Die irische Wildkatze
würde, sie dafür zu bestrafen. Sie wandte sich von dem Goldschmied ab und begann, sich die Stoffe anzusehen. Seiden, Satin, Spitze, Taft, Tüll und Samt gab es in allen Schattierungen von zarten Pastelltönen über leuchtende, starke Farben bis hin zu tiefen, satten Edelsteinfarben. Sie hatte noch nie etwas so Hübsches wie diese Stoffe vor sich gesehen, die aus fernen Ländern wie Frankreich, Italien und dem Orient kamen. Zögernd, und nicht ganz ohne Freude, wählte sie ein paar davon aus.
Kurz vor dem Mittag betrat der Herzog von Hamilton ihren Salon. Ohne sich um irgendjemand anderen zu kümmern, kam er direkt auf sie zu.
Elizabeth stand sofort auf. Sie wollte nicht, dass er so hoch über ihr stand. Sie machte keinen Knicks, murmelte aber höflich: »Euer Gnaden.«
Er hob ihre Finger zu seinen Lippen. »Guten Morgen, Elizabeth.« Nachdem er sie eine ganze Minute lang besitzergreifend betrachtet hatte, ließ er sich dazu herab, auch die anderen wahrzunehmen. Sofort wandte er sich gegen die Muster der einen Schneiderin. »Diese hier sind außer jeder Frage. Die Qualität ist unannehmbar. Diese Dame ist die Herzogin von Hamilton «, sagte er mit Nachdruck. »Nur das Beste ist gut genug für meine Frau.« Er wandte sich an Elizabeth. »Zeig mir, was du dir ausgesucht hast.«
Zögernd deutete Elizabeth auf die aprikosenfarbene Seide, den türkisfarbenen Satin und den schwarzen Samt. Sie bemerkte ihren Fehler sofort, als er sie zurückwies und seine eigene Wahl vorzog.
»Die zartrosa Seide wird die Makellosigkeit deiner Haut vollendet zur Geltung bringen, der dunkelgoldene Satin wird, mit schwarzem Nerz besetzt, einen prächtigen Kontrast zu deinem herrlichen Haar darstellen. Ich verbiete dir, schwarz zu tragen - es ist zu verführerisch, zu weltlich.«
Elizabeth wusste, dass es eher die Beherrschung ihrer
Person sein musste als die Farben, die ihm wichtig war. Sie sah zu, wie er Schnitte mit extrem tiefen Ausschnitten aussuchte.
»Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen, also überlasse ich dir den Rest. Verwöhn dich, Elizabeth. Du sollst haben, was immer du wünschst.«
Sie nahm ihren Mut zusammen. »Ich wünsche ... das heißt, ich möchte gern heute Nachmittag meine Freundin Lady Charlotte besuchen.«
Er senkte die Augenbrauen und nahm sie beiseite, damit man ihn nicht hören konnte. »Es wäre mir lieber, wenn du Lady Hartington heute nicht besuchen würdest. In ein paar Tagen ist der Empfang des Königs. Ich habe angekündigt, dass der Herzog und die Herzogin von Hamilton kommen werden. Der ganze Hof wird sich danach verzehren zu erfahren, wer meine Braut ist, und ich möchte sie gern überraschen.«
Sie senkte die Lider, damit er ihren Widerwillen nicht bemerkte. »Wie Ihr wünscht«, gab sie nach.
Hamiltons Verabredung zum Essen war mit George Coventry, er konnte es kaum erwarten. Er war nicht in der Morgensitzung des Parlaments gewesen, weil er bis zum frühen Morgen fort gewesen war, aber er wusste, dass sein Freund sie nicht versäumen würde.
»James, ich bin erstaunt, dass du gestern Abend nicht im Leicester House warst. Es war eine Menge los. Fräulein Elizabeth Gunning war sehr gefragt.«
»Es macht dir Spaß, mich herauszufordern, George. Wie lange dauert es noch bis zu deiner Hochzeit?«
»Nur drei Wochen. Wenn du mir die Ehre erweist und zustimmst, mein Brautführer zu sein, können wir die letzten Einzelheiten besprechen.«
»Natürlich. Und das ist nur angemessen, da wir ja Schwager sein werden.« Er gab ihm einen großen Umschlag mit dem Wappen der Hamiltons darauf.
»Schwager? Sag mir nicht, dass du vorhast, meinem Beispiel zu folgen und Fräulein Gunning zu bitten, dich zu heiraten?«
»Sie ist nicht mehr Elizabeth Gunning, George. Sie ist Elizabeth Douglas, die Herzogin von Hamilton. Wir wurden gestern Nacht in einer kleinen Zeremonie in der Hochzeitskapelle von Shepherds Market getraut.«
»Du machst Witze! Das ist doch wohl ein Scherz, James, oder?«
»Schau in den Umschlag.«
George trennte das Wachssiegel mit seinem Daumennagel auf und erwartete, darin eine Heiratsurkunde zu sehen. Doch stattdessen war es ein seidenes Nachthemd, bestickt mit einem Krönchen und den Initialen EH. Es waren Blutflecken darauf.
»Du Schuft! Du musstest mich übertrumpfen, was immer es dich auch kostet!«
»Sei kein schlechter Verlierer, George. Das ist kein guter Stil.«
»Es geht nicht ums Geld, sondern ums Prinzip bei der ganzen Sache!« Er konnte seinen Abscheu nicht
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