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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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sich ausstreckte und zurückzog, parierte und zustieß, und dem Höhepunkt des Stückes zusteuerte.
    Hamilton atmete schwer, denn sie hatte ihn in die Defensive gebracht. Wie immer hatte er schon kräftig getrunken, und seine Geschicklichkeit war bedauerlich eingeschränkt. Seine Sprünge wurden wild und verzweifelt, und er rief bellend um Hilfe.
    Elizabeth hob die Hand, riss die Perücke herunter und warf sie zur Seite. Ihr goldenes Haar fiel ihr in aller Pracht über die Schultern herab. Sie genoss sein überraschtes Ächzen. Dann gab sie ihm den letzten, entscheidenden Stoß, wobei sie dafür sorgte, dass sich die Spitze seines Degens in dem komplexen Metallgeflecht über dem Handschutz ihres Degens verfing. Mit einer schnellen Drehung ihres Handgelenks schleuderte sie seinen Degen quer durchs Zimmer.
    Hamilton fiel ungläubig rückwärts auf den Teppich, und so schnell wie ein Pfeil schoss ihre Degenspitze vor an seine Kehle. Sie drückte sie etwas in die Haut und spürte die Blutlust in sich, als sie seine Augen vor Angst aus den Höhlen treten sah. »Jetzt habe ich hier das Sagen, James.«
    Eine ganze Minute lang sah sie ihm in die blutunterlaufenen Augen, so dass er seine unangenehme Lage voll und ganz erkennen konnte. »Ab sofort wird es unsere Ehe nur noch scheinbar geben.« Sie sah einen Teil seiner Angst aus seinem Gesicht weichen, als er erkannte, dass sie ihn nicht töten würde. Sie drückte die scharfe Spitze gerade so fest in seinen Hals, dass die Haut angeritzt wurde. »Von jetzt an werden wir eine neue Art von Partnerschaft haben. Ich bin eine großzügige Frau. In der Öffentlichkeit werde ich deine hingebungsvolle Herzogin von Hamilton bleiben, doch privat werde ich selbst entscheiden, soweit es mein eigenes Leben angeht.« Sie hielt inne. »Wenn du die Regeln verletzt, die ich bestimme, werde ich einen derartigen Skandal verursachen, dass du in den Augen des Königs, des Hofes und der Gesellschaft ruiniert bist.« Sie hielt noch einmal inne. »Haben wir uns verstanden?«
    Hamilton nickte sofort, dass er verstanden habe.
    Sie stand über ihm, und sie war noch lange nicht mit ihm fertig. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht. » Das hier ist dafür, dass du versucht hast, mein Baby dazu zu benutzen, um mich zu beherrschen.« Blitzschnell ließ sie die Spitze ihres Degens zu seiner Schulter sinken und stach zu. Als sein Schmerzensschrei erschallte, gab sie ihm die Worte zurück, die er in ihrer Hochzeitsnacht zu ihr gesagt hatte: »Also habe ich dir doch wehgetan.« In ihrer Stimme war eine Spur von Befriedigung zu hören. »Es sollte ja auch wehtun, James, wenn man in den Körper eines Mannes eindringt. Du brauchst deine Schreie nicht zurückzuhalten.«
    Sie schob den Degen in die Scheide und öffnete die Zimmertür. »Morton, ich glaube, seine Gnaden benötigt jetzt einen Whisky und die Dienste seines Arztes.« Elizabeth kehrte auf den Ball zurück. Da sie ihr Haar offen trug, erkannte man sie jetzt sofort. Sie ging in den Ballsaal und bat die Musiker, für einen Augenblick, das Spiel einzustellen. Dann hielt sie die Hände hoch, bis Schweigen eintrat. »Ich hoffe, meine männliche Kleidung wird Eure Gefühle nicht verletzen, meine Herrschaften. Meine beste Freundin, Lady Charlotte, die Marquise von Hartington, hat dieses Kostüm einst für mich entworfen, und ich trage es heute Abend zu ihren Ehren und in ihrem Andenken.« Nach einem Augenblick der Stille applaudierten alle. »Jetzt, da ich meine Identität enthüllt habe, denke ich, dass es nur gerecht ist, dass alle, die es möchten, auch ihre Masken abnehmen dürfen.«
    Elizabeth ging zu ihrem Vater und bat ihn, mit ihr zu tanzen.
    »Du bist ja sehr wagemutig heute Abend, meine Schöne. Du siehst aus, als hättest du ein Geheimnis, das dich so strahlend macht.«
    »Das habe ich auch, Vater. Heute Abend bin ich eine unabhängige Frau geworden.« Sie küsste seine Wange. »Warum erklärst du nicht eines der Zimmer zum Spielsaal? Ich bin sicher, dass die meisten Herren hier lieber spielen als tanzen.«
    »Ich dachte Hamilton würde das tun. Wo ist er denn?«
    »Er zieht das Kostüm aus. König James Stuart passte nicht zu ihm. Ich bin sicher, wenn du ein Kartenspiel beginnst, wirst du ihn damit herunterlocken können.«
    Noch vor Mitternacht kehrte der Gastgeber etwas gedrückt zu seinen Gästen zurück. Diesem Mann bedeutete es alles, sein Gesicht zu wahren. Bevor ihm Elizabeth erlaubte, sich in den Spielraum zurückzuziehen, nahm sie ein Glas

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