Die irische Wildkatze
hingebungsvollen Ehemann, der ganz von seiner schönen Frau besessen war. Morton hat womöglich Recht. Wenn er trinkt bis zur Bewusstlosigkeit, erinnert er sich vielleicht wirklich kaum noch. Sie merkte sich das für die Zukunft, falls sie es noch einmal gebrauchen könnte.
22
Die Osterhochzeit der Maria Gunning war zweifellos das gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Die besondere Note bekam sie durch die Tatsache, dass sie am Grosvenor Place von Herzog und Herzogin von Hamilton abgehalten wurde. Da ihre eigene Trauung heimlich und in einer Hochzeitskapelle stattgefunden hatte, war die gute Gesellschaft um ein solches Ereignis gebracht worden, was sie dadurch wettmachte, dass sie in Scharen zur Hochzeit der Schwester beim Hamilton House erschien.
Das prächtige Haus war mit Urnen mit weißen Lilien, Rosen und Schleierkraut gefüllt, die Elizabeth ausgewählt hatte. Hamilton hatte ihr bei den Blumen freie Hand gegeben, weil er sich geweigert hatte, sie das rosa Kleid der Brautjungfer tragen zu lassen, das Maria ausgewählt hatte. Stattdessen bestand er darauf, dass seine Herzogin die Farben der Douglas Blau und Weiß trug. Elizabeth persönlich war höchst erfreut darüber, obwohl sie vorgab, wegen des rosa Kleides sehr enttäuscht zu sein. Sie lernte langsam, wie sie es anstellen konnte, dass Hamilton dachte, er beherrsche sie. Das erforderte viel Mut, aber da sie jahrelange Erfahrung darin hatte, mit einem beherrschenden Menschen umzugehen, gelang es ihr geschickt und subtil.
Diesmal war Bridget gezwungen zurückzutreten, da Maria dafür sorgte, dass sie die größte Attraktion bei ihrer Hochzeit sein würde, und Hamilton dafür gesorgt hatte, dass Elizabeth die Gastgeberin dieses gesellschaftlichen Ereignisses war. Nachdem die Eheversprechen gegeben waren, standen der Herzog und die Herzogin von Hamilton der Empfangsreihe vor, gefolgt von George und Maria und dem Grafen und der Gräfin von Coventry, um ihre illustren Gäste willkommen zu heißen. König George erschien nicht bei privaten Anlässen, doch sein Erbe, der Prince of Wales, kam zusammen mit seiner Mutter Augusta, ebenso der Graf von Cumberland. Hinter ihnen kam der Premierminister und seine Frau, dann Horace Walpole, der große Liebhaber jeglichen Klatschs.
Elizabeth begrüßte Will und küsste Charlie auf die Wange. Inzwischen war für alle sichtbar, dass Lady Charlotte ein Kind erwartete, und sie bemühte sich auch nicht, das zu verstecken. »Es freut mich wirklich sehr zu sehen, dass es dir gut geht, und ich beneide dich sehr«, flüsterte Elizabeth.
Wills Vater, der Herzog von Devonshire, begleitete das junge Paar, während seine Herzogin immer noch in Chatsworth in Derbyshire war und sich stur weigerte, ihre Schwiegertochter und das zu erwartende Enkelkind anzuerkennen. Er klopfte Hamilton auf den Rücken, betrachtete Elizabeths Mitte und fragte direkt: »Noch keine Erwartungen bei Euch?«
Elizabeth errötete. Heute morgen war mich schlecht ... vielleicht doch!
»Meine Braut war Jungfrau. Im Gegensatz zu anderen waren wir nicht voreilig.«
Elizabeth errötete angesichts der grausamen Bemerkung, die ihr Mann auf Charlie gemünzt gesagt hatte. Sie war sehr dankbar, dass ihre Freundin das nicht gehört hatte und begrüßte Charlies Eltern, Graf und die Gräfin von Burlington. Plötzlich lag irgendetwas in der Luft, das einen Moment lang undefinierbar schien. Dann erkannte sie, dass John Campbell angekommen war. Schlagartig bekam sie Angst, was die beiden Männer tun würden. Erst vor wenigen Tagen wollten sie einander töten. Sie war erstaunt, als die Herren sich höflich unterhielten, als wenn alles in größter Ordnung wäre.
Elizabeth war es kalt wie Eis, dann fühlte sie sich unerklärlicherweise schlagartig heiß wie Feuer. Sie senkte die Lider und streckte ihm die Hand entgegen. Die grausamen Worte, die sie gewechselt hatten, standen zwischen ihnen.
John nahm ihren Anblick tief in sich auf. Er hatte sich eigentlich entschlossen, nicht zu Coventrys Hochzeit zu gehen, da sie in Hamilton House abgehalten wurde, aber ein seltsames Sehnen hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Er wusste ganz genau, dass es qualvoll für ihn wäre, sie an Hamiltons Seite zu sehen, aber er konnte einfach nicht anders. Als er ihre Hand nahm und zu seinen Lippen zog, hob sie die Lider und sah ihm in die Augen. Sie wechselten weder Worte noch Zeichen, doch sie beide spürten das goldene Band, das sie unsichtbar zusammenhielt.
Nachdem alle Gäste empfangen
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