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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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der ersten Reihe bekommen sollt. Nach der Vorstellung gehen wir zusammen zu einem späten Abendessen und feiern!«
    Bridget, die von allem, was das Theater betraf, besonders angeregt wurde, geleitete ihre Töchter hinter die Bühne, damit sie die Requisiten und das von zahlreichen Drähten und Winden auf und ab bewegliche Bühnenbild sehen konnten. Mit großem Sachverstand zeigte sie ihnen die Ein-und Ausgänge an den Seiten und hinter der Bühne, erklärte die Beleuchtung und wie man richtig ins Scheinwerferlicht trat und darin blieb. Sie blieben eine Weile in der Maske, einem Raum voller Spiegel, und sahen sich alle möglichen Tiegel mit Rouge, weißer Bleifarbe für das Gesicht, Puder und Pflästerchen an, dazu Bärte und Perücken. Die Mädchen, denen es nie erlaubt gewesen war, Make-up im Gesicht zu tragen, fanden den Geruch der fettigen Farben zusammen mit flüssigem Gummi ziemlich exotisch. Schließlich verscheuchte man sie, als die Schauspieler einzutreffen begannen, um sich für die kommende Vorstellung fertig zu machen. Sie gingen auch an der Garderobe vorbei, wo Gehilfen die Kostüme für den heutigen Abend vorbereiteten, und dann hinunter in den Graben, wo die Musiker begannen, ihre Instrumente zu stimmen und ihre Notenständer aufzustellen.
    Sie wanderten durch die Reihen von Publikumsplätzen und staunten über die Akustik des leeren Theaters, das ihre Stimmen verstärkte. Dann kletterten sie hinauf in die Ränge und nahmen ihren ganzen Mut zusammen, um auch eine private Loge zu betreten. Maria rückte ihr Haar zurecht und tat so, als wären aller Augen auf sie gerichtet, und Elizabeth setzte sich in einen der samtbezogenen Sessel und stellte sich vor, wie dekadent es sich anfühlen musste, von einem derart luxuriösen Platz aus ein Schauspiel zu verfolgen. Schließlich kletterten sie ganz hinauf in die obersten Ränge, die »Olymp« genannt wurden, w o die billigsten Plätze waren und verstanden von dort aus erst richtig, warum es wichtig war, eine volle Bühnenstimme zu entwickeln, die bis hinauf unters Dach zu hören sein sollte.
    Bald darauf begann sich das Smock Alley Theater zu füllen, und Elizabeth sah mit großen Augen zu, wie die wohlgekleideten Herrschaften Dublins in den Saal traten und ihre Plätze einnahmen. Jetzt war sie sich nur allzu sehr ihres einfachen Baumwollkleides und wollenen Umschlagtuches bewusst und fühlte sich schließlich sehr erleichtert, dass die Lichter schon gedämpft waren, als man sie zu ihren Plätzen in der ersten Reihe brachte. Doch von dem Moment an, als der Vorhang sich hob und die Schauspieler die Bühne betraten, vergaß Elizabeth alles andere und wurde in die Scheinwelt von Das beständige Paar entführt.
    Angesichts des komischen Verhaltens des Sir Harry Wildair brüllte das Publikum schon bald vor Lachen. Natürlich wussten alle im Theater, dass die Hauptrolle von Peg Woffington gespielt wurde, die Komödien und Tragödien gleich gut spielen konnte. Das Stück war klar und deutlich eine Farce, und Peg, die voller Vitalität und Geist spielte, hatte das Publikum völlig in der Hand. Beth wusste sofort, was ihr Geheimnis war: Obwohl sie in Wahrheit eine attraktive, elegante Frau war, machte es ihr nichts aus, unattraktiv oder unelegant zu erscheinen, und dafür verehrte ihr Publikum sie.
    Elizabeth schaute fasziniert zu und nahm jede Einzelheit, jedes Blinzeln, jede Geste und dramatische Pause genau wahr. Wie ein Schwamm saugte sie Ton, Einsätze, Stimmlagen genauso in sich auf wie den Humor, der sowohl direkt als auch hintergründig sein konnte, während das alles fehlerfrei vorgetragen wurde. Sie hörte die Worte, die Musik, das Lachen. Sie roch die Parfüms, die Fettschminke, und den Schweiß der Ungewaschenen. Sie spürte den Zauber, das Staunen und die Freude, mit denen sich die Aufführung vor ihren Augen entfaltete, und sie war sicher, dass dies einer der wunderbarsten, glücklichsten Abende ihres Lebens war.
    Nach der Vorstellung lud Peg sie zu einem späten Abendessen ins »Austernhaus« in der Fishamble Street ein und forderte sie auf, zu bestellen, wonach auch immer ihnen der Sinn stünde. Elizabeth zögerte zuerst, weil sie sich Sorgen wegen der Kosten machte, doch als ihre Mutter Fischein-topf gefolgt von geräucherter Forelle bestellte und Maria gekochte Krabben und Krebse, entschloss sie sich, ebenfalls zuzugreifen und bestellte gebratene Austern und Garnelen. Peg und ihre Mutter tranken Porterbier, das in großen Krügen serviert wurde, und

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