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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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um da hineinzukommen, außer den über dieses andere Ausland namens College, und den wird er nicht nehmen. Er wird auf keine Schulbank zurückgehen, nie wieder, allein der Gedanke löst eine ganze innere Verpisst-euch-Tirade aus, samt dem dazugehörigen Groll, der bis ganz weit zurück in seine Kindergartenzeit reicht, ganz zu schweigen von der schier seelenzerfressenden Langeweile all die Jahre.
    Falls im öffentlichen Schulsystem von Texas überhaupt wirkliches Wissen zu haben ist, hat er es jedenfalls nicht abgekriegt, und er empfindet das neuerdings als Verlust und sein staatlich sanktioniertes Unwissen als Folge eines großen Verbrechens, deshalb muss er doch jetzt so kämpfen, um die Welt im größeren Maßstab zu verstehen. Wie die funktioniert, wer gewinnt, wer verliert, wer entscheidet. So ein Wissen ist ja nicht irgendwas. Es könnte in gewisser Weise sogar alles sein. Ein junger Mann muss wissen, wo er steht in der Welt, und zwar nicht bloß im Sinne der grundsätzlichen Menschenwürde, sondern als Erkenntnis dessen, was die Wege und Mittel des eigenen Überlebens determiniert und was man bei Einsatz aufrichtiger Anstrengung zu gewinnen hoffen darf –.
    Auuuuuu!!!
    »Erwischt, Alter. Du bist ja total weggetreten.«
    »Verdammt, Sergeant!«
    »Im Irak wärst du jetzt tot.«
    »Im Irak gäb’s auch keine Puppen in Lederhosen. Herrgott, Sergeant.« Billy rückt seine Uniform zurecht und tastet vorsichtig seine Brust ab. Während er seinen Gedanken nachhing, hatte Sergeant Dime sich hinterrücks angeschlichen, ihn an der Gurgel gepackt und brutal seine linke Brustwarze gezwirbelt.
    »Ich glaub, Sie haben mir eine Titte abgerissen, Sergeant.«
    Dime lacht. Er fragt an der Bar nach Sprite. Dime steht auf Sprite, ausschließlich Sprite, kalorienarm, falls vorhanden.
    »Sergeant Dime, was heißt Leverage?«
    Dime prustet etwas Sprite aus. »Aber Specialist Lynn, lesen Sie etwa Forbes hinter meinem Rücken? Wer erzählt hier was von Leverage?«
    »Der Typ da«, Billy nickt mit dem Kinn in Mr Jones’ Richtung. »Der hat gesagt, das ist das Entscheidende bei Norms Erfolg.«
    »Hat er gesagt, soso.« Dimes nimmt Mr Jones unter die Lupe. »Leverage, Billy, ist ein etwas affiges Wort für anderer Leute Geld. So was wie Leihen. Schulden. Kredit. Kreide. Mit dem Geld von andern Geld für sich machen.«
    »Ich kann Schulden nicht ab«, sagt Billy. »Macht mich nervös, irgendwem Geld zu schulden.«
    »Historisch gesehen eine gesunde Einstellung.« Dime zermalmt einen Eiswürfel, krach. »Bin allerdings nicht sicher, ob Gesundheit heutzutage noch groß zählt.«
    »Und Norm?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Soll das heißen, der ist nicht gesund?«
    »Bin gar nicht sicher, dass der überhaupt existiert.«
    Billy lacht, Dime dagegen lächelt nicht mal.
    »Ich weiß allerdings eins.«
    »Was denn, Sergeant?«
    »Dem geht fast einer ab wegen Albert.«
    Billy zieht vor zu schweigen.
    »Wenn man die NFL erobert hat, bleibt wohl nur noch der Marsch auf Hollywood. Er klebt ständig an Albert, von wegen Film-Biz.«
    »Und Albert?«
    »Der ist cool, Kumpel. Spielt gut mit.«
    »Für unseren Film?«
    »Hoff ich doch. Wir haben ihn schließlich hierhergebracht.«
    Sie schweigen. Mr Jones hat sich zu einer Gruppe Gäste im feinen Zwirn gesellt. Sogar beim Lachen bleiben seine Augen scharf gestellt, sein Körper auf der Hut. Billy ist jung und kräftig, aber er hätte, überlegt er, trotz seines militärischen Trainings keinen leichten Stand bei einem Fight mit Mr Jones.
    »Der Typ da, ja, von dem ich erzählt hab? Der trägt’ne Knarre.«
    Dime ist nicht beeindruckt. »Ich denke, in Texas tut das jeder.«
    »Schon, aber hier? Ist doch Schwachsinn.« Billy ist überrascht, wie heftig seine Abscheu ist. »Nur’n Wichser bringt’ne Knarre mit zum Spiel, also, echt, hier sind ja auch bloß circa’ne Million Bullen, oder? Der glaubt wohl, er räumt sämtliche Terroristen alleine ab.«
    Dime sieht Billy an und lacht. Dann wird er stocksteif und baut sich so dicht vor Billy auf, dass sie fast Nase an Nase stehen. Billy hält den Atem an, aber zu spät.
    »Du Arschloch, du trinkst ja doch noch.«
    »Ganz bisschen, Sergeant.«
    »Habe ich weiteren Alkoholkonsum genehmigt?«
    »Nein, Sergeant.«
    Dime guckt in den Becher in Billys Hand. »Hast du irgendein Problem?«
    »Nein, Sergeant.«
    »In zwei Tagen hocken wir wieder in der Scheiße, vergessen?«
    »Nein, Sergeant.«
    »Dann reiß dich gefälligst zusammen, und zwar schnell.«
    »Mach ich,

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