Die irische Wildkatze
öffentlich darüber beklagten, waren sie stolz wie die Pfauen, sich und ihre Töchter am Hofe in aller Pracht zu zeigen.
Maria Gunning, mit ihrer neuen, gepuderten Perücke, machte sich noch etwas fein, indem sie an den weißen Rosen zupfte, die Beth an ihr Kleid genäht hatte. Elizabeth folgte ihr mit zögernden Schritten, in ihr goldenes Abendkleid gekleidet. Sie trug ihr eigenes Haar, was ihr scharfe Blicke eintrug und eine Matrone dazu brachte hervorzustoßen: »Verratet mir doch, wo ihr den glänzenden, goldenen Haarpuder bekommen habt!«
Den größten Teil der Aufmerksamkeit von König George und Augusta, der Prinzessin von Wales, bekamen die Herzogin von Devonshire und ihre beiden Töchter Rachel und Cat. Genau genommen sah es eigentlich so aus, als halte die Herzogin Hof, obwohl ihr Kleid genauso unscheinbar war wie ihr Gesicht, und obwohl ihre Perücke altmodisch grau war.
Elizabeth fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem die Herzogin und ihre Mutter einander vorgestellt wurden, denn Gott weiß was für Anschuldigungen der Drache von Devonshire gegen die Gunning-Schwestern loslassen würde. Sie war erleichtert, als Charlie ankam. »Du siehst ja so hübsch in deinem pfirsichfarbenen Kleid aus!« Sie hatten es ausgesucht, weil es gut zu Charlottes dunklem Haar passte, aber heute Abend trug sie die vorgeschriebene Perücke.
Dorothy Boyle begrüßte Bridget und flüsterte sofort hinter ihrem Fächer: »Der Kerl, der da in dem rotbraunen Satin auf uns zukommt ist Orfords Vetter, Horace Walpole. Er ist das größte Klatschmaul der ganzen Gesellschaft, mit messerscharfem Verstand und einer Zunge, die Glas schneiden könnte. Erweist dem zynischen Schwein Eure Reverenz, wenn Ihr nicht ausgeweidet werden wollt.« Dorothy senkte ihren Fächer. »Horace, mein Lieber, darf ich Euch die ehrenwerte Bridget Gunning und ihre Töchter, Maria und Elizabeth, vorstellen?«
»Lady Burlington, Ihr habt meinen Wunsch vorausgeahnt, aber darin habt Ihr ja viel Übung.« Er hob sein Lorgnon und betrachtete die beiden Schwestern. »Die Schönheiten!« Er bedachte Bridget mit einem gründlichen Blick. »Zweifellos müssen sie das von ihrem Vater haben.«
Als Bridget angesichts seiner dreisten Bemerkung lachte, fühlte er sich geschmeichelt. »Erlaubt mir, dem König Eure schöne Tochter vorzustellen, Madam. Mein Vetter Orford hat sich schon lange genug mit ihm unterhalten. Wenn er erst mit einer Devonshire verheiratet ist, wird er sich für einen echten Prinzen halten.«
Maria legte selbstgefällig ihre Hand auf Walpoles rotbraunen Ärmel, und glitt voran, um dem Monarchen vorgestellt zu werden.
Elizabeth trat in der Hoffnung zurück, sich möglichst unsichtbar zu machen, fühlte sich aber doch ein wenig zurückgewiesen. Nervös fuhr sie zusammen, als sie eine Stimme hinter sich hörte und drehte sich zum Herzog von Hamilton um.
Er verbeugte sich förmlich vor Elizabeth. »Gebt Ihr mir die Ehre, Euch dem König vorstellen zu dürfen, Fräulein Gunning?« In zinngraue Seide gekleidet ließ er Walpole neben sich schäbig wirken.
»Euer Gnaden ... das ist nicht nötig.« Sie senkte die Wimpern scheu und fragte sich, warum er ihr schon wieder zu Hilfe kam.
»Aber es ist absolut nötig, dass die schönste Dame bei Hofe seiner königlichen Hoheit vorgestellt wird«, sagte er ernst. »Kommt, meine Liebe.« Seine Worte klangen onkelhaft, und in Folge seiner zahlreichen Ausschweifungen wirkte er viel älter als neunundzwanzig Jahre.
Elizabeth ertrug ohne mit der Wimper zu zucken, dass ihre Mutter sie kräftig zwickte, dann legte sie ihre Hand auf den seidenen Ärmel des Herzogs.
Als er sie nach vorn führte, war er sich darüber im Klaren, dass sie alle anstarrten. »Ihr dürft niemals Eure Schönheit unter den Scheffel stellen«, murmelte er. »Hebt das Kinn.«
Elizabeth, die es gewohnt war, Autoritäten zu gehorchen, kam der Aufforderung sofort nach. Sie traten genau in dem Moment an die Seite des Königs, als Walpole Maria vorstellte. Beth hätte beinah laut nach Luft geschnappt angesichts der Worte, die ihre Schwester von sich gab.
Als Maria sich aus ihrem Knicks erhob, sagte sie: »Eure königliche Hoheit, ich habe mir immer gewünscht, einmal eine Krönung zu sehen!«
Eine dichte Wolke von Schweigen senkte sich über die Umstehenden, denen klar wurde, dass sie wohl kaum eine Krönung würde sehen können, wenn der König nicht vorher starb. Plötzlich begann Walpole, über die unpassende Bemerkung zu kichern, dann zogen
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