Die irische Wildkatze
sein Herz. »Vergib mir, Elizabeth.«
»Da ist nichts zu vergeben, John. Ich liebe dich.«
Während sie den Wein austranken, lehnte sie sich an ihn und schaute ins Feuer, dessen Wärme sich mit ihrem vom Wein erhitzten Blut verband und sie, zusammen mit der warmen Strahlung von Johns Körper, träge und müde machte. Ihre Augenlider schlössen sich, und sie glitt langsam in den Schlaf - glücklich, zufrieden und mit einem stärkeren Gefühl von Geborgenheit, als es ihr in vielen Jahren begegnet war. John hielt sie sicher in den Armen und fühlte sich als ihr Beschützer. Schließlich glitt auch er in den Schlaf hinüber.
Viele Stunden später, als ein Klotz im Kamin zu Asche zerfiel, erwachte Elizabeth mit einem Ruck. Sie wurde sich sofort der Tatsache bewusst, dass es draußen ganz dunkel war. »John, John, wie spät ist es?«
Er setzte sich neben ihr auf und streckte sich. »Spät... ich schätze weit nach Mitternacht. Lass mich eine Lampe holen.«
»Oh Gott, du hättest mich nicht einschlafen lassen dürfen! Ich hätte doch schon vor Stunden wieder in Oxted Hall sein sollen!«
Die Lampe erleuchtete das Zimmer und die Uhr an der Wand zeigte, dass es schon beinah vier Uhr morgens war. Elizabeth packte seinen Arm. »John, es kann einfach nicht so spät sein. Was soll ich jetzt nur tun?«
»Liebes, du zitterst ja. Es ist doch gar nicht so schlimm. Ich bringe dich jetzt wieder zurück. Wir konnten doch gar nicht früher zurückreiten, bei dem strömenden Regen.«
»Du verstehst nicht. Meine Mutter wird schrecklich zornig werden ... ich wage mir ihre Strafe gar nicht auszudenken!«
»Hast du Angst vor deiner Mutter?«, fragte er ungläubig.
»Angst?«, flüsterte sie. »Ich habe mehr als nur Angst.«
Obwohl sie sich die größte Mühe gab, konnte sie nicht aufhören zu zittern.
»Beth, Liebes, deine Mutter wird es doch gar nicht erfahren.« Er drückte ihre Hände, um sie zu beruhigen.
»Natürlich wird sie das!«
»Deine Zofe Emma wird bestimmt kein Wort sagen. Dafür sorge ich.«
»Meine Schwester Maria wird dafür sorgen, dass Mutter erfährt, was ich getan habe.« Ihr Gesicht war von Panik erfüllt, ihre Augen verzweifelt.
»Elizabeth, ich bringe dich zurück nach Oxted Hall, ohne dass es jemand merkt«, versprach er. »Nur Charlie wird wissen, wann du zurückgekommen bist, und du weißt doch, dass du ihr vertrauen kannst. Schnell, zieh dich an.«
John stand zu seinem Wort. Nachdem sie Dämon und Cavalier in den Stall gebracht hatten, schmuggelte er Elizabeth in ihr Zimmer hinauf, ohne dabei auch nur einem Gast oder Bediensteten von Oxted Hall zu begegnen. Dann ging er zurück in den Stall, um die Pferde zu versorgen. Er hatte sich seine Reitkleidung angezogen, und da es etwa fünf Uhr morgens war, schien ihm die Erklärung, dass er einen Morgenritt unternommen hatte, absolut glaubwürdig.
Als Elizabeth die Tür zu ihrem Schlafzimmer hinter sich schloss, atmete sie schwer vor Furcht. Ihre Freundin setzte sich im Bett auf, und Beth murmelte: »Es tut mir so Leid, dich zu stören.«
»Du störst mich nicht«, flüsterte Charlie. »Will ist eben erst fortgegangen. Ich werde dein Geheimnis für mich behalten, wenn du meines nicht verrätst!«
Fünf Stunden später, als die Gäste sich gerade eines lässigen späten Frühstücks erfreuten, wurde Will Cavendish durch den Besuch seiner Mutter, der Herzogin von Devonshire, unangenehm überrascht. Er hatte gewusst, dass sie auf schnellstem Wege nach London kommen würde, wenn sie von Orfords Heiratsantrag an seine Schwester Rachel erfuhr, aber warum zum Teufel musste sie nach Oxted Hall kommen? Er vermutete sofort, dass ihr jemand von dem gemütlichen Beisammensein berichtet hatte, das die jungen Paare für sich organisiert hatten, und sein Verdacht richtete sich gegen die Frau seines Bruders, Margaret.
»Ein Dutzend junge Leute bei einer Wochenendpartie ohne Anstandsdame, das ist sehr ungewöhnlich.« Die Herzogin sah nachdrücklich die jungen Damen an, als könnte sie einen unangenehmen Geruch feststellen. »Eine Erklärung wäre wohl angebracht.«
In Williams Unterkiefer zuckte ein Muskel. »Mutter, du irrst dich. Es ist ein verheiratetes Paar hier, um über den Anstand zu wachen.«
Ihr Blick wurde hart, als sie Will und das kleine, weibliche Wesen neben ihm ansah. »Charles ist jünger als du. Ich mache dich für die Sache verantwortlich, William.«
John Campbell sah, wie sein Freund beschämt errötete. Er war ein erwachsener Mann und
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