Die irische Wildkatze
schauderte, als sie sich daran erinnerte, dass Hamilton da bei ihm gewesen war. »Also gut, ich gehe. Ich werde es versuchen.«
Er ließ ihre Hand los, und sie rieb sich die Finger, um den pochenden Schmerz zu lindern. Sie sah das siegessichere Glitzern in seinem Blick. »Die Kutsche ist unten und wartet auf dich. Er wird bestimmt nicht fähig sein, dir irgendetwas abzuschlagen.«
In der Kutsche begann Elizabeth zu zittern. Der Gedanke daran, John zu sehen, erfüllte sie mit Panik. Sie liebte ihn so sehr, und ihr Herz war voller Schmerz darüber, dass sie die Frau eines anderen Mannes war. Irgendwie musste sie dieses Duell verhindern. Wenn John getötet wurde, würde sie nicht mehr leben wollen. Wenn er verletzt wurde, wäre sie schuld. Was sollte sie sagen? Was würde er zu ihr sagen? Plötzlich erinnerte sie sich an seinen Knopf, den sie in das Futter ihres Mantels genäht hatte. Als ihre Finger ihn fanden, hörten sie auf zu zittern. Es wird schon gut gehen. John wird dafür sorgen, dass alles gut geht. Sie erinnerte sich lebhaft daran, wie es sich anfühlte, von seinen starken Armen umfangen zu werden. Es gab ihr Kraft. Es machte sie mutig. Er würde tun, worum sie ihn bat, weil er sie liebte.
In der Half-Moon-Street wirkte der Bedienstete, der ihr die Tür öffnete, erstaunt, aber bei dem Anblick von John auf dem oberen Treppenabsatz mit einem Säbel in der Hand lief sie nur hastig die Stufen hinauf.
»Elizabeth! Was zum Teufel tust du denn hier?« Er ging voraus in das Zimmer, in dem sie so intim vor dem Feuer zu Abend gegessen hatten.
»John, ich bin gekommen, um dich von diesem Duell abzuhalten.«
Er legte die Waffe weg, half ihr, den Mantel auszuziehen, stand da und sah auf sie hinab. Er hatte sich vorgestellt, dass sie ihm gehörte. Beim nächsten Mal, wenn er sie sah, hatte er wirklich vorgehabt, sie zu bitten, seine Frau zu werden. Jetzt waren ihm all seine Pläne für die Zukunft genommen worden. Er fühlte sich, als hätte er einen Säbelstich ins Herz bekommen. John hatte noch nie in seinem Leben eine eleganter gekleidete Frau gesehen. Sie war eine Vision in blassem Lavendelblau mit einem Kollier aus Amethysten, das an ihrem Hals über halb entblößten Brüsten glitzerte. Ihr prächtiges Haar war von einer Friseuse in Form gebracht worden, ihr Make-up war makellos. Sie sah bis zu den Fingerspitzen aus wie eine Herzogin. Er biss die Zähne zusammen. »Hat Hamilton dich geschickt?«
»Ja. Sein Vater starb in einem Duell, und er denkt aber gläubisch, dass die Geschichte sich wiederholen könnte.«
»Er hat Recht! Die Geschichte wird sich wiederholen. Ich habe absolut die Absicht, ihn zu töten.«
»John, das darfst du nicht. Du musst das Duell absagen. Bitte!«
Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Sie flehte ihn regelrecht an. Und zwar für Hamilton! »Absagen?« Sein Blick wurde hart, als er sie vorwurfsvoll von Kopf bis Fuß ansah. »Ich verstehe. Offensichtlich gefällt es dir, eine Herzogin zu sein. Ich darf nichts tun, was dich daran hindern könnte, die Frau des Herzogs von Hamilton zu sein.«
»Das ist nicht wahr! Ich wurde gezwungen, ihn zu heiraten. Wie kannst du etwas so Grausames zu mir sagen?«
Sein Blick war hart, ärgerlich und ohne Entschuldigung. »Du warst die Grausame in diesem Fall, Elizabeth. Kaum hatte ich dir den Rücken gekehrt, hast du dich an den höchsten Bieter verkauft. Was für ein dummer Narr ich war. Ich hätte wissen müssen, dass die wunderschönen Gunnings aus dem irischen Sumpf nach London kamen, um ihr Geld zu machen. Ganz offensichtlich hattest du nur eines im Sinn: Dir einen Adligen mit Reichtum und Titel zu angeln und ihn zur Heirat zu bewegen. Sieht so aus, als wäre ich wie ein Wunder gerade noch davongekommen.«
Sie war von seiner hasserfüllten Anschuldigung verletzt. Aber ihre verletzten Gefühle verwandelten sich schnell in Ärger. »Und für mich ist auch klar, dass du nur ein einziges Ziel im Sinn hattest: Von dem Augenblick an, als du mich aus jenem irischen Sumpf steigen sahst, wolltest du nichts als mich verführen.« Und es ist dir auch noch gelungen, verdammter Kerl!
»Wer hat wen verführt?«, fragte er ironisch. »Du bist eine geborene Schauspielerin, Elizabeth, die perfekt die Rolle der unschuldigen Schönen spielt, während sie nur den Reichtum und die Macht von Argyll im Sinn hat. Du hast nicht viel Zeit verschwendet! Als ich dir nicht die Ehe anbot, machtest du dich gleich an den nächsten mächtigen Mann. Direkt aus meinem
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