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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Sie?«
    »Neunzehn, Sir.«
    Hawey hat den Mund schon offen, um etwas zu sagen, klappt ihn aber kurz wieder zu. Er sieht Billy an, als wäre er verblüfft, vorübergehend verstummt, wenn auch nicht komplett.
    »Neunzehn? Sie treten entschieden älter auf.«
    »Danke, Sir.«
    »Mensch, und ich hatte das Gefühl, ich rede mit einem Anwalt von sechsundzwanzig, so, wie Sie sich verhalten.«
    »Danke, Sir. Das freut mich zu hören.«
    Hawey wendet sich dem Spiel zu. Anscheinend hat er seinen Gedankenfaden verloren, aber kurz danach ist er wieder bei Billy.
    »Ist das wahr, dass Sie für die Medal of Honor vorgeschlagen sind?«
    »Ja, Sir, von meinem Kommandeur.«
    »Und was ist da draus geworden?«
    »Das weiß ich nicht. Liegt ganz oben auf Eis, mehr hat man mir nicht gesagt.« Billy zuckt die Schultern. Das meiste an der Bitterkeit, die er spürt, ist aus zweiter Hand.
    »Bin ja selbst nie so geprüft worden. War zu jung für den Zweiten Weltkrieg, obwohl ich mich gut daran erinnern kann. Bei Korea ...« Hawey räuspert sich und lässt den Gedanken eines natürlichen Todes sterben. »Sie wissen Dinge, die wir anderen alle nie wissen werden. Die Erfahrungen, die Sie und Ihre Kumpel gemacht haben ...« Wieder führt er den Gedanken nicht zu Ende. Billy weiß, was solche Fehlstarts bedeuten, diese Risse in der Psyche haben eine bestimmte Art Gespräche während der Victory Tour immer jäh zum Erliegen gebracht. Da kommen die alten Männer immer ins Strampeln, aber er kann ihnen nicht helfen. Es gibt nichts, was er sagen könnte. Er hat gelernt, dass man sich dann am besten so verhält, als wäre nichts.
    »Tja-ha«, sagt Hawey gezwungenen tapfer, so, wie Männer eine schlechte Nachricht abschütteln, »ich bin einfach stolz, dass ich die Zeit hier mit Ihnen verbringen durfte. Neunzehn Jahre, Himmel noch mal, ich konnte mit neunzehn meinen Hintern nicht vom Ellbogen unterscheiden.« Wie gern hätte er jetzt seine Enkel hier, die müssten Billy kennenlernen, mal ein gutes Rollenmodell erleben usw. usw., lauter Lobhudeleien, alles gut und schön, aber Billy würde viel lieber mal etwas Nützliches und Neues erfahren, oder wie wär’s mit einem Jobangebot, das wär doch mal nett. Kommen Sie, arbeiten Sie für mich! Wir werden zusammenreich! Ich zeige Ihnen, wie das geht! Hawey schwadroniert weiter von seinen Enkeln, da erscheint plötzlich Faison auf dem Jumbotron, eine Faison im Mount-Rushmore-Format, die fast in die Kamera kriecht, lächelt, mit dem Kopf wackelt, diese gloriosen Pompoms Billy direkt ins Gesicht puschelt, und Billy kann nicht anders, er sackt im Sitz zusammen und stöhnt auf. Hawey weiß sofort Bescheid.
    »Ahm-tja, ist ja wirklich ein kerniges Mädel.« Er gluckst und schmunzelt und tätschelt Billys Knie, er weiß doch, was junge Männer brauchen, um am Leben zu bleiben. »Du liebe Güte, schauen Sie mal jetzt. Norm hat da aber ein paar Zirkuspferdchen, was?«

Billy und Mango sind mal spazieren
    NACH DEM ERSTEN QUARTER werden sie aus der Loge komplimentiert. Der mexikanische Botschafter ist mit einer ziemlichen Entourage im Anmarsch, und es ist jetzt schon rappelvoll, also muss jemand raus. Norm bittet um Entschuldigung. Er klingt wirklich bekümmert. »Ihr müsstet mal sehen, mit wie viel Security der hier anrollt«, erklärt er den Bravos kopfschüttelnd. »Liegt wohl am Drogenkrieg, aber trotzdem. Wir lassen uns ja securitymäßig selbst nicht gerade lumpen.«
    »Und uns haben Sie auch«, merkt Sykes an, »Sir.«
    »Genau! Das stimmt! Wir haben die besten Kämpfer der Welt hier! Ach Mensch, wenn ich euch nur irgendwie hierbehalten ...«
    Team Bravo nimmt es cool. Team Bravo geht das im Grunde am Arsch vorbei. Nach einer lauten Abschiedszeremonie und einer letzten Runde Applaus werden die Soldaten von Josh zu ihren Stadionplätzen zurückgebracht. Und ran an Handys, iPods, Spucknäpfe und Kautabak. Irgendwie regnet es, Nieselbläschen säuseln wie abgezupftes Pilling in der Luft herum, dazwischenfahren ständig Regenschirme hoch und runter, auf-ab, auf-ab, eine Art gemächlich gedehntes Massenwichsen.
    »Boah, die haben mal was eingefahren.« Mango nickt zum Jumobotron. Cowboys 7, Bears 0. »Wann war das denn?«
    Billy zuckt die Schultern. Frieren tut er nicht, er hätte allerdings auch nichts dagegen, irgendwo im Warmen zu sitzen. Er hat zwei neue SMS. Kathryn: Wo sitzt du? Pastor Rick: 8 same gebete für dich z besond danktag. Müssen noch reden vor abflug. Pastor Rick, der sonnengebräunte korpulente

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