Die irische Wildkatze
Speiseraum zu begleiten?« Nachdem sie Lady Godiva erwähnt hatte, war sein Kopf voll mit berauschenden Visionen von Maria, die nackt auf einem weißen Pferd ritt. Er nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Satinärmel.
Auf dem Weg drehte Maria ihr leeres Glas. »Ob es wohl im Speiseraum noch mehr Champagner gibt, Lord Coventry?«
»Das hoff ich doch sehr, meine Liebe. Könntet Ihr nicht George zu mir sagen?«
Sie sah ihn mit gehobener Augenbraue an. »Nicht, nachdem wir uns erst so kurz kennen. Meine Mutter wäre damit nie einverstanden, Mylord.«
»Ach, Ihr seid mit Eurer Mutter hier?« Der Graf klang, als würde er das bedauern.
»Vielleicht könnten wir uns nach dem Essen bei einem Spaziergang durch den Garten mit den bunten Laternen etwas besser bekannt machen?«
Coventry atmete tief ein. »Dem würde Eure Mutter doch niemals zustimmen.«
Sie warf ihm einen langen Blick zu. »Nein, das würde sie wohl nicht... George.«
Bei diesem Blick, zusammen mit der Art, wie sie seinen Namen sagte, wurde er sofort hart. Er legte besitzergreifend seine Hand auf die ihre. »Euer wunderschönes Haar hat die Farbe von Mondlicht.« Seine Augen betrachteten sie wohlwollend. Sie war das schönste weibliche Wesen, das er je berührt hatte.
John Campbell bedankte sich beim Sohn des Königs, dem Herzog von Cumberland, dafür, dass er in seiner Armee Rekruten eingestellt hatte, die sein Vater aus Schottland heruntergeschickt hatte. »Argyll hat die Ausbildung von ein paar jungen Männern aus dem westlichen Hochland mit der Absicht finanziert, dass sie in die Armee oder die Marine kommen. Die meisten sind schon erfahrene Seeleute. Würdet Ihr für sie Euren Einfluss beim König geltend machen?«
»Ich habe oft Schwierigkeiten, meinen Vater in militärischen Dingen zu etwas zu überreden, obwohl er immer wieder sagt, dass er meinem Ufteil vertraut. Unglücklicherweise vertraut er auch dem Urteil seiner Minister, die ihm raten, die Armee eher mit deutschen als mit britischen Kämpfern aufzubauen. Unter vier Augen muss ich Euch sagen, dass wir werden beweisen müssen, dass sie Unrecht haben.«
John war zufrieden mit Cumberlands Antwort. Im Laufe seiner Regentschaft hatte George II zugelassen, dass seine Frau, Königin Caroline, und Premierminister Robert Walpole mit einem korrupten System von Bestechung regierten, das die Reichen von der "Whig-Partei an der Macht hielt. Jetzt, wo sowohl die Königin als auch Walpole verstorben waren, wäre es klug vom König, wenn er sich auf Cumberland verließ, der der unbestrittene Führer des Militärs war. »Wenn Ihr ein privates Treffen mit seiner Majestät arrangieren könntet, werde ich mein Bestes tun, ihn für unsere Sache einzunehmen.«
Johns Blick wurde von einer Dame mit Diamanten besetzter Tiara gefesselt, die ihren gut aussehenden Sohn bei sich hatte. »Hier kommt die Prinzessin von Wales und der Thronerbe. George scheint seine Knabenzeit hinter sich gelassen zu haben.«
»Bei Gott, allerdings. Der Kerl ist fünfzehn und hält schon nach den Damen Ausschau. Der König liebt ihn abgöttisch! Der junge George kann kaum etwas falsch machen.«
John verbeugte sich galant. »Prinzessin Augusta, Prinz George.«
Sie sah ihn mit einem warmen Lächeln an und sagte zu Cumberland: »George wünscht sich männliche Gesellschaft. Er besteht darauf, dass er zu alt ist, um noch mit seiner Mutter in der Nähe gesehen zu werden. Hab ein Auge auf ihn, Cumberland.«
Als sie fortging, sagte Prinz George: »Im Gegenteil, ich wünsche mir weibliche Gesellschaft. Das Himmlischste aller weiblicher Wesen war eben auf dem Weg in den Speiseraum. Ihr Name ist in aller Munde - ein Fräulein Maria Gunning, glaube ich. Ich hätte gern, dass sie mir vorgestellt wird.«
John Campbell spürte, wie sein Herz einen schweren Schlag machte. Es war doch wohl nicht möglich, dass die Gunning-Schwestern in London waren? Und wenn, oh Wunder, Maria heute Abend in Devonshire House ist, dann muss Elizabeth auch hier sein! Er entschuldigte sich bei Cumberland und machte sich auf die Suche nach der jungen Frau, die seinen Puls zum Rasen gebracht hatte. Während er sich in den verschiedenen Salons umsah, konnte er kaum glauben, wie viel Eifer die Aussicht auf ein Wiedersehen in ihm weckte. Die Erwartung erfüllte ihn mit wahrer Sehnsucht. So hatte ihn bisher noch kein weibliches Wesen beeindruckt. John wurde ungeduldig, als er sie nicht finden konnte, und redete sich schließlich ein, dass der junge George sich wohl
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