Die irische Wildkatze
sie tat es mit Widerwillen.
Beth las, was auf der Karte stand. »Es ist von Charlie! Ein Geburtstagsgeschenk.« Sie packte die Schachtel langsam aus und hob den Deckel. Einen Moment lang wollte sie ihren Augen nicht trauen. Es war das Ballkleid aus goldenem Stoff, das sie bei Madame Chloe anprobiert hatte. »Ohhh«, seufzte sie leise und blinzelte Tränen aus den Augen.
»Mein Gott, das muss ein Vermögen gekostet haben«, staunte Jack.
»Geld bedeutet für diese Leute nichts! Seht ihr jetzt ein, warum ich bereit bin, mein Leben ganz dem Versuch zu widmen, dass ihr reich heiratet? Ganz egal, was für Opfer ich dafür bringen muss?«
»Ich will es zu Almack's anziehen!« Maria konnte ihren Neid nicht verbergen.
»Das wirst du auch, aber nicht heute Abend, Maria. Schließlich ist es Elizabeths Geburtstag.«
»Jetzt können wir alle zu Almack's gehen, und ich werde uns ein Vermögen gewinnen!«, grinste Jack.
»Mmm, dann wird ja mein Wunsch nach einer Kutsche schon bald erfüllt, schätze ich«, sagte Bridget mit feinem Sarkasmus.
Die Gunning-Schwestern verbrachten den Nachmittag damit, ihr Haar zu waschen. Bridget hatte schnell bemerkt, dass ihren Töchtern bei jeder Begegnung vor allem deshalb so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, weil sie so prachtvolles Haar hatten. Also hatte sie weise beschlossen, dass diese krönende Pracht nicht mehr unter gepuderten Perücken versteckt wurde. Emma, die eine erstaunliche Begabung als coiffeuse hatte, steckte Marias silbergoldenes Haar zu einem hohen Pompadour auf, damit ihr langer, schlanker Hals besonders schön sichtbar wurde. Als sie mit Elizabeth fertig war, floss ihr goldenes Haar in hundert kleinen Löckchen wie eine Kaskade über ihren Rücken hinab.
Erst nach elf Uhr stieg die Familie Gunning schließlich in der Pall Mall aus der Mietkutsche und rauschte in die heiligen Hallen von Almack's. Die Gunning-Schwestern waren in aller Munde, und bei ihrem Eintreten atmete der eine oder andere der im Raum Versammelten tief durch. Andere Debütantinnen ärgerten sich, ihre Mütter waren voller Abneigung. Die Männer spürten, wie ihre Männlichkeit sich angesichts dieser Schönheit und Jugend regte.
Dorothy Boyle stellte Bridget den Schirmherrinnen von Almack's, Sarah Jersey und Emily Cowper, vor, die sich freuten, sie kennen zu lernen, dann nahm sie Jack Gunnings Arm. »John, der Spielraum erwartet Euch.« Sie sah lachend in sein attraktives Gesicht auf. »Dies wird langsam zur Gewohnheit mit uns. Wie bedauerlich, dass wir uns immer nur in der Öffentlichkeit und nie privat treffen.«
Jack drückte ihre Hand. »Zeigt mir den Weg, ich folge Euch.«
»Ist das ein Versprechen?«, fragte sie schelmisch.
Sie war nicht die erste Adlige, die ihm ein derartiges Angebot machte, und es bereitete ihm großes Vergnügen, die Damen zu hofieren. Er wusste, dass wenn er die Gräfin zurückwies, er sich nicht nur eine tödliche Feindin schaffen, sondern auch den gesellschaftlichen Bestrebungen seiner Töchter die Todesglocke läuten würde. Jack hob ihre Fingerspitzen zu den Lippen. »Vielleicht.«
Als sie wieder herunterkam, sah sie William Cavendish mit seinen Schwestern ankommen. »Lord Hartington, es tut einem in der Seele gut, einen derart pflichtbewussten Bruder zu sehen.«
»Bitte, sagt doch Will zu mir, Lady Burlington.« Er beugte sich über ihre Hand und murmelte: »Meine Schwestern gaben mir einen guten Vorwand, hierher zu kommen und meine Aufmerksamkeit Lady Charlotte zu widmen, aber ich sehe sie nirgendwo.«
»Das liegt daran, dass Charlie und die Gunning-Schwes- tern von einer dichten Schar von Bewundereren umgeben sind. Wenn Ihr Euch nicht beeilt, werden ihre Tanzkarten gleich voll sein.«
Will hastete davon und überließ Rachel und Cat Cavendish sich selbst. »Lady Burlington, ich hoffe das warme, sonnige Wetter dauert noch bis zum Wochenende. Wir freuen uns schon so auf Chiswick.«
»September ist immer ein schöner Monat. Ich habe Or-ford eingeladen, aber gibt es vielleicht auch jemanden, den ich speziell für Euch einladen kann, Lady Catherine?«
Als Cat rot wurde, schlug Rachel vor: »Wenn Ihr Harriet Ponsonby einladet, wird sie vielleicht von ihrem Bruder Johnny begleitet?«
So, so, Cat Cavendish, du interessierst dich also für den titellosen John Ponsonby. Deine Mutter wird sich grün ärgern, aber für mich ist es eine Chance, deine immer währende Dankbarkeit zu erringen! »Da die Ponsonbys in Chiswick unsere nächsten Nachbarn sind, habe ich ihre
Weitere Kostenlose Bücher