Die irische Wildkatze
seinen Stolz muss schon schlimm gewesen sein.« Coventry klang nicht so, als wenn es ihm unangenehm wäre. »Ich werde versuchen herauszufinden, wo er ist, Elizabeth, aber außer bei White's begegnen wir uns abends nur selten. Hast du schon mit seinem Kutscher gesprochen?«
»Sein Kutscher wird doch auch vermisst. Vielen Dank, George.«
Zwei Tage später wurde eine Nachricht am Grosvenor Place abgegeben:
Seine Ungnaden ist beim Schmutzigen Gert, in der Hanging Sword Gasse in Whitefriars. Bitte komm, und holt ihn ab.
Elizabeth zeigte die Nachricht Morton und Mr. Burke, die sofort in einer Kutsche ohne Hamiltonwappen an der Tür aufbrachen.
Der Mann, den sie durch die Hintertür am Grosvenor Place hereintrugen, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit einem Herzog des Königreiches. Er war unrasiert und ungekämmt. Seine schmutzige Kleidung stank nach Urin, Erbrochenem und Gin. Es ging Hamilton sehr schlecht.
»Es tut mir Leid, dass Eure Aufgabe so unangenehm ist, meine Herren, aber wenn Ihr ihn baden und ins Bett bringen könntet, werde ich Dr. Bower rufen.«
Elizabeth blieb diesmal im Zimmer, als Dr. Bower ihren Mann untersuchte. Als er fertig war, nahm er sie nicht beiseite, sondern sprach mit beiden, obwohl er sich nicht sicher war, dass Hamilton ihn verstehen konnte. »Das größte Laster des Adels ist der Alkohol. Seine Gnaden hat eine akute Alkoholvergiftung. Mehr als zehn Jahre des Alkoholmissbrauchs hat seine Leber dauerhaft geschädigt, deswegen bekommt er immer wieder Anfälle von Gelbsucht. Er muss dem Whisky entwöhnt werden. Wenn er weitertrinkt, wird er schon in wenigen Wochen tot sein. Wenn er völlig abstinent wird, könnte er sich bis zu einem gewissen Maße wieder erholen, aber ich glaube, dass ein langsamer Verfall unvermeidlich sein wird.« Bower räusperte sich. »Sorgt dafür, dass sein Testament in Ordnung ist.«
»Ich werde dafür sorgen, dass er abstinent bleibt, Doktor.«
»Er wird durch den Entzug anfangen zu zittern, Angst zu haben und schreckliche Halluzinationen bekommen. Es wird nicht leicht sein, ihn zu pflegen, Euer Gnaden.«
Als der Doktor ging, wiederholte Elizabeth vor Morton und Mr. Burke, was der Doktor gesagt hatte. »Jeder Alkohol muss aus dem Haus verschwinden. Tag und Nacht muss jemand bei ihm sein. Seid Ihr bereit, mir zu helfen?«
Die ersten paar Wochen waren ein Alptraum. Hamilton zeigte all die Symptome, von denen Dr. Bower gesprochen hatte, und noch andere darüber hinaus. Er hatte Schweißausbrüche, nach denen er gebadet und die Bettwäsche gewechselt werden musste. Seine Hände zitterten, und er hatte vor allem und jedem Angst, einschließlich dem Essen. Er hatte lebhafte Halluzinationen von seltsamen Tieren und Insekten, die ihn angriffen oder auf ihm herumkrabbelten, weswegen er kreischte, wütete und schluchzte.
Elizabeth, Morton und Mr. Burke wachten Tag und Nacht abwechselnd bei ihm. Der Doktor kam regelmäßig, um nach ihm zu sehen, aber es dauerte einen ganzen Monat, bis auch nur ein wenig Besserung zu sehen war. Als der Herzog schließlich aufhörte herumzuwüten, hoben ihn die Bediensteten jeden Tag für ein paar Stunden in einen Sessel, aber er blieb zurückgezogen und nörgelig.
Bridget erfuhr von Dorothy Boyle, dass Will Cavendish, der neue Herzog von Devonshire, von der Beerdigung seines Vaters in Derbyshire zurück war. Als sie es Elizabeth erzählte, besuchte diese Will in Burlington Gardens.
Dandy begrüßte sie überschwänglich. Sie hob ihn auf den Arm und kraulte ihn am Kinn. »Es tut mir wirklich Leid, Will, dass du schon so bald nach dem Tod von Charlie noch einen solchen Schlag verkraften musst. Wie kommst du zurecht? Wie geht es den Kindern?«
»Die Kinder sind die einzige Freude in meinem Leben. Es bricht mir das Herz, dass sie ihre Mutter nie kennen lernen werden. Wo immer ich in diesem Haus hinschaue, jedes Zimmer, jeder Gegenstand erinnert mich an sie und an meinen Verlust. Ich fühle mich schuldig, am Leben zu sein, während sie tot ist.«
»Will, du darfst dich nicht schuldig fühlen. Das würde Charlie nicht wollen.«
»Der König hat mir das Amt des Vizekönigs von Irland angeboten, und ich habe mich entschlossen, es anzunehmen, Elizabeth. Ich werde die Kinder mitnehmen. Hier in Burlington Gardens gibt es einfach zu viele schmerzliche Erinnerungen für mich.«
»Ich glaube, ein Aufenthalt in Irland ist eine sehr gute Idee. Arbeit ist ein gutes Mittel gegen Kummer.« Sie zögerte und entschloss sich dann, sich ihm
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