Die irische Wildkatze
Euch heute Abend schändlich vernachlässigt, Lord Coventry, aber für diesen Tanz bin ich frei.«
Elizabeth sah, dass der Graf zwischen seinem Verlangen nach Maria und seinem Pflichtgefühl ihr gegenüber hin-und hergerissen war. Sie sagte anmutig: »Bitte tanzt mit Maria, dann kann ich Vater zum Tanzen auffordern.«
Jack Gunning nahm Elizabeths Hand und führte sie auf die Tanzfläche. »Alles Gute zum Geburtstag, Beth. Du bist hier heute Abend die hübscheste Dame.«
Sie lachte ihm fröhlich zu. »Das liegt an dem Kleid, Vater.«
»Nein, das liegt nicht am Kleid, meine Schöne.«
Während des Tanzes hatte sie das unheimliche Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Sie sah sich unbehaglich im Raum um, bis in die im Schatten liegenden Nischen am Rand des Ballsaals, aber sie konnte niemanden entdecken. Sie konzentrierte sich auf die Musik, um nicht aus dem Takt zu kommen, aber das Gefühl wurde so stark, dass sich ihr das Haar im Nacken sträubte. Ihr Blick wanderte noch einmal suchend durch den Saal. Und da sah sie ihn halb hinter einer Säule verborgen. Es war der Herzog von Hamilton. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf sie gerichtet, sein starrer, unausweichlicher Blick folgte ihr überall hin. Ein Schauder lief ihr über den Rücken.
»Frierst du etwa, meine Schöne? Es ist doch warm hier.«
»Nein, ich bin nur ein wenig müde, Vater.«
»Dann lass uns deine Mutter suchen. Ich glaube, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
»Danke, Vater.« Sie lächelte dankbar und drückte seine Hand.
10
Am nächsten Tag gingen Elizabeth und ihr Vater in den Mietstall hinter der Great Marlborough Street, wo die Leute der Nachbarschaft ihre Pferde untergebracht hatten. Dies war einer der wenigen Orte, wo Jack und seine Lieblingstochter allein zusammen sein konnten, denn sie wussten, dass Bridget und Maria Ställe nicht leiden konnten.
»Am Sonntag bin ich mit Charlie im Park geritten. Sie hat mir eines von ihren Pferden gegeben. Das war mein erster Ritt mit Damensattel, aber ich fand es überhaupt nicht schwierig.«
»Wie würde es dir gefallen, wenn du in Chiswick dein eigenes Pferd dabei hättest?«
»Meinst du etwa Cavalier?« Elizabeth hatte sich bei ihrer ersten Begegnung in den fuchsbraunen Wallach verliebt, an jenem Tag, als ihr Vater ihn aus Cambridgeshire mitgebracht hatte. »Das wäre toll, aber wir fahren morgen um zehn mit Charlie in der Burlington-Kutsche los.«
»Ich könnte ihn für dich hinreiten und dann auf dem Fluss zurückkommen. Die Gräfin sagte mir, sie würde schon einen Tag früher hinfahren, um alles für ihre Gäste vorzubereiten. Dann kann sie mir auch gleich Chiswick House zeigen.«
»Das wäre wirklich schön. Aber glaubst du, dass Mutter damit einverstanden wäre, wenn du Chiswick ohne sie besuchst?«
»Da die Gräfin unsere Eintrittskarte in die beau monde ist, hat deine Mutter vorgeschlagen, dass Dorothy Boyle und ich engere Freunde werden sollten.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Bridget ist entschlossen, dass wir die gesellschaftliche Leiter mit ihr erklimmen sollen, ob es uns gefällt oder nicht.«
Elizabeth streichelte Cavaliers rotbraunes Fell und seufzte. »Maria scheint zum Aufstieg in der Gesellschaft viel besser geeignet als ich.«
Jack setzte den Striegel ab. »Sie ist eben ihrer Mutter sehr ähnlich.«
»Und ich bin eher dir ähnlich ... Gott sei Dank!«
An diesem strahlend schönen Freitagmorgen ritt Jack Gunning mit Cavalier über die Große Weststraße in die Grafschaft Hounslow, dann südwärts entlang der Burlington Lane bis Chiswick House, das am Ufer der Themse lag. Der Graf von Burlington hatte es im einfachen, symmetrischen Stil von Palladios Villa Capra entworfen, und sein Freund, William Kent, hatte die Inneneinrichtung besorgt.
Dorothy Boyle lag auf dem Rücken in ihrem großen Bett und starrte hinauf zu dem klassischen Gemälde an der Zimmerdecke, während ihr Partner sich auf ihr abmühte. Der Akt war ihr zur ermüdenden Routine geronnen, und sie musste ein Gähnen unterdrücken. Er bemühte sich schon mit einem halbstündigen Auf und Ab, aber wie es aussah, würde keiner von ihnen beiden dabei in nächster Zeit zur Befriedigung kommen. Sie beschloss, dass sie jetzt lange genug geduldig und zuvorkommend gewesen war. Also strich sie mit dem Finger durch die Spalte an seinem Hinterteil und schob ihn entschieden hinein. Mit einem Ächzen ergoss er sich sofort und rollte erschöpft von ihr herunter.
Ruhelos und unbefriedigt stand sie aus
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