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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Peg ihre Serviette zusammen. »Jetzt wo wir gestärkt sind, dürft ihr mir euren Shakespeare vortragen, aber bitte benehmt euch nicht, als wäret ihr bei einem Vorsprechen. Versucht einfach, Spaß daran zu haben.«
    Auf ein Zeichen ihrer Mutter stand Maria auf und machte einen Knicks. »Ich möchte Euch ein Stück aus Romeo und Julia vortragen.« Als sie sah, dass Peg Woffington ihr ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte, faltete sie die Hände und rezitierte:
     
    »Oh Romeo, Romeo, ach, wo bist du Romeo?
    Verleugne deinen Vater, leg den Namen ab;
    Willst du das nicht, schwöre mein Liebster nur zu sein,
    Und dann bin ich nicht mehr von Capulets.
    Nichts als dein Name ist ja doch mein Feind,
    da du nur bist du selbst und nicht ein Montagu.
    Was ist schon Montagu? Es hat nicht Hand noch Fuß,
    noch Arm, Gesicht, noch irgend ander' Teil,
    das einem Mann gehört. Oh, sei ein andrer Name!
    Was sind die Namen schon? Was wir die Rose nennen,
    duftet mit jedem andren Wort genauso süß;
    und so wär' Romeo, hieß' er denn nicht Romeo,
    doch gleich vollendet und geliebt als wie er ist,
    auch ohne jenen Namen. Romeo, wirf ihn fort,
    und für den Namen, der ja doch kein Teil von dir,
    da nimm mich ganz.«
     
    Auch wenn die Darbietung eher unauffällig war, musste Peg doch zugeben, dass Maria Gunning die schönste Julia war, die sie je gesehen hatte. Wenn Maria auf einer Bühne stände, würde sie alle Blicke im Hause auf sich ziehen. »Selbst Will Shakespeare müsste zustimmen, dass du das Bild einer Julia bist«, erklärte sie großzügig.
    Elizabeth sah ihre Mutter an und erkannte, dass sie sich freute wie ein Hund mit zwei Schwänzen angesichts des Lobes, das Maria bekommen hatte. Sie war so gut gelaunt, dass Elizabeth es wagte, auf ihre hübsche Darbietung von Ariel dem Elementargeist, der in Der Sturm den Kelch bringt, zu verzichten. Sie stellte sich auf und verbeugte sich ernst. »Ich möchte gern ein Stück von Heinrich V. zum Besten geben, der in Agincourt seine Männer aufmuntert.« Sie wandte schnell den Blick von ihrer Mutter ab, bevor sie deren Unwillen bemerken konnte, und konzentrierte sich ganz auf Peg:
     
    »Der heut'ge Tag heißt Krispianus' Fest.
    Der, der ihn überlebt und heim gelangt,
    Wird auf dem Sprung stehn, nennt man diesen Tag,
    Und sich beim Namen Krispianus rühren!
    Wer heut am Leben bleibt und kommt zu Jahren,
    Der gibt ein Fest am Abend vorher jährlich
    Und sagt: >Auf morgen ist Sankt Krispian<.
    Schiebt dann den Ärmel hoch, zeigt seine Narben
    Und sagt: >Am Krispinstag empfing ich die!<
    Die Alten sind vergesslich; und alles wird vergessen,
    Doch dieser wird sich sicher noch erinnern,
    Was er an jenem Tag getan. Dann werden unsre Namen
    Aus seinem Mund alltäglich sein:
    Heinrich der König, Bedford, Exeter,
    Warwick und Talbot, Salisbury und Gloster,
    Bei ihren vollen Schalen frisch bedacht.
    Dies lernt der Sohn vom wadkren Mann,
    Und Krispin Krispian soll nie vergehn,
    Von diesem Tage bis ans Ende unsrer Welt,
    ohn' dass man unsrer sich erinnert -
    Uns Wen'ge, Glückliche, ein Brüderbund;
    Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt,
    Der wird mein Bruder, sei er auch gering,
    Der heut'ge Tag wird adeln seinen Stand;
    Und Edelleut in England, jetzt im Bett,
    Verfluchen einst, dass sie nicht hier gewesen,
    Und werden kleinlaut, wenn nur jemand spricht,
    Der mit uns focht am Sankt Krispianus Tag!«
     
    Einen Augenblick lang konnte Peg nicht sprechen wegen des Kloßes, den sie im Hals hatte. Das schöne, goldene Mädchen hatte sich in den stolzen, jungen König Heinrich verwandelt, der seine Männer drängte, für England zu kämpfen. Sie war edel, leidenschaftlich und gleichzeitig zum Herzzerreißen verletzlich. Peg applaudierte. »Ich bin absolut begeistert, dass es dir nichts ausmacht, eine Männerrolle zu spielen. Oft sind die besten Rollen für Männer geschrieben. Ich selbst spiele heute Abend in Das beständige Paar den Sir Harry Wildair. Es ist eine so vergnügliche Rolle! Ihr müsst bleiben und euch das Stück ansehen!«
    »Vielen Dank! Es ist zwar schon zehn Jahre her, dass wir Euch auf der Bühne gesehen haben, aber ich habe es nie vergessen. Dürfen wir uns im Theater umsehen?«, fragte Elizabeth mit unterdrückter Aufregung.
    »Natürlich. Es ist eine gute Idee, dass ihr euch mit dem Ort vertraut macht, wenn ihr hier auftreten wollt.« Peg schrieb etwas auf eine Karte und gab sie Bridget. »Dies ist für die Verwaltung. Es steht darauf, dass ihr meine Gäste seid und Plätze in

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