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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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begann zu krähen, und alle außer Elizabeth bogen sich vor Lachen. Lächele. Du bist die Herzogin von Hamilton.
    Bedienstete in Livree gingen mit Getränken auf Silbertabletts herum, und alle begannen, auf die königliche Familie anzustoßen. Elizabeth wusste, dass Hamilton, wenn er erst einmal genug getrunken hatte, jedes Interesse an ihr und hoffentlich auch an Jamie verlieren würde.
    Es schien, als hätte sich ganz London entschlossen, zu diesem ersten Ball der Saison zu erscheinen. Es gab nicht nur im Ballsaal ein Gedränge, sondern auch die vielen anderen großen Räume füllten sich langsam. Als Maria in ihrem fleischfarbenen, hautengen Kleid und der langen, blonden Perücke, deren Haar bis zu ihren Schenkeln reichte, erschien, wirkte sie wie eine Sensation. Elizabeth sah, wie ihr Mann sich der Menge anschloss, die Maria in den Ballsaal folgte, und erkannte ihre Gelegenheit, sich unbemerkt zu entfernen. Sie brachte Jamie nach oben und übergab ihn Nan.
    In ihrem Zimmer angekommen, legte sie sorgfältig das Schottenkönigin— Mary- Kostüm mitsamt der Halskrause und der roten Perücke ab und legte die Sachen in den Schrank, so dass man sie nicht sehen konnte. Dann zog sie die weiße Strumpfhose und ein weißes Hemd an, band das Halstuch dazu möglichst schlicht. Darüber kamen die graue Weste und der schwarze Satinanzug, dann schob sie die Füße in schwarze Schuhe. Sie nahm die schwarze Perücke mit hinüber zum Spiegel und bedeckte sorgfältig ihr goldenes Haar, damit auch nicht eine Strähne herausschaute. Schließlich legte sie auch den Degen an, den sie schon seit Jahren beim Fechten mit ihrem Vater benutzte.
    Elizabeth war angesichts des Abbildes von einem nüchternen, jungen Mann, das sie aus dem Spiegel anschaute, angenehm überrascht. Beth erfüllte damit nicht nur Charlies Phantasie, sondern kleidete sich auch endlich in Trauer für ihre Freundin. Charlie, dies ist für dich.
    Sie eilte die Treppen hinunter und mischte sich unter die Menge. Ihre Herz hämmerte angesichts der Wagnisse, die sie einging, doch da sie unaufdringlich herumwanderte, nahm niemand sie besonders zur Kenntnis, und ihr Pulsschlag verlangsamte sich bis fast aufs normale Maß. Sie verbeugte sich vor Newcastle, dem Premierminister, und dachte, er hätte eher eine gute Frau abgegeben als einen bedrohlichen Seefahrer.
    Manche ihrer Gäste waren in sehr guter Verkleidung gekommen, und Elizabeth konnte nicht erraten, wer dahinter steckte, doch Prinz George war in seiner Husarenuniform nicht zu verkennen. Sie dachte sich, dass wenn der Prinz hier war, Maria nicht fern sein konnte. Also drehte sie sich um - und schon stand sie Lady Godiva direkt gegenüber. Beth verbeugte sich galant und sagte mit tiefer Stimme: »Wer könnte dies nur sein in einem derart sehenswerten Kostüm? Ich bin sicher, dass ich Euch kenne.«
    »Zweifellos im biblischen Sinne«, sagte eine sardonische Stimme hinter ihr. Elizabeth erstarrte. Die Stimme gehörte ihrem Ehemann.
    Als Maria an ihr vorüberrauschte, um Prinz Georges Arm zu nehmen, wandte sich Beth Hamilton zu. »Wie bitte?«, sagte sie kalt.
    »Eine Entschuldigung ist unnötig.« Er hob sein Glas zum spöttischen Trinkspruch. »Sie ist eine Hure - sowohl Lady Godiva als auch das Weib, das sie darstellt.«
    Elizabeth war wütend. Sie hätte am liebsten den Degen gezogen und ihn durchbohrt. »Ihr seid ein ungehobeltes Schwein, mein Herr! Kein Gentleman würde die Ehre einer Dame anschwärzen, indem er derart üblen Tratsch wiederholt.«
    »Kein Tratsch, mein Junge. Ich spreche aus persönlicher Erfahrung. Die Schöne hat in letzter Zeit mehr als nur einmal die Beine für mich breit gemacht. Und jetzt hat sie sich einen verdammten Prinzen vorgenommen. Tja, sieht aus, als hättet Ihr nicht die geringste Chance.«
    Als der grinsende Hamilton davonging, starrte Elizabeth hinter ihm her. Das Blut stieg ihr in die Wangen und pochte schwer in ihren Schläfen.

32
     
    Das ist eine schmutzige Lüge!
    Aber Elizabeths Verstand brachte ihr in Erinnerung, was Maria gesagt hatte: Ich hatte einen Vicomte, einen Grafen, einen Marquis und einen Herzog. Sie hatte das für angeberische Sprüche gehalten, doch jetzt erkannte sie, dass der Herzog, mit dem intim gewesen zu sein, Maria vor ihr angegeben hatte, Hamilton war! Sie marschierte aus dem Ballsaal, um ihn zur Rede zu stellen. Ihr eindringlicher Blick wanderte auf der Suche nach ihm durch jedes Zimmer. Dann sah sie ihn plötzlich mit einem Mann in die Bibliothek gehen,

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