Die irre Heldentour des Billy Lynn
drehen sich zu ihm, so dräuend, dass es regelrecht knistert vor all dem, was gleich kommen könnte. Billy würde ihnen nur zu gern die Köpfe einschlagen, einfach so, geht ganz schnell, Adrenalinpumpe voll aufdrehen, Hirnareale kreuz und quer verlöten, das wär doch mal was, denkt er, den Typen die Fresse einschlagen, die Wahrheit über sich auspacken, damit die ganze Welt sie sehen kann. Wenn die jetzt eine Bewegung machen – aber sie machen keine, und Billys Mordmoment geht vorbei. Er ruft Faison übers Geländer zu:
»Die Typen hier sagen, wir sollen gehen.«
Sie ist vom Spielfeld gekommen und steht jetzt direkt unter ihnen. »Ist, glaub ich, besser.« Sie hat Angst, stellt Billy fest. Sie fürchtet eine Szene.
»Dann bis später!«, ruft er hinunter.
»Bis zur Halbzeit!« Sie schickt ein Killerlächeln hoch. »Ich such dich dann auf dem Feld!«
Er versteht nicht richtig, nickt aber trotzdem. Klar, auf dem Feld, auf der Tribüne, in Brasilien, wo immer. Er hat das Gefühl, dass er sie schon sein Leben lang kennt und noch viel länger liebt. Die beiden Bravos reizen die Security-Typen mit einem letzten Blick zur Weißglut und gehen wieder hoch in die Halle, wo Mango wie nach einer Ladung Pfefferspray zu torkeln anfängt. »Billy«, stöhnt er, »Billy, Billy,’ne Cheerleaderin ? Mein Gott, die is ja zum Ficken schön, Billy, wie hast’n das angestellt?«
Mangos Sabbern macht Faison noch anbetungswürdiger. »Weiß auch nicht. Wir haben uns bei der Pressekonferenz gesehen und sind einfach ins Gespräch gekommen.«
Mango wird wehmütig. »Mann, die findet dich echt toll. Sieht man an der Art, wie die dich angeguckt hat, ganz warm und weich und sonst was alles.«
Am liebsten würde Billy sofort zurückgehen und sie wiedersehen. Der kurze Fick hätte ja noch ein Spleen der Natur gewesen sein können, aber die zweite Begegnung jetzt hat ein paar Dinge bewiesen. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für sein Liebesleben. Vielleicht ist das ja doch nicht mit Shroom zu Ende gegangen.
»Kerl, du musst an die ran, bevor wir hier weg sind«, sagt Mango.
»Wüsste nicht, wie. Wir werden um zehn abkommandiert. Außerdem ist sie ein christliches Mädchen.«
»Scheiße, soll das’n Witz sein? Christliche Mädchen ficken wie die Kanickel, vato . Wer weg will vom sündigen Leben, muss ja erst mal sündigen, ne? Mach dich da bloß sofort ran, denn bis wir wieder nach Hause dürfen, hat die dich vergessen, Alter. Da fickt die irgend’n Linebacker, und du bist Billy – wer?«
»Danke, du Arschloch.«
»Ich mein ja nur! Schlag lieber zu, solange die noch scharf auf dich ist. Ist bloß’n guter Rat.«
Billys Handy klingelt. Er guckt aufs Display. A-bort.
»Joh.«
»Scheiße, wo steckt ihr denn? Dime ist stinksauer .«
»Wir waren mal spazieren. Sind auf dem Rückweg.«
»Die waren mal spazieren«, sagt A-bort nach hinten. »Sind auf dem Rückweg.« Billy kann Dime knurren hören.
»Er sagt, sofort hier antanzen.« A-bort ist noch einmal weg vom Handy. »Moment, die weisen uns gerade ein wegen der Halbzeit.« Noch eine Pause. »Was soll’n der Scheiß. Die sagen – äh.« Pause. »Oah, nee.« Es folgt eine längere Pause, dann fasst A-bort hastig zusammen. »Du, das willst du lieber nicht wissen, was wir da machen sollen.«
Von Engeln vergewaltigt
BILLY WEISS, DASS SIE voll in der Scheiße stecken, als Lodis ihm mit schiefem Grinsen so dicht auf den Pelz rückt, als wollte er eine grauenhafte Weisheit enthüllen. »Billy«, murmelt er. Biii-jie .
»Was.«
»Biii-jie.« Lodis ist total neben der Spur, er sieht aus wie Buckwheat von den Kleinen Strolchen. »Mann, wo sind wir denn?«
Lieber Gott. »Lodis«, murmelt Billy, »wir sind auf dem Feld. Wir exerzieren gleich’n bisschen rum, kapiert?«
Lodis grinst und reißt den Kopf vor und zurück. Er sabbert wirklich.
»Wie viel hast du da oben gekippt?«
»Wahnichsoooviel!«
Day guckt um Crack herum. »Hat der’n Problem?«
»Er ist hackezu«, sagt Billy.
Crack kichert. »Das wird klasse. Der exerziert doch nüchtern schon echt scheiße.«
»Mach mich jaa nich maadich!«
»Keine Angst, Load. Du nervst auch ohne mein Zutun.«
Großer Gott. Billy empfiehlt Lodis, sich an ihn zu halten. Bleib dicht bei mir, mach einfach alles, was ich mache. Er möchte Dime gern sagen, dass das Ganze abgeblasen werden muss, aber Dime ist auf der anderen Seite der Formation, na Mahlzeit, zu allem Überfluss sind die Bravos halbiert worden, weil irgendein
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