Die irische Wildkatze
taten alle ihr Bestes für die Patientin, bis in der Morgendämmerung der Doktor kam. Als er sie untersucht hatte, verschrieb er ihr ein Pulver gegen das Fieber, wirkte aber ernst. Er bat Will, mit ihm zu kommen, um unter vier Augen mit ihm sprechen zu können.
Als Will zurück ins Zimmer kam, war sein Gesicht aschfahl. »Der Doktor hat gesagt, dass er in ein paar Stunden wiederkommt.«
»War das alles, was er gesagt hat?«, wollte Dorothy wissen.
Will machte Dorothy und Elizabeth ein Zeichen, mit ihm zu kommen, damit Charlie sie nicht hören konnte. »Er sagte, die Hebamme, die bei der Geburt unseres Kindes dabei war, starb gestern an Pocken. Es gibt noch weitere verdächtige Fälle im Dorf. Aber er kann noch nicht sicher sagen, ob Charlie sich angesteckt hat.«
»Herr Gott im Himmel!«, sagte Dorothy und bekreuzigte sich.
»Als Vorsichtsmaßnahme empfahl er mir, die Kinder aus Rutland wegzubringen.« Er sah Elizabeth an. »Du musst deinen Sohn auch wegbringen.«
Das Blut wich aus Elizabeths Gesicht, als sie und Will zurück ans Bett traten. Charlies Augen waren jetzt geschlossen, und sie murmelte undeutlich vor sich hin. Beth hatte plötzlich einen Kloß im Hals, als sie zusah, wie Will zärtlich über Charlies fiebrige Stirn strich.
»Ich werde sie nicht allein lassen«, flüsterte Will. »Dorothy muss die Kinder nach London bringen.«
Elizabeth sagte leise: »Ich trage Nan auf, Jamies Sachen zu packen.« Ich muss Mutter und Emma von hier fortschicken. James auch. Sie fand Nan im Kinderzimmer, wo sie gerade ihre Kleine fütterte. Elizabeth näherte sich der Wiege ihres Sohnes nicht. »Lady Charlotte ist krank, und der Doktor sagt, im Dorf gebe es eine ansteckende Krankheit. Ich möchte, dass du so schnell wie möglich packst und alles fertig machst, um nach London aufzubrechen. Ich muss Mutter und die anderen wecken. Wir werden zwei Kutschen brauchen.« Als sie an Emmas Tür klopfte, stellte sie fest, dass diese schon aufgestanden und angezogen war.
»Charlie ist krank, und die Krankheit könnte ansteckend sein. Bitte, wecke Mutter, und hilf ihr beim Packen. Nan macht die Kleinen zur Abreise bereit. Könntest du vielleicht auch Mr. Burke informieren?«
Elizabeth begegnete Morton im oberen Flur. »Kommt mit mir, Morton. Wir müssen seine Gnaden wecken.«
Sie betraten zusammen das Schlafzimmer, wo Hamilton immer noch schnarchend schlief. Morton schüttelte ihn so lange, bis der Herzog endlich seine geröteten Augen öffnete und zu fluchen begann.
»James, es tut mir Leid, dich stören zu müssen, aber Lady Charlotte hat eine Krankheit bekommen, die ansteckend sein könnte, und der Doktor hat uns allen geraten, möglichst bald nach London aufzubrechen. Ich habe Jamies Kindermädchen schon gesagt, dass sie packen soll.«
Hamilton blinzelte, er hatte dicke Tränensäcke unter den Augen. »Ansteckend?«
»Er denkt, es könnten Windpocken sein«, log Elizabeth. »Kinder sind extrem empfindlich gegen diese Krankheit.«
Hamilton warf die Decke zurück. »Pack meine Sachen, Morton!«
Vor Ablauf einer Stunde standen drei hoch bepackte Kutschen abfahrbereit im Hof. Zwei Kindermädchen der Cavendishs, jede ein Kind auf dem Arm, saßen in der ersten und warteten auf Jane, die der Gräfin von Burlington half. Dorothy ging nur unter P r otest von hier fort. »Sobald die Kinder sicher in London untergebracht sind, werde ich zu meiner Tochter zurückkommen.« Morton half Nan dabei, die beiden Babies in einer der Hamilton-Kutschen unterzubringen. Der Herzog legte seine Hand unter Elizabeths Ellenbogen und drängte sie einzusteigen. Seine Laune und seine Nerven waren fahrig.
»Ich warte auf Mutter. Du weißt doch, wie lange sie zum Packen braucht. Mr. Burke wird gut auf uns aufpassen. Bitte bring Jamie schnell weg von hier, James. Emma wird mir helfen, Mutter in Schwung zu bringen.« Sie wusste, dass ihr Mann den Arzt rufen würde, sobald er zu Hause war, um sich und seinen Erben untersuchen zu lassen.
»Deine Mutter ist eine wichtigtuerische Ziege. Wenn sie nicht in zehn Minuten fertig ist, sollst du ohne sie aufbrechen, hast du verstanden?«
»Ja, ja, nur geht jetzt. Wir sehen uns dann in London, Euer Gnaden.«
Gerade als Bridget und Emma in den Hof kamen, stieg Morton auf den Kutschbock neben den Kutscher. Elizabeth winkte zum Abschied, als die beiden ersten Kutschen losfuhren, dann ging sie hinüber zu Mr. Burke, der gerade noch ein paar Koffer auflud. Er half den beiden Frauen in die hoch beladene Kutsche und
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