Die irische Wildkatze
sich daran, wie sein Mund den ihren berührt hatte, und ihre Lippen glühten. Doch trotz der glühenden Hitze in ihrem Körper zitterte sie weiter. Als sie schließlich erschöpft einschlief, hörte das Zittern auf, und sie trieb in einem warmen Teich von Träumen davon.
Sie war ein Otter und schwamm mit ihrem Gefährten durchs Wasser. Er war ein schlüpfriges, braunes Geschöpf mit glänzenden Augen, außerordentlich mutig und verspielt, doch immer auf ihren Schutz bedacht. Jeden Abend, gleich nach Einbruch der Dämmerung, sprang er wagemutig ins Wasser und lockte sie hinter sich her. Sie folgte ihm, weil sie seiner starken Anziehungskraft nicht widerstehen konnte und er sie ganz in seiner Hand hatte. Heute Nacht spielten sie ein fröhliches Spiel, berührten sich immer wieder, neckten sich, lockten einander, bis er sie aus dem Wasser und ins hohe Gras führte. Plötzlich erkannte Elizabeth, dass sie nicht wirklich Otter waren, sondern ein junger Mann und eine junge Frau, die Spaß daran hatten, so zu tun als ob. Sie waren völlig nackt und genossen jeden gewagten Augenblick des köstlichen Spiels, das sie spielten. Als er sie hochhob, lachte sie auf ihn herab und ließ ihre goldenen Locken herunterfallen und über seine starke Brust streifen. Er ließ sie an seinem harten, muskulösen Körper hinabgleiten, bis ihre Zehen den Boden berührten, und sein Mund bedeckte den ihren in einem langen, tiefen Kuss, der sie mit Sehnsucht erfüllte.
Der Traum endete, als Beth wie an den meisten Tagen vom krächzenden Krähen eines Hahns vom Nachbarhof erwachte. Heute war es allerdings noch dunkel. Sie griff nach ihrem Kittelkleid, das immer noch leicht feucht war, dann zog sie die schwarzen Strümpfe und hochgeknöpften Lederstiefel an. Als sie hinunter in die Küche ging, begegnete sie ihrem Vater, der gerade mit Eiern von draußen hereinkam.
Er zwinkerte seiner Tochter zu. »Die habe ich gefunden. Schnell, hol die Pfanne.«
Als die Reisenden schließlich aufbrachen, hatten sie mit Eiern, geschmolzenem Käse und Ziegenmilch gut gefrühstückt, woran sie sich in den kommenden vier Tagen noch gern erinnerten, während ihre Nahrung aus gekochten Rüben, rohen Rüben, Rübenkraut und noch mehr Rüben bestand.
Am ersten Tag waren sie bei ihrer Fahrt über die Landstraßen, auf der sie im Sonnenschein des Spätsommers badeten, noch guter Dinge. Sie hatten kein Geld für ein Wirtshaus und verbrachten so die erste Nacht im Schutz eines überdachten Friedhofseingangs. Jack spannte das Maultier aus und ließ es im Gras auf dem Friedhof weiden. Die beiden Mädchen benutzten ihre gewobenen Reisetaschen als Kopfkissen, und Maria war dankbar, dass Elizabeth so vorausschauend gewesen war, auch ihre Bettdecke mit einzupacken.
In Ballyclare herrschte große Unruhe. Die Diener und Knappen der jungen Lords waren damit beschäftigt, die großen Koffer ihrer Herren zu packen. Alles verschwand darin - von förmlicher Abendkleidung bis zu den Jagdanzügen und mit Capes versehenen weiten Mänteln und Biberpelzmützen, von Reitstiefeln über Tanzschuhe bis zur feinen leinenen Unterwäsche. Die jungen Adligen reisten nicht nur mit ihren eigenen Pferden, Sätteln und Jagdhunden, sondern auch mit ihrem eigenen, schneeweißen Leinenbettzeug, daunengefüllten Federbetten und Morgenmänteln. Der Stapel von Koffern, Kisten und Waffenkassetten in der Eingangshalle ähnelte jetzt schon einem Berg, und doch war erst die Hälfte der Sachen gepackt. Vor zwei Wochen war die Gesellschaft in Ballyclare mit drei schweren Reisekutschen angekommen, deren zwei nur mit Gepäck gefüllt war. Jeder der Reisewagen wurde von einem Vierergespann zueinander passender Kutschpferde gezogen und von einem erfahrenen Kutscher gelenkt.
Als die Gentlemen an ihrem letzten Abend mit Portwein und irischem Whiskey im Esszimmer saßen, erzählten sie sich noch einmal von den guten Jagden und beklagten sich darüber, wie viel Wild und Fische ihnen noch entkommen waren.
»Du bist so still heute Abend, Bruder. Sag mir nicht, dass dich dieses elende Land bezaubert hat.«
John Campbell lächelte. »Ich dachte nur gerade an einen seltenen Vogel, den ich am Fluss gesehen habe - er war viel zu hübsch, um ihn einzusacken.«
»Apropos seltene Vögel«, warf Michael Boyle ein, »meine Cousine Lady Charlotte soll nächste Woche in Dublin Castle Wills Vater dem Vizekönig vorgestellt werden. Ihr Rang ist hoch genug, dass sie zusammen mit seiner Exzellenz auf dem Podest sitzen darf.
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