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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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meine Schönheit zerstörst, werden dich die anderen Männer nicht mehr beneiden - sondern nur noch bemitleiden.«
     
    Um vier Uhr kam William Cavendish in die Half-Moon- Street. »Als Sekundant ist es meine Pflicht, die Waffe zu untersuchen. Darf ich bitte deinen Säbel sehen, John?«
    »Das ist nicht nötig, Will. Ich habe mich entschlossen, vom Duell zurückzutreten. Tut mir Leid, dass ich dir damit die unangenehme Aufgabe aufbürde, zu Hamilton zu gehen und ihm mitzuteilen, dass dein bester Freund ein Feigling ist.«
    »Feigling? Du hast nicht einen einzigen feigen Knochen im Körper, John. Jede Angst ist dir völlig fremd, und das wissen alle. Man braucht sehr viel Mut, von einem Duell zurückzutreten. Ich nehme an, du tust es um Elizabeths Willen.«
    Mein Gott, bin ich so leicht zu durchschauen? »Es ist schon nach vier Uhr. Beeile dich besser, zum Grosvenor Place zu kommen, bevor Hamilton in Richtung Green Park aufbricht.«
    »Er wird nicht so eifrig sein, sondern bis zur letzten Minute warten und die kleine Hoffnung nähren, dass du ihn gehen lässt.«
     
    Elizabeth badete ihr Gesicht mit kaltem Wasser, als sie allein in ihrem Zimmer war, in der Hoffnung, dass das die Schwellung reduzierte. Sie wollte die Demütigung vermeiden, dass irgendjemand in Hamilton House erfuhr, dass ihr Mann sie geschlagen hatte. Vielleicht würde sie in einer Hölle leben, aber sie schwor sich, dass es eine private Hölle sein würde. Genau in diesem Augenblick hörte sie draußen eine Kutsche vorfahren und ging zum Fenster. Sie sah William Cavendish aus dem Wagen steigen und zur Tür kommen. Es überraschte sie, dass Will mit dieser Sache zu tun hatte, dann wurde ihr klar, dass er wohl als Sekundant fungierte. Wie rücksichtslos und selbstsüchtig von Männern, solche mörderischen Spiele zu spielen. Sie blieb am Fenster und wartete, weil sie sehen wollte, wie Hamilton fortging. Vielleicht wäre es das letzte Mal. Und doch, so sehr sie ihn auch hassen mochte, war es nicht richtig, ihm den Tod zu wünschen. Besonders durch die Hand von John Campbell.
    Zu ihrem Erstaunen und ihrer Erleichterung verschwand William Cavendish ohne Hamilton wieder. Bedeutete das, dass es kein Duell geben würde? Sie erkannte, dass Will eine Nachricht von John gebracht hatte - er hatte genau das getan, worum sie ihn gebeten hatte und das Duell abgesagt! Ihr Herz erfüllte sich nicht mit Freude, sondern mit unendlicher Traurigkeit. Es bedeutete, dass er trotz all der harten Anschuldigungen, die er ihr ins Gesicht geschleudert hatte, doch noch Gefühle für sie besaß. Ne obliviscaris. Nein, nein. Vergiss mich, John. Vergiss mich.
    Kurze Zeit darauf erstarrte sie, als sie ein leises Klopfen an ihrer Zimmertür hörte. Sie wollte mit niemandem sprechen, weder mit ihrer Mutter noch mit ihrer Schwester oder mit ihrer Zofe. Sie ging zur Tür. »Ja?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ich bin es, Morton, Euer Gnaden.«
    Sie zögerte und machte dann die Tür einen Spalt auf. Mortons Stimme war so leise, dass sie sich Mühe geben musste, seine Worte zu hören.
    »Er ist bewusstlos. Morgen wird er sich nicht mehr an viel erinnern.«
    Ihr Herz wurde etwas leichter, und sie verspürte einen kleinen Hoffnungsschimmer. Zumindest ein Mensch im Hause war ihr wohlgesonnen. »Vielen Dank, Morton«, flüsterte sie dankbar.
     
    Am nächsten Morgen benutzte Elizabeth etwas von der weißen Bleipaste, die ihre Schwester immer anwandte, um den blauen Fleck abzudecken, der ihre Wange verunzierte. Nachdem Sir Joshua Reynolds angekommen war, verbrachte sie den Rest des Morgens damit, mit ihm den richtigen Ort für das Porträt zu suchen. Dann saß sie noch mehr als eine Stunde für den Maler, bis er mit der Haltung ihrer Hände zufrieden war, sie den Kopf in die richtige Richtung geneigt hatte und ihr Lächeln genau richtig war.
    Es wurde Mittag, bevor Hamilton zum ersten Mal erschien. Er war in bester Laune und benahm sich, als wäre der vergangene Abend gar nicht passiert. Er setzte den Karton ab, den er unter dem Arm trug und hob den Deckel. »Ich wünsche, dass meine Herzogin dieses besondere Kleid trägt, das ich habe machen lassen. Es fällt gerade von der Schulter und bildet eine Schleppe. Es ist mit Hermelinschwänzen verziert, um ihren herzoglichen Rang anzuzeigen.«
    »Was für eine wunderbare Idee, Euer Gnaden«, sagte Reynolds höflich.
    Elizabeth unterdrückte ein Schaudern, als Hamilton das ärmellose Kleid hochhielt, während sie ihre Arme hineinschob. Er spielte den

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