Die irische Wildkatze
feinen Gesellschaft, mit denen sie sich unterhalten hatte. Das Beste behielt sie sich für den Schluss vor: »Ich habe eine ganze Weile mit Prinzessin Augusta gesprochen. Zweifellos wird sie uns auch nach Leicester House einladen.«
»Die Prinzessin von Wales ist erst seit Anfang des Jahres verwitwet. Ich bezweifle, dass sie irgendwelche Empfänge gibt, solange nicht das Trauerjahr vergangen ist.«
»Unsinn! Ihr Sohn George wird der nächste englische König werden. Wahrscheinlich hat sie ihren Mann nicht länger als fünf Minuten betrauert.«
»Ich bin heute Abend Prince George vorgestellt worden ... er konnte die Augen kaum von meinem Oberteil losreißen. Für einen Fünfzehnjährigen ist er schon sehr reif. Höchstwahrscheinlich wird er darauf bestehen, dass der König mich zum Hof einlädt«, sagte Maria selbstzufrieden.
»Nicht nur Prinze George hatte seine Augen ganz auf dich konzentriert, Maria. Ich schwöre, dass alle anwesenden Männer angesichts deiner Schönheit gestaunt haben. Der Herzog von Grafton, der verwitwet ist, hat dich nicht nur interessiert angesehen, und ich glaube, mit dem Grafen von Coventry hast du eine ganz besondere Eroberung gemacht.«
»Da bin ich auch sicher. Ich habe ihm gesagt, dass ich morgen im Park spazieren gehen werde. Ich würde jede Wette machen, dass er auch dort sein wird!«
»Apropos Wetten: Ich hatte einen erfolgreichen Abend im Spielzimmer. Habe jedes Spiel gegen den Herzog von Grafton gewonnen. Ich glaube, ich habe genug, um dir ein Ballkleid zu kaufen, Elizabeth.«
»Jack Gunning, wir brauchen eine Kutsche! Dann wird Maria nicht mehr im Park spazieren zu gehen brauchen, sondern kann fahren, wie es sich für eine modische Dame gehört.«
»Bridget, nächste Woche ist Elizabeths siebzehnter Geburtstag. Sie braucht ein eigenes Ballkleid, wenn sie einen Mann an Land ziehen soll.« Er zwinkerte seiner Lieblingstochter zu. »Die Kutsche wird noch warten müssen.«
Beth lächelte ein heimliches Lächeln. Diesmal setzte sich ihr Vater durch. Sie konnte es kaum erwarten, allein mit Maria zu reden, um sie wegen Charlie zu fragen - und auch wegen John Campbell, das gab sie im Geheimen zu. »Komm, Maria, ich helfe dir dein Kleid auszuziehen und die Schminke zu entfernen.«
Im oberen Stockwerk, in dem hübschen Schlafzimmer, das die beiden teilten, öffnete Elizabeth das teure weiße Kleid und den Unterrock, hob sie vorsichtig über Marias Kopf und hängte sie in den Schrank. Dann goss sie Wasser aus einem Krug in die Waschschüssel aus Porzellan und gab Maria einen Gesichtswaschlappen.
»Ich bin zu müde, mir heute Abend noch das Gesicht zu waschen. Das mache ich morgen.«
»Du solltest die weiße Paste nicht über Nacht auf deinem Gesicht lassen, Maria. Vielleicht schadet sie deiner zarten Haut.« Elizabeth löste die Schnüre am Korsett ihrer Schwester. »Hast du Charlie gesehen?«
»Natürlich habe ich sie gesehen, und ihren Vetter Michael Boyle. Es war sogar Michael, der mich dem Grafen von Coventry vorgestellt hat. Der Graf hat mich gebeten, George zu ihm zu sagen und wollte mich in den Speiseraum begleiten. Bis wir zusammen im Garten spazieren gegangen sind, war er schon ganz scharf auf mich.«
»Schien Charlie enttäuscht, dass ich nicht dort war?«
»Sie schien noch wesentlich enttäuschter, dass ihr ihr Vetter Michael nicht erlaubte, Champagner zu trinken. Aber sie war mit ihren Gedanken bei Will Cavendish, Lord Hartington, bis sie ihn schließlich auch erwischt hatte. Vielleicht sollte ich Will auf mich aufmerksam machen. Er wird der nächste Herzog von Devonshire sein, und es würde mir sehr gefallen, mit >Euer Gnaden< angesprochen zu werden.«
Beth erschrak. Sie wusste, dass Maria ohne weiteres zu so etwas fähig war - und sie war viel schöner als Lady Charlotte. Doch Beth schwieg dazu lieber, denn sie wusste genau, dass sie das Gegenteil erreichen würde, wenn sie versuchte, Maria von diesem Gedanken abzubringen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Hast du John Campbell gesehen?«
»Aber natürlich. Er hat dich angelogen, Elizabeth! Sein Name ist gar nicht Campbell. Er heißt John Sundridge. Er scheint ein Freund des Grafen von Coventry zu sein, der uns einander vorstellte.«
Beth wurde blass. »Sundridge?« Sie wünschte, Maria hätte nicht ganz so triumphierend geklungen. »Was hat er gesagt, als ihr einander vorgestellt wurdet?«
»Als ich ihm sagte, du wärest nicht da, weil du schon eine Verabredung hättest, fragte er sarkastisch, ob diese
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