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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Arm, und das erzeugt eine milde somatische Trance, in der Billy eine angenehme Benommenheit verspürt, während ihm die Schädeldecke aufklappt und sein Hirn in die kühlende Luft entschwebt.

    Billy kann sich nicht helfen, er hält seine Landsleute, egal wie alt oder in welcher Lebensphase, für Kinder. Kühn und stolz undselbstsicher wie Kinder, die mit zu viel Selbstwertgefühl gesegnet sind, und keine noch so große Portion Aufklärung wird ihnen je die reine Sündhaftigkeit nahebringen, auf die Krieg immer hinausläuft. Sie tun ihm leid, er verachtet sie, liebt sie, hasst sie, diese Kinder. Diese Jungen und Mädchen. Diese Krabbelkinder, diese Kleinkinder. Amerikaner sind Kinder, die erst von zu Hause weg müssen, um erwachsen zu werden, und dabei manchmal sterben.
    »Du, siehst du die Lady da hinten«, sagt Crack, als sie endlich weitergehen, »die Blonde mit den kleinen Gören? Als ihr Mann uns fotografiert hat, hat die sich an meinem Schwanz echt den Arsch abgeschrammt.«
    »Quatsch nicht.«
    »Echt wahr! Ich hatte’ne Stahlrute, so hat die mir ihren Arsch draufgedrückt. Fünf Sekunden länger, und ich hätt’ abgespritzt, ohne Scheiß.«
    »Der lügt doch«, sagt Mango.
    »Ich schwör’s dir! Und ich dann, heh, gib mir deine E-Mail, wir bleiben in Kontakt, wenn ich wieder im Irak bin, und da macht die einen auf keine Ahnung, was ich meine. Bitch.«
    Mango weiß nicht so recht, Billy hält es dagegen für gut möglich – Frauen machen den verrücktesten Blödsinn bloß wegen einer Uniform. Er lässt sich ein paar Schritte zurückfallen und guckt auf sein Handy. Pastor Rick hat wieder einen Bibelspruch geschickt.
    Erkennt: Der Herr allein ist Gott.
    Er hat uns geschaffen, wir sind sein Eigentum.
    Der Typ lässt nicht locker, das ist ein Gebrauchtwagenhändler im Schafspelz. Billy löscht die SMS und überlegt, ob es Unglück bringt, einen Pastor, selbst einen so unbedeutenden, zu dissen. » Frieren Sie denn gar nicht?«, fragt eine Frau im Vorbeigehen. Erschüttelt lächelnd den Kopf. Nein, Ma’am . Er friert wirklich nicht, trotzdem gönnt er den Fans ihre luxuriösen Pelzmäntel, wattierten Parkas, Bärentatzenfäustlinge und Ninjamasken. Viele Männer tragen Pelz, so viel zur aktuellen Mode. Plötzlich marschiert Major Mac im Gleichschritt neben ihm.
    »Major MacLaurin, Sir!«
    Der Major guckt ihn scheel an. Billy fällt ein, dass er lauter reden muss.
    »WIR HABEN UNS SORGEN UM SIE GEMACHT, SIR! WIR WUSSTEN NICHT, WO SIE ABGEBLIEBEN SIND!«
    Der Blick des Majors schaltet auf finster. »Werden Sie mal wach, Soldat! Ich war die ganze Zeit hier. Nehmen Sie mal die Tomaten von den Augen.«
    Jawoll und verstanden, der Major ist der Meinung, er war die ganze Zeit hier, mehr muss ein Schütze Arsch nicht wissen, roger, Sir! Billy fühlt sich unbehaglich, er wird nervös, hibbelig wie ein Boxerwelpe, während der Major, in die grüblerische Betrachtung seiner Schuhe versunken, flott ausschreitet. Trau dich, Blödmann, befiehlt er sich. Glaubst du vielleicht, du kriegst noch eine bessere Chance? Billy braucht etwas, das Major Mac haben könnte, Wissen, Kenntnisse und Leitlinien im Zusammenhang mit Tod, Trauer, dem Schicksal der Seele, zumindest möchte er gern wissen, wie kann man solche Dinge in Worte fassen, ohne dabei ihre sehr wirkliche Macht zuzuscheißen. Wenn ihn Leute fragen, ob er bete, ob er religiös sei, insbesondere ob wiedergeboren oder Christ , sagt er immer Ja, einerseits weil sie sich dann freuen, andererseits weil er das Gefühl hat, dass es irgendwie stimmt, wenn auch vermutlich nicht so, wie sie es meinen. Er würde gern sagen, dass er Erfahrung mit Glauben hat, vielleicht nicht mit der ganzen Breite und Tiefe des Christentums, aber ganz sicher mit seiner zentralen Wucht. Dem Mysterium, der Ehrfurcht, dieser unendlichen Trauer und Betrübnis. Ach, mein Volk. Er hatte es deutlichgespürt, als Shrooms Seele im Augenblick des Todes seinen Körper verließ, ein blendendes Wummm! wie beim Kurzschluss in einem Hochspannungskabel, es hatte ihm alle Kontakte verschmort und ihn in einen Dunstschleier gehüllt, wie nach dem Schlag von einem Schwergewichtsboxer, der weiß, wo es wehtut. Gehirnerschütterung, so was in der Art. Manchmal denkt Billy, dass ihm noch immer die Ohren davon klingeln.
    Die Seele ist etwas Gegenwärtiges, Greifbares, so viel weiß er inzwischen. Seit zwei Wochen tourt er jetzt durch diese unsere großartige Nation und glaubt fest daran, früher oder später auf jemanden zu

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