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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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mal, ich hab euch was mitgebracht!
    Soll ja ein Marketinggenie sein, der Norm, aber Billy auf seinem Stuhl im wirren grellen Licht der Kameralampen hat plötzlich das unheimliche Gefühl, dass hier jedermann ausschließlich in Norman Oglesbys Hirn existiert. Norm strahlt, klatscht, gestikuliert in Richtung Bravos. In seinen blauen Augen glitzert ein ganz besonderes, nein, heiliges Licht, er ist so felsenfest überzeugt von der Marke Cowboys, dass er garantiert auch Gott auf seiner Seite hat. Kann man zu noch Höherem berufen sein? Gibt es ein noch höheres Gut im Leben? Was immer dem Team frommt, ist wahrlich Gottes Werk, und alle Schöpfung muss sich Seinem Willen beugen.
    Der Raum ist ein Treibhaus aus Dünsten, Plastik und Epoxidharz, der brenzlig-staubige Mief elektronischer Großgeräte. »U-S-A!«, kreischt eine Cheerleaderin, und die anderen fallen ein: »U-S-A! U-S-A! U-S-A!« Auch Norm skandiert und klatscht und rockt mit im Rhythmus. So viele Cheerleaderinnen, drei Wände lang – die schiere Masse aufgereihten zur Schau gestellten weiblichen Fleischs versetzt die Bravos in einen leichten Schockzustand. Fotografen huschen seitwärts wie Krabben dicht an die Soldaten heran und hauen ihnen ihre Blitze ins Gesicht, die reinste Augenversengung, Hirnverätzung vermutlich auch. An beiden Flanken stehen Pulks von Fernsehkamerateams, die Bühne ist ein gut halbmeterhohes Podest, von unten müffelt es nach Sperrholz. Den Hintergrund bildet eine merkwürdige konkave Trennwand, auf der Stoffbespannung prangen der Cowboys-Stern und das Swoosh-Logo von Nike. Der ganze Raum ist irgendwie schäbig, hat eher was von Gewerkschaftshaus oder einem chronisch unterfinanzierten Plattenstudio: Neonröhren, grässlicher wetterfester Teppichboden überall, Stahlrohrstühle mit den harten Plastiksitzen.Norm setzt sich auf den letzten freien Platz und wölbt sich vor zum Mikrofon.
    » Ich «, fängt er an und muss gleich wieder aufhören, weil eine Handvoll Cheerleaderinnen einfach nicht die Klappe halten wollen. Er lächelt, betrachtet seine Hände und schmunzelt glucksend angesichts ihres Eifers, was auch der Medienmeute schmunzelndes Glucksen entlockt.
    » Ich «, fängt er noch mal an und wartet, bis sich die Cheerleaderinnen endlich in Griff gekriegt haben und aufhören zu kreischen, » ich «, noch eine Pause, diesmal der Wirkung halber, »und die gesamte Organisation der Cowboys« – Keeeiiibeus , spricht Billy lautlos nach und juckt sich innen im Ohr – »sind entzückt und empfinden es als Privileg und als eine riesengroße Ehre, dass heute die hervorragenden jungen Männer der Bravo-Squad bei uns sind, die echten amerikanischen Helden hier links neben mir. Wenn Sie mal Leute sehen wollen, die wissen, was das heißt: Helm auf und los, hier sind sie. Sie sind das Beste, was unsere Nation zu bieten hat, und unser Bestes ist das absolut Beste der Welt, und das haben sie auf den Schlachtfeldern Iraks einmal mehr bewiesen.«
    Wieder schreien die Cheerleaderinnen los, und das orgastische Gekreisch geht nahtlos über in marschkompatibel skandiertes U-S-A! U-S-A! Ob die gesagt kriegen, wann sie dazwischenschreien sollen, überlegt Billy, oder wissen die das von allein? Vom Konzept her spielen Cheerleaderinnen nur die zweite Geige, aber sie sind doch von Natur aus Exhibitionisten, Billy malt sich den inneren Konflikt all der Jungen und Mädchen aus, die je das Feuer des Teamgeistes anzufachen hatten, den klammheimlichen Frust, dass man immer andere bejubelt und sich dabei die Seele aus dem Leib schreit. Die Jubler selbst bejubelt nie jemand! Das muss doch wehtun, vielleicht steckt das hinter manchem ohrenbetäubenden irrwitzigen Begeisterungsschrei. Norm gluckst undschmunzelt wieder und schüttelt den Kopf, als wollte er sagen: Diese Mädels. Die Cowboys-Chefetage nebendran gluckst und schmunzelt mit.
    »Ich bin sicher«, fährt Norm fort, »dass inzwischen alle Bescheid wissen über die Meisterleistung unserer Bravos, nämlich dass sie als Erste einem Konvoi zu Hilfe gekommen sind, als der in einen Hinterhalt geraten war, und dass sie sich auf der Stelle in die Schlacht geworfen haben, ohne Verstärkung, ohne Luftunterstützung, in Unterzahl gegen einen Feind, der diesen Angriff tagelang vorbereitet hatte. Sie haben nicht erst lange überlegt, wie riskant das womöglich ist, sie haben sogar vermutet, dass das eine Falle ist, sie sind einfach reingegangen, ohne zu zögern – «.
    Ein paar Cheerleaderinnen kreischen auf, aber

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