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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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schlagen wir kurz mal zu, wenn wir was Hübsches sehen. Interesse an Business?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Nach der Army. Aber nur, wenn’s mich nicht zu Tode langweilt.«
    Mit einem Juchzer setzt sich Hawey aufrecht und haut Billy aufs Knie. »Da sagen Sie was, Mann. Warum was tun, was einem keinen Spaß macht? Meiner Erfahrung nach ist der am erfolgreichsten, der seine Arbeit liebt, und das sag ich auch allen jungen Leuten, die meinen Rat wollen. Wenn du Geld verdienen willst, such dir was, wozu du Lust hast, und dann arbeite wie der Teufel.«
    »Klingt nach einer guten Philosophie«, probiert Billy.
    »Tja, es passt zu meiner Persönlichkeit. Ich habe zum Glück ein Metier gefunden, das mir gefällt, und ich habe auch das Glück, ein bisschen erfolgreich darin zu sein. Wissen Sie, das ist ja alles irgendwie ein Glücksspiel.« Er macht eine Pause, die Cowboys werfen einen langen Pass. Der Receiver reckt sich, pflückt den Ball mit den Fingerspitzen, kann ihn aber nicht halten, er kullert ins Aus. »Läuft alles drauf raus, die Zukunft vorherzusagen, darum geht’s im Kern bei jedem Geschäft. Erkennen, was kommt, unddann alle anderen ausstechen, einfach das richtige Timing haben. Wie bei einem Puzzle mit tausend Teilen.«
    Billy nickt. Klingt gar nicht so uninteressant. »Und wie macht man das?«, fragt er spontan und denkt sofort Ach du Schreck . »Wie sticht man die anderen aus, denn die versuchen ja genau dasselbe?«
    Wieder gluckst Hawey in sich hinein. »Tja, gute Frage.« Er lehnt sich wieder zurück und denkt einen Augenblick nach. »Ich würde mal sagen durch unabhängiges Denken. Und inneren Frieden.«
    Billy lächelt. Nimmt Hawey ihn vielleicht doch hoch?
    »Innerer Frieden – man muss wissen, wer man ist und was man vom Leben will. Man muss selber denken, und dafür sollte man am besten wissen, wer man ist, und nicht nur wissen, sondern sicher darin sein, sich wohlfühlen mit sich. Außerdem braucht man Disziplin. Stehvermögen. Und Glück hilft natürlich auch. Ein bisschen Glück macht viel aus, nicht zuletzt unser Riesenglück, in das großartigste Wirtschaftssystem hineingeboren zu sein, das es je gab. Es ist nicht perfekt, durchaus nicht, aber alles in allem verdanken wir ihm grandiose Fortschritte für die Menschheit. Allein im letzten Jahrhundert hat sich der Lebensstandard um das Siebenfache verbessert. Ich will gar nicht behaupten, dass wir keine Probleme mehr haben, wir haben sogar verdammt viele Probleme, aber dafür haben wir eben auch den freien Markt mit seiner Genialität, den ganzen Drive, die Talente und Energien, die man in die Lösung solcher Probleme stecken kann. Schauen Sie mal dieses Stadion an, all das hier, das Publikum, das Spiel.« Hawey schwenkt den Arm von links nach rechts und zeigt dann auf den Goodyear-Zeppelin im frühwinterlich trüben Himmel. »Mal ganz nüchtern, offen und ehrlich, wissen Sie, was ich meine? Ich gehöre nicht zu denen, die überall rumtrompeten, Gier ist gut, aber Gier kann ein verdammt kräftiger Motor für Gutessein. Eigeninteresse ist ein starker Antrieb des menschlichen Handelns, und genau darin liegt aus meiner Sicht die Schönheit unseres kapitalistischen Systems, es macht aus einer angeborenen menschlichen Schwäche eine Tugend. Deswegen haben Sie ein besseres Leben als Ihre Eltern und Ihre Kinder ein besseres als Sie und deren Kinder wiederum und so weiter, weil wir nämlich dank unseres Systems nie aufhören, nach neuen Wegen zu suchen, nach leichteren und besseren Möglichkeiten, die Probleme des Lebens zu lösen und lauter Dinge zu erreichen, die wir uns nicht mal haben träumen lassen.«
    Billy nickt. Nie hat ihm Amerika so eingeleuchtet wie in diesem Moment. Es ist ein Ausnahmeland, keine Frage. Er kann sich auch einfach mitfreuen über etwas Erfolgreiches, zum Beispiel über den gelungenen Start einer NASA-Raumsonde, er verspürt sogar einen leisen teilnehmenden Stolz, auch wenn er genau weiß, dass die ganze Mission absolut nichts mit ihm zu tun hat.
    »Zurzeit«, fährt Hawey fort, »jetzt gerade müssen wir durch ziemlich raues Gelände. Zwei Kriege, die Wirtschaft im Prinzip auf Talfahrt, die Stimmung im Land am Boden. Aber da kommen wir durch. We shall overcome . Unser System beweist jetzt seit über zwei Jahrhunderten seine Flexibilität, und ihr jungen Leute, ihr habt eine Menge, worauf ihr euch freuen könnt. Ich denke, das werden aufregende Zeiten für euch. Wenn ich noch mal so jung wäre – wie alt sind

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