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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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verbergen. »Du wirst noch heute einen Bankscheck von mir bekommen.«
    »Das ist zivilisiert von dir, alter Junge.«
    »Ja. Aber erwarte nicht, dass John Campbell zivilisiert reagieren wird, wenn er erfährt, dass du ihm die Beute wegschnappst, während er dir den Rücken zugekehrt hat.«
    »Die Erwartung seiner Reaktion macht mir noch mehr Spaß als deine. Was, gehst du schon, George?«
    »Ich habe keinen Hunger. Du lässt mir die Galle hochkommen.«
    John Campbell sattelte ein Pferd in den Ställen von Inveraray und ritt hinaus über Argyll, wobei er sich an die viel benutzten Wege hielt. Er war seit seinem fünfzehnten Lebensjahr Soldat und befehligte seit über zehn Jahren Männer. Obwohl er in Schlachten dem Tod gegenüber hart geworden war, fiel es ihm schwer, Männer zu verlieren, die unter seinem Befehl standen. Doch das alles war kein Vergleich dazu, wie es sich anfühlte, einen Bruder zu verlieren. Mit Henrys Tod hatte er einen Teil von sich selbst verloren, und doch würde andererseits ein Teil von Henry immer bei ihm sein. Sie ritten jetzt zusammen über ihr Land. Es war noch kein Frühling im Hochland, aber der Winter hatte seine grausame Kraft verloren, und der tiefe Schnee begann zu schmelzen. Er entdeckte einen Rothirsch mit einem majestätischen Geweih und wusste, dass für ihn bald die Paarungszeit kam, in der er auf Brautschau gehen würde.
    John war erstaunt, wie tapfer seine Mutter bei der Nachricht vom Tod seines Bruders gewesen war. Auch sein Vater hatte Kraft und Mut angesichts des schrecklichen Verlustes bewiesen. Als Henrys sterbliche Uberreste angekommen waren und sie ihn zur letzten Ruhe begleitet hatten, hatte John geschworen, stark für sie zu sein. Aber in Wahrheit hatten die beiden sich einander zugewandt, und ihre tiefe, dauerhafte Liebe war es, die sie getröstet und die schweren Stunden hatte überstehen lassen. Sein ganzes Leben lang hatte er sich über die Liebe lustig gemacht. Vielleicht war er im Unrecht gewesen. Vielleicht war es in seltenen Fällen möglich, dass zwei Menschen sich verliebten und ihre Liebe hielt. Er zog sich den pelzgefütterten Mantel am Hals enger zusammen und beneidete seine Eltern um ihre Ehe.
    Seine Pflicht, eine Frau zu nehmen und einen Erben zu zeugen, lag jetzt noch schwerer auf seinen Schultern, da sein Bruder fort war. Seine Eltern hatten kein Wort über das Thema verloren, doch seine Schwester Anne war nicht zurückhaltend gewesen.
    »John, es ist an der Zeit für dich zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Du bist der Letzte in der männlichen Linie. Es ist egoistisch und unreif von einem Mann in deinem Alter, sich nicht mit einer Frau und einer Familie zu umgeben. Eigentlich ist es sogar deine Pflicht.«
    Zynischerweise fragte er sich, ob sie ihn auch drängen würde, wenn sie selbst Söhne und nicht nur Töchter bekommen hätte. »Du hattest immer schon eine Neigung zum Offensichtlichen, Anne.« Schon in dem Augenblick, als er das sagte, fühlte John sich schuldbewusst. Auch seine Schwester trauerte um ihren Bruder.
    Er füllte seine Lungen tief mit eisiger Luft und hob den Blick zu einer Reihe von dunklen Wolken, die sich drohend über ihm sammelten. Das passte zu seiner Stimmung. Dann plötzlich brach die Sonne daraus hervor und ein leuchtender Strahl schien herunter und erhellte einen rauen kleinen Hügel, der sich vor ihm erhob. Auch seine Gedanken wurden davon heller. Das Leben war flüchtig und unvorhersehbar - warum sollte er es in einer grauen, pflichtbewussten Ehe ohne Zuneigung verschwenden? Zum ersten Mal ließ er ernsthaft den Gedanken zu, ob er nicht Elizabeth Gunning zu seiner Frau machen sollte.
    Obwohl ihr Hintergrund für ihn persönlich unwichtig war, wäre seine Familie schockiert und widerwillig, denn ein guter Stammbaum war in Adelskreisen wichtiger als alles andere. Doch wenn eine Ehe erst einmal zum fait accompli geworden war, würden sie nichts mehr daran ändern können und sie möglicherweise mit der Zeit sogar akzeptieren. Versteckt in seiner Hemdtasche lag die goldene Locke, die er ihr geraubt hatte, dicht über seinem Herzen. Er vermisste sie so sehr, dass es ihm wehtat. War es möglich, dass er sich wirklich verliebt hatte? Als er sein Pferd zurück zum Schloss Inveraray lenkte, machte er sich über sich selbst lustig und nannte sich einen liebeskranken Narren. Aber er wusste, dass er sobald wie möglich nach London zurückkehren würde.
    Am Grosvenor Place wurde Elizabeth auf den Empfang bei Hofe vorbereitet. Sie

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