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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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durch entstellende Pockennarben zerstörst?«
    »Der Verlust der Schönheit einer Frau ist allerdings größer als der Verlust einer Frau an sich. Aber warum versucht Ihr nicht, das Eurem Freund William Cavendish zu erklären?«
    »Du wagst es, mir gegenüber frech zu werden, du unverschämte kleine Ziege?« Er machte ein paar drohende Schritte auf sie zu, überlegte sich dann aber, dass es wohl besser wäre, vorläufig noch den Kontakt mit ihr zu vermeiden. »Ich verbiete dir, Jamie im Laufe der kommenden Woche zu sehen. Wir müssen ganz sicher gehen, dass du ihn nicht doch womöglich ansteckst!« Er sah sie mit Abscheu an. »Du siehst ja schrecklich aus! Hast du vergessen, dass du die Herzogin von Hamilton bist? Ich würde dir empfehlen, deine Zeit damit zu verbringen, rechtzeitig zum Beginn der Saison deine zarte Schönheit wiederherzustellen.«
    »Ich bin in Trauer, Euer Gnaden. Darf ich mich zurückziehen?«
    Er wedelte fortscheuchend mit einer Hand. »Geh mir aus den Augen.«
    Nachdem seine Frau die Bibliothek verlassen hatte, setzte James sich hin, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und die Finger gegeneinander. Wenn Will in Trauer ist, könnte mir das einen Vorteil verschaffen. James hatte versucht, den König dazu zu bringen, dass er ihm den Posten des alten Devonshire, den obersten Haushofmeister des königlichen Haushalts, gab, aber er vermutete, dass er ihn Devonshires Sohn William geben wollte. Jetzt, da Devonshire in tiefer Trauer war und der alte Devonshire dem Grab zutatterte, witterte er unerwartete Chancen. Ich habe eine gute Chance, diese Stellung zu bekommen, wenn ich meine Vorteile ausnutze. Sicherlich wäre es doch nur folgerichtig, wenn ich als erblicher Halter von Holyrood auch die Position des obersten Haushofmeisters des königlichen Haushalts erlange.
    Elizabeth begegnete Bridget in der Nähe der Treppe. »Mutter, kommst du bitte mit Emma und Nan in mein Zimmer? Und bitte Nan, Jamie im Kinderzimmer zu lassen«, fügte sie widerwillig hinzu.
    Als die drei Frauen das Zimmer betraten, fanden sie eine niedergeschlagene Elizabeth vor, die auf dem Bett saß. »Wie geht es den Kleinen, Nan? Gehe ich recht in der Annahme, dass sie keinerlei Anzeichen von Fieber oder Ausschlag zeigen?«
    »Die Lütten gedeihen beide prächtig, Madam.«
    Elizabeth nickte dankbar. »Meine Freundin Lady Charlotte ist an den Pocken gestorben. Ihr Mann und ihre Mutter sind voller Trauer.«
    »Ich bin beleidigt, dass Dorothy Boyle es nicht für nötig gehalten hat, mich zu informieren!«
    »Dorothy erfuhr erst bei ihrer Rückkehr in Uppingham, dass ihre Tochter nicht mehr da ist. Sie ist völlig verzweifelt. Charlie war ihr einziges überlebendes Kind. Sie und der Graf haben ihre Tochter sehr geliebt. Ich kenne keine Einzelheiten, aber die Beerdigung wird in aller Stille stattfinden. Wir müssen ihnen Blumen schicken lassen. Weiße Rosen und Schneeglöckchen, vielleicht. Ich werde natürlich auch Kondolenzbriefe dazu schreiben.«
    »Ihr seht aus, als könntet Ihr gleich umfallen«, sagte Emma und deckte das Bett auf.
    »Ich würde zuerst gern Baden, bitte. Nan, ich würde Jamie ja so gern sehen, aber mein Mann und ich ebenfalls halten es für das Beste, wenn ich noch ein paar Tage Abstand halte. Der Doktor sagte zwar, die Inkubationszeit wäre vorüber, aber es ist besser, sicher zu gehen, als dass es einem später Leid tut.«
    Elizabeth brauchte nicht mehr als zwei Tage Ruhe, um ihre Vitalität und ihr gutes Aussehen wiederherzustellen.
    Ihre Gefühle waren da eine ganz andere Sache. Sie wusste instinktiv, dass ihre Melancholie nicht vergehen würde, solange sie Charlie nicht angemessen betrauert hatte. Sie würde immer eine weiche Stelle für das junge Mädchen im Herzen behalten, das sich ohne Zurückhaltung mit ihr angefreundet hatte. Sie war gerade mit einem Brief an den Grafen und die Gräfin von Burlington fertig, da hörte sie ein Klopfen an der Tür. Neugierig rief sie: »Herein!«
    Jack Gunning betrat das Zimmer und schloss die Tür leise wieder hinter sich. »Beth, dein Verlust tut mir wirklich Leid. Ich weiß, wie viel Charlie dir bedeutet hat.«
    Beth wischte eine Träne ab. »Ich rede jeden Tag mit ihr«, sagte sie freundlich. »Das ist wohl eine seltsame irische Angewohnheit.«
    »Elizabeth, seit du Hamilton geheiratet hast, gibt es eine tiefe Kluft zwischen uns. Es tut mir so Leid, wenn diese Ehe bewirkt hat, dass du unglücklich bist, doch damals konnte ich gegen deine Mutter nichts

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