommen geheißen. Noch bevor sie Gelegenheit hatten, ihr Gepäck auszupacken, tranken sie schon das erste Glas von seinem privaten Bestand rauchigen irischen Whiskeys.
    »Euer Gnaden, erlaubt mir, unter den Ersten zu sein, die Euch zu Eurer Ernennung als Oberster Haushofmeister des königlichen Haushalts gratulieren.« John Campbell hob sein Glas und trank Williams Vater zu.
    »Nun, vielen Dank, John. Euer Großvater, Argyll, war Oberster Haushofmeister bei König George, wenn ich mich

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