Die irre Heldentour des Billy Lynn
hoch, zwei Stufen auf einmal.
»Wo gehen wir hin?«
»Meine Freundin besuchen.«
Mango schnaubt. Oben in der Halle holen sie sich Bier bei Papa John’s, dann ziehen sie los.
»Wo ist’n diese Freundin?«
»Wart’s ab. Halt die Klappe und trink dein Bier.«
»Hast mir aber nie was erzählt von’ner Freundin, Alter.«
»Tja, dann eben jetzt, Alter .«
»Wie heißt die’n?«
»Wart’s ab.«
»Is die scharf?«
»Wart’s ab.«
»Die is hier?«
»Nee, in Arizona. Na klar ist die hier, du Dumpfkopp, könnten wir die sonst besuchen?«
Die Halle wimmelt von Footballfans. Die der Heimmannschaft sind unruhig. Das Spiel ist bislang frustrierend, also geben sie Geld aus, um Dampf abzulassen. Zum Glück blüht der Einzelhandel in jeder Kurve, an Kaufgelegenheiten herrscht jedenfalls kein Mangel, und so ist das überall, wo die Bravo bisher waren, in Flughäfen, Hotels, Arenen und Kongresszentren, mitten in der Stadt genauso wie in Vororten, das Land wird vom Einzelhandel regiert. Irgendwo auf seinem langen Weg ist Amerika zu einer gigantischen Mall mit beiliegender Landschaft geworden.
Sie gehen durch den Tunnel am Aufgang 30 und rasen den Gang abwärts, tauchen durch das Meer aus Menschenhintern auf den Plätzen.
»Billy, wo gehn wir denn hin?«
»Sie ist hier unten.« Billy holt immer wieder tief Luft, um den Sauerstoffspiegel in seinem Blut über den des Alkohols zu hieven. Gott behüte, dass seine neue Freundin ihn für einen Säufer hält.
»Billy, so’n Scheiß.«
»Ich sag dir, sie ist hier unten.«
»Billy, Alter, komm. Kerl, du bist voll von der Rolle.«
»Nee, nee. Sie ist da unten. Cheerleaderin.«
Mango schreit laut auf, und das macht das gellende »Billy!« und den kleinen Luftsprung von Faison noch süßer. Der Gang vor der ersten Sitzreihe liegt gut drei Meter über dem Spielfeld, Billy beugt sich über die Geländerstange und ruft nach unten.
»Frierst du jetzt ?«
Sie grinst und schüttelt den Kopf, ihre Haare flattern wild durch die Gegend. »Nein, fühlt sich toll an! Soll auch noch schneien!«
»Das ist mein Kumpel, Marc Montoya.«
»Hi, Marc!«
» Sag mal hallo, du Dusselbacke.«
»Hallo!«
»Ach, wie schön, dass ihr mich besuchen kommt!«, ruft sie hoch. »Amüsiert ihr euch gut?«
»Aber wie, blendend! Heh, du warst im Fernsehen! Die haben dich auf dem Jumbotron gebracht!«
Dass sie sich darüber so offensichtlich riesig freut, ist ein bisschen niederschmetternd für Billy. Da hinein fließt also ihre Lebensenergie, in das halbmystische, allesverzehrende, positivdenkende Buhlen um Zurschaugestellt- und Bemerktwerden, in den wundermächtigen Moment Prime Time, der den großen Durchbruch bringen wird. Sie will ins Fernsehen. Sie will ein Star werden. Wie soll ein kleiner gemeiner Soldat damit konkurrieren –?
»Du hast toll ausgesehen«, ruft er, und sie strahlt. »Dieser irre kleine Schritt – «. Er legt eine männliche Annäherung an ihre Pompom-Nummer hin, ein wirklich komischer Anblick, ein US--Soldat in Ausgehuniform bei einer Art Shimmy mit auf und ab und seitwärts schwenkenden Hüften. Faison lacht; Mango lacht auch, halb über dem Geländer hängend lacht er sich schlapp. Noch nie hat Billy ein solches Glücksgefühl erlebt, und wenn da jetzt Tausende Fans hinter ihm zugucken, ist doch egal. Soll ruhig die ganze Welt Zeuge seiner Liebe werden, allerdings kommenjetzt zwei Security-Leute und wollen, dass die beiden Bravos hier verschwinden.
»Wieso, gefällt Ihnen das nicht, wie ich tanze?«, fragt Billy, aber sie glotzen ihn nur an, ganz auf tough und machdieverficktebiege gepolt, zwei teigige Weiße, mittelalt, Nylon-Bomberjacken mit CORVINGTON-SECURITY - Aufdruck , 38er-Dienstpistolen an der Hüfte. Billy lacht sie an. Das macht es nur schlimmer. Jede Wette, dass sie in irgendeinem Provinznest Polizisten sind und schwarz in der Stadt arbeiten, sie dünsten das Schlechteste beider Welten aus, ländliche Bräsigkeit und urbane Niedertracht.
»Wir sind keine Terroristen«, sagt Billy mit Unschuldsmiene, um es noch schlimmer zu machen.
»Abflug«, sagt einer der beiden. »Sofort.«
»Wir reden nur gerade mit einer Freundin von mir.«
»Von mir aus können Sie mit dem Präsidenten reden, hier dürfen Sie nicht stehen.«
»Sie versperren die Sicht«, sagt der andere und zeigt auf die erste Reihe. »Die Leute haben für die Plätze da gutes Geld bezahlt.«
»Und wenn das nun schlechtes Geld war?« Mango kommt jetzt auch auf den Geschmack, und die Securitys
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