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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Verehrung in den Händen. Dann schien er aus seiner Trance zu erwachen und begann, an die schwere Prüfung zu denken, die ihm noch bevorstand. »Es wird eine Beisetzung in aller Stille geben. Mein Gott, wie soll ich Dorothy nur trösten, wenn sie kommt? Du weißt doch, dass sie vor Charlie schon zwei Kinder verloren hat.«
    »Wir werden es ihr gemeinsam sagen.«
    »James wird durchdrehen, wenn er erfährt, dass du dich wissend der Gefahr ausgesetzt hast, die Pocken zu bekommen. Du musst sofort wieder zu deiner Familie zurückkehren.«
    »Ja, ich weiß, Will. Ich werde abreisen, sobald Dorothy angekommen ist.«

31
     
    Elizabeth stellte ihre Füße hoch auf den gegenüberliegenden Sitz der Kutsche, die Hamilton geschickt hatte. Der Fahrer war angewiesen worden, notfalls auch Gewalt anzuwenden, um die Herzogin sofort nach London zurückzubringen. Sie hatte den Arzt gefragt, ob sie damit womöglich die Ansteckung nach Hause zu ihrem Kind mitnahm, aber er hatte ihr versichert, dass die Inkubationszeit vorüber wäre, wenn sie bis jetzt noch nicht die Pocken bekommen hatte, wäre sie gesund.
    Körperlich erschöpft und seelisch erschüttert rollte Elizabeth sich unter der Kutschendecke zusammen und versuchte zu schlafen. Das fiel ihr schwer, denn sie wurde ständig von Gewissensbissen geplagt. Ihr Kummer verband sich mit ihrem Schuldgefühl, bis sie beide untrennbar zusammengehörten. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass Charlies Tod ihre Strafe dafür war, dass sie Gottes Gesetz gebrochen hatte. Sie redete sich gut zu, dass diese Einstellung lächerlich wäre, denn vor allem für Charlies Mann und Kinder war es ein tragischer Verlust. Die würde Gott ja wohl kaum dafür bestrafen, dass sie eine Sünde begangen hatte. Shakespeares verdammende Worte über Lady-Macbeth kamen ihr wieder in den Sinn: Auch sämtliche Düfte Arabiens werden den Gestank ihres Namens und ihrer ehebrecherischen Beziehung nicht versüßen können. Elizabeth drückte ihr Gesicht gegen die Polster, und die Tore zu ihren Tränen öffneten sich. Das Schicksal spielte den Menschen so grausam mit. Lady Charlotte versagte es, Herzogin zu werden, obwohl sie so gut dafür geeignet gewesen wäre, und Elizabeth Gunning gab es die Stellung einer Herzogin, die sie hasste und verabscheute.
    Nachdem sich Elizabeth erst einmal ausgeweint hatte, schlief sie doch ein. Als sie erwachte, kam ihr Kummer wieder zurück, aber sie sah, dass die Kutsche London erreicht hatte und war sich darüber im Klaren, dass sie jetzt weiteren Schwierigkeiten entgegensah. Sie fühlte sich unglaublich traurig und matt. Sie wollte nichts als ihren kleinen Sohn sehen, ein Bad nehmen und zu Bett gehen. Das Letzte was sie wollte, war eine Konfrontation mit Hamilton.
    Sie stieg auf wackligen Beinen aus der Kutsche und ging die Stufen zum Haus am Grosvenor Place hinauf. Bedienstete eilten heraus, um ihr Gepäck zu nehmen und der Haushofmeister verkündete, seine Gnaden erwarte sie in der Bibliothek.
    »Du bist eine hinterlistige, manipulierende kleine Betrügerin! Du hast mich glauben machen, dass du deine Mutter in der Kutsche hinter der meinen begleiten würdest. Das war absichtlich gelogen, und ich verlange eine Erklärung!« Um seine Beherrschung zum Ausdruck zu bringen, brauchte es der Herzog, dass er hinter seinem massigen Mahagonischreibtisch saß, denn er wusste, dass das seine einschüchternde Autorität betonte.
    Elizabeth sah ihm in die Augen. »Charlie ist tot.«
    »Tot?« Schockiert stand er auf und starrte sie eindringlich an, um festzustellen, ob dies eine Finte war. »An was ist sie gestorben?«
    »Pocken!«
    »Pocken?« Er wich so heftig zurück, dass sein Sessel krachend nach hinten fiel. »Herr im Himmel, du bist dort geblieben, obwohl du wusstest, dass du dich damit rücksichtslos einer tödlichen Ansteckungsgefahr aussetzt? Bist du völlig verrückt, Madam? Für ein solches Verhalten könnte ich dich ins Irrenhaus bringen lassen!«
    »Sie war meine beste Freundin.«
    »Was für eine Freundin setzt sich denn den Pocken aus!« Er spürte, wie Schweißperlen auf seiner Stirn ausbrachen und griff nach seinem Taschentuch, um sie abzuwischen. »Und jetzt hast du sie gedankenlos zu mir und meinem Sohn nach Hause gebracht!«
    »Der Doktor hat mir versichert, dass die Inkubationszeit vorüber wäre«, erwiderte Elizabeth matt.
    »Hast du nicht genug Verstand, um dir darüber im Klaren zu sein, dass du den Tod riskiert hast? Oder womöglich schlimmer: Deine Schönheit

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