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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Sergeant Dime. Mach ich.«
    »Glaubst du vielleicht, die Hatschis rufen die Schonzeit aus, bloß weil wir da drüben ein Mal dick abgeräumt haben?«
    »Nein, Sergeant Dime.«
    »Verdammt nicht, nein, die werden uns vollballern. Und wenn ich da nicht auf dich zählen kann ...« Dime tritt wieder zurück.Er wirkt plötzlich gekränkt. »Billy, ich brauch dich. Du musst mir helfen, die andern Clowns alle lebend durchzubringen. Also tritt mir hier bitte nicht total weg.«
    Im Nu hat Dime ihm das Herz gebrochen. Er ist der Typ Mann, für den man lieber stirbt, bevor man ihn enttäuscht.
    »Mir geht’s prima, Sergeant. Geht mir gut. Wirklich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Sergeant. Keine Sorge meinetwegen.«
    »In Ordnung. Trink mal’n Schluck Wasser. Mach mir ja nicht schlapp.«
    Und so trinkt Billy Wasser, als A-bort und Crack an die Bar kommen, grinsend wie Cheetah, mit Fleisch- und Knochenfitzeln zwischen den Zähnen.
    »Was’n?«
    »Norms Alte.«
    »Und?«
    »Wir wollen die knallen. Zu zweit.«
    »Halt die Klappe. Kumpel, die ist mindestens fünfundfünfzig.«
    »Mir wurscht, wie alt die ist«, sagt A-bort, »kuck dir die an. Is’ne echt straffe Schlampe.«
    »Ich wollte immer schon mal’ne reiche Schlampe voll von hinten rammen«, probiert Crack.
    »Das ist einfach unflätig«, sagt Billy, ganz ernsthaft; ein puritanischer Konter, der ihn selbst verblüfft. »Ihr seid widerlich. Wir sind ihre Gäste, und ihr habt überhaupt keinen Respekt.«
    Mango ist inzwischen auch da. »Hat nix mit Respekt zu tun, passiert ja im Traum nicht. Is bloß Gereede . Die stöpseln die Lady nich wirklich.«
    »Wart’s ab«, verspricht Crack, »fünf zu eins, ich knall die, hundert Scheine.«
    »So’n Quatsch«, sagt Billy, noch immer im Chorknabenmodus.
    »Ich geh mit«, sagt Mango.
    »Ich auch«, sagt A-bort.
    »Wobei?«, fragt Crack. »Also, so, dass ich die nagele? Oder ihr auch?«
    Bevor das geklärt werden kann, kommt ein Cowboys-Manager, und sofort passiert etwas wie ein harter Videoschnitt, gerade eben sind die Bravos ein Haufen perverse Straßenköter der sabberndsten Sorte und in der nächsten Sekunde das Rückgrat der Nation mitsamt Mark, ja, quasi Heilige sind sie, engelsgleiche Krieger aus den Kreuzzugträumen von Amerika. Der Manager legt einen Packen Time Magazines auf den Tresen und möchte Autogramme, einmal auf der Titelseite und noch mal auf Seite 30, wo die Reportage »Showdown am Al-Ansakar-Kanal« losgeht: »Ad-Wariz ist ein kleiner Weiler am Al-Ansakar-Kanal und selbst nach irakischen Maßstäben ein Provinznest, ein Sammelsurium aus Schlammfachwerkhütten und Äckern zur Selbstversorgung. Am Morgen des 23. Oktober aber wurde dieses abgelegene Dorf für zwei Stunden zum Epizentrum von Amerikas Krieg gegen den Terror.«
    Es folgen sechs Seiten Text inklusive Bildstrecke und 3-D-Grafik mit Pfeilen und Schildchen, die null zu tun hat mit irgendwelchen Gefechten, an die Billy sich erinnern kann. Auch auf dem Cover ist nicht etwa einer vom Team Bravo, sondern Sergeant Daiker vom dritten Zug, sein verbissenes furchteinflößendes Gesicht in dramatisch unscharfer Großaufnahme. »Ganz offenbar haben diese Aufständischen den Tod gewollt«, so Colonel Travers zur Time , »und unsere Männer haben ihnen den Wunsch nur zu gern erfüllt.« Beides stimmte, allerdings erst ganz am Schluss, da hatten sich die Angreifer selbst geopfert, ein kleiner Kamikaze-Trupp aus acht oder zehn Leuten war plötzlich aus dem Schilf gebrochen und in den Tod gerannt, unter lautem Geschrei und vollautomatischem Dauerfeuer, Hurra-Märtyrer im finalen Galopp direkt vor das Tor zum muslimischen Paradies. Von so einemMoment träumt man sein ganzes Soldatenleben lang, und jeder, der eine Waffe zur Hand hatte, bekam sein Stück vom Kuchen, es war der perfekte geballte Feuersturm, und wie der diese Hatschis in Stücke gerissen hatte, Haare, Zähne, Augen, Hände, die Köpfe mürbe Melonen, die zerschmetterten Brustkörbe explodierende Schmortöpfe, Anblicke, die man nicht glaubt und nie wieder vergisst, denn das Hirn lässt das alles einfach nicht mehr in Ruhe. Oh mein Volk. Pardon wird nicht gegeben, Punkt. Gnade war keine Option gewesen. Auf das Wort Gnade war Billy erst später gekommen, und auch nur im Zusammenhang mit ihrer völligen Abwesenheit, Alternativen waren von vornherein ausgeschlossen und die Gründe dafür so tief historisch, dass Gnade womöglich schon lange bevor all die Männer vor Ort geboren wurden, keine Option mehr gewesen

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